Am Palmsonntag klingelt es in Finnland oft an der Tür: Schüler und Schülerinnen, verkleidet als Hexen und ausgerüstet mit einen Strauß bunt geschmückter Palmkätzchenzweige, sagen einen Spruch auf, z. B. "Virvon varvon tuoreeks terveeks tulevaks vuodeks. Vitsa sulle palkka mulle!" und hoffen auf eine Belohnung.
Ursprünglich ein religiöser (russisch-orthodoxer) Brauch aus Karelien, hat sich virpominen inzwischen mit dem westfinnischen Brauch der Osterhexen vermischt. Die Bezeichnung ”virpominen” stammt ursprünglich aus dem russischen Wort ”verba”, die Weide. In den russisch-orthodoxen Kirchen werden am Samstag vor dem Palmsonntag Palmkätzchenzweige gesegnet, um an die Palmzweige zu erinnern, die bei den kirchlichen Osterfeierlichkeiten den Weg von Jesus in Jerusalem gesäumt haben. Mit den gesegneten Zweigen zogen dann früher die Kinder von Haus zu Haus und wünschten gesegnete Osterzeit.
In den 70er Jahren verbreitete sich virpominen aus Karelien nach ganz Finnland und verlor weitgehend die religiöse Bedeutung. Die Verkleidung als Hexe ist wiederum ursprünglich ein schwedischer Osterbrauch, um den Winter zu vertreiben.
Die virpojat der Neuzeit gehen die Sache recht geschäftsmäßig an, indem sie teilweise in der Woche vor dem Palmsonntag ihren Besuch durch Zettel im Briefkasten ankündigen, damit man in den Familien auf die Belohnung vorbereitet ist. Waren früher die Kinder in Karelien mit einem kleinen Osterei oder ein Paar Bonbons als Belohnung zufrieden, so hoffen die heutigen virpojat auf eine dicke Belohnung und sehen den alten Brauch als eine gute Einnahmequelle an. Die Schüler bereiten Rucksäcke voll Palmkätzchenzweige vor und fahren mit Fahrrädern von Haus zu Haus. Anschließend vergleicht man die Ausbeute mit Freunden und überlegt, wie man das Geschäft noch weiter optimieren könnte.
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