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Henrik Meinander: Finnlands Geschichte. Linien, Strukturen, Wendepunkte

Zum finnischen Jubiläumsjahr 2017 - Finnland 100 - hat der Scoventa-Verlag "Finnlands Geschichte. Linien, Strukturen, Wendepunkte" von Henrik Meinander herausgebracht.
Lesen Sie hier die Rezension von Saskia Geisler in der Deutsch-Finnischen Rundschau.

von dfgliest , 24.01.2018 — 0 Kommentare

Scoventa-Verlag: Henrik Meinander: Finnlands Geschichte. Linien, Strukturen, Wendepunkte

Meinanders Überblicks­darstellung zur finnischen Geschichte ist bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Nun zum Jubiläumsjahr ist es unter anderem der Aue-Stiftung zu verdanken, dass diese sehr konzise Geschichte Finnlands auch auf Deutsch vorliegt. Meinander selbst spekuliert, dass sein Buch vielleicht auch deshalb im Ausland auf so viel Interesse stoße, weil mit Aufkommen der Ukraine-Krise die Frage, wie es einem kleinen Nachbarn des so mächtigen Russ­lands gelingen konnte und kann, unabhängig zu sein, noch einmal ganz neu virulent wurde.

Doch Meinander setzt natürlich nicht erst mit der Unabhängigkeit an, sondern beginnt mit den ersten Siedlungs­prozessen im hohen Norden und geht von dort aus chronologisch vor. Wie der Titel schon verrät, betreibt er dabei eine Strukturgeschichte, die den Blick eher auf große gesamtgesellschaftliche Linien lenkt, wobei er kulturelle, wirtschaftliche und politische Entwicklungen gekonnt miteinander zu verknüpfen weiß. Auffällig ist auch die ausgesprochen ausgewogene und um Neutralität bemühte Darstellung, etwa wenn es um den Bürger­krieg geht. Hier versteht es Meinander, Bewertungskonflikte der gegenseitigen Gewalt aufzuzeigen und zugleich keine Konfliktpartei als Aggressor oder Schuldigen darzustellen. Ebenso interessant ist sicher, dass sich hier am Beispiel Finnlands, geführt von Meinander, nachvollziehen lässt, wie Nationalbewusstsein entsteht und welche Folgen dies haben kann.

Es bleibt nicht aus, dass eine Überblicksgeschichte wie die Meinanders gelegentlich etwas unscharf bleiben muss, für zu viele Details ist hier leider kein Platz. Manchmal überraschen auch sprachliche Ungenauigkeiten, ob sie der Übersetzung oder dem Original geschuldet sind, muss hier offen bleiben. So wird etwa auf Seite 37 postuliert, die Grenze des Schwedischen Reiches sei „durch Finnland“ verlaufen, gerade auf den vergangenen Seiten wurde uns aber erklärt, dass es dieses Finnland ja eigentlich noch gar nicht gab.

Auf Seite 224 wird gesagt, finnische Kinder seien während des Winter- und Fortsetzungskrieges in schwedischen Kinderheimen untergebracht worden, tatsächlich waren sie jedoch hauptsächlich in schwedischen Pflegefamilien. Derlei kleinere Beispiele finden sich einige, vor allem auffällig ist dies bei Bildunterschriften, die scheinbar in der Übersetzung etwas stiefmütterlich behandelt wurden. Schade ist auch, dass in der ers­ten Abbildung, einer Karte zur Eiszeit in Europa, die Beschriftungen innerhalb der Karte auf Finnisch belassen wurden.

Trotz dieser in der Gesamtheit betrachtet tatsächlich wenigen Monita ist Finnlands Geschichte von Henrik Meinander eine absolut lesens- und empfehlenswerte Überblicksdarstellung zur finni­schen Geschichte für interessierte Laien. Die wissenschaftliche Nutzung dagegen ist durch fehlende Fußnoten als grenzwertig zu betrachten, die zahlreichen Literaturhinweise im Anhang könnten jedoch auch hier hilfreich sein.

Suomen historia. Linjat, rakenteet, käännekohdat. Aus demFinnischen von Roman Schatz. Scoventa 2017 (Veröffentlichungen der Aue-Stiftung 32). ISBN 978-3-942073-45-5, € 24,90, eine Rezension von Saskia Geisler in der Deutsch-Finnischen Rundschau 175.

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