Die Saimaa-Ringelrobbe ist eine der seltensten Robbenarten der Welt und kommt nur in Finnland vor. Mit ihren dunklen Augen und dem grauen Fell ist sie bestens an das Leben im trüben Wasser des verzweigten Saimaa-Seensystems angepasst: Saimaa-Ringelrobben können bis zu 20 Minuten am Stück tauchen und beim Schwimmen stundenlang eine Geschwindigkeit aufrechterhalten, die Menschen nur auf Kurzstrecken und mit großer Anstrengung schaffen.
Ausgewachsene Tiere erreichen ein Gewicht von 50–90 Kilo und können bis zu 30 Jahre alt werden. Doch das Überleben des „vielleicht niedlichsten Finnen“ (
WWF) ist bedroht: Der Klimawandel und die in seiner Folge auftretenden milden Winter stören die Robben beim Bau der Schneehöhlen, in denen ihre Jungen zur Welt kommen. Der Schnee schützt sie – bleibt er aus, sind die Jungen Witterung und Fressfeinden ausgeliefert. Die scheuen Tiere reagieren zudem empfindlich auf den Lärm von Motorschlitten und die zunehmende Bebauung des Ufers durch den Menschen. Im Wasser werden ihnen wiederum Fischernetze zum Verhängnis.
Nachdem die Population noch zu Beginn der 1980er Jahre auf unter 120 Tiere gesunken war, zeigt der Schutz der Robben in den letzten Jahrzehnten nun Erfolge: Schon im letzten Jahr war ihre Anzahl nach Angaben des finnischen Forstamts
Metsähallitus auf über 300 gestiegen. Auch in diesem Jahr haben es etwa
370–380 Robben über den Winter geschafft. Das sind zunächst alle ausgewachsenen Tiere ohne die im Februar und März geborenen Jungen, ihre Zahl dürfte sich also noch erhöhen. „Das sind erste Anzeichen einer Veränderung“, so Robbenforscher Tero Sipilä im vergangenen September gegenüber
YLE. „In den Seen Etelä-Saimaa, Haukivesi und Pihlajavesi sind Gruppen von vier oder fünf Tieren gesehen worden. Das sind schon die Anfänge kleiner Herden.“ Die Saimaa-Ringelrobbe ist damit noch nicht außer Gefahr, doch mit den Schutzmaßnahmen hat sich auch die Einstellung der Menschen gegenüber den Tieren geändert. „Der Hass auf die Robbe ist verschwunden“, sagt Sipilä. „Stattdessen sprechen sich heute 80% der Finnen für ihren Schutz aus.“
Für den Schutz der Saimaa-Ringelrobbe setzt sich unter anderem der WWF Finnland ein. 2014 rief die Organisation beispielsweise einen Wettbewerb ins Leben, bei dem Designs für künstliche Robbennester gesucht wurden. Die Arbeit konzentriert sich auch auf andere Bedrohungen, etwa Verschmutzungen der Seen durch Öl oder das Fischen mit Netzen. Um der Saimaa-Ringelrobbe und ihrem Schutz mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, präsentiert der WWF Finnland auf seiner Webseite einen
Livestream direkt aus dem Saimaa-Seengebiet. So lassen sich die Tiere aus den eigenen vier Wänden heraus zu beobachten. Übrigens: Auch das
Waldren und das
Europäische Flughörnchen haben dort jeweils ihre eigene Kamera! Vielleicht lässt sich ja gerade in diesem Moment einer der scheuen Waldbewohner blicken?
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