Endlich schulfrei! Anfang Juni durften die finnischen Schüler die Bücher erst einmal zuschlagen. Öffnen müssen sie sie erst wieder im August. Im Vergleich zu Deutschland beginnen die Sommerferien in Finnland früh, nämlich am letzten Werktag der 22. Woche im Jahr. Auch in puncto Dauer unterscheiden sie sich deutlich von den Ferien der deutschen Schulkinder, denn die finnischen Schüler haben ganze zehn Wochen frei.
Termine und Dauer der finnischen Sommerferien haben sich seit den 1920er Jahren nicht wesentlich geändert. Das hängt vor allem mit der 1921 eingeführten Schulpflicht zusammen. Davor, also im 19. Jahrhundert, waren die Schulzeiten unregelmäßiger und die Ferien teilweise sogar noch länger als heute. An vielen Schulen gab es weniger als 30 Wochen Unterricht im Jahr. Auch während der Zeit der Kriege blieben die Schulbänke oft lange leer – allerdings nicht, um den Kindern mehr Freizeit zu bieten, wie die Historikerin Mervi Kaarninen von der Universität Tampere weiß. „Die Kinder mussten bei den Kriegsanstrengungen helfen, zum Beispiel, indem sie Nachbarschaftshilfe leisteten, Schrott sammelten oder Beeren pflückten.“ Während des Fortsetzungskriegs endete die Schule für die höheren Jahrgänge schon am ersten Mai.
Anders als man vermuten könnte, hat die Tradition des frühen Beginns der finnischen Sommerferien weniger damit zu tun, dass die Kinder als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft gebraucht wurden, als vielmehr mit dem nördlichen Klima. „Während des gesamten 20. Jahrhunderts waren die besten Sommermonate eben Juni und Juli“, so die Historikerin und Ethnologin Heli Valtonen von der Universität Jyväskylä gegenüber
Yle. „Die Ferien wurden also in diese Zeit gelegt und nicht in den August wie in vielen anderen europäischen Ländern.“ Überhaupt sei es weniger wichtig, wann genau die Ferien lägen. Die ausreichende Dauer mache erst die richtigen Sommerferien aus.
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