Bereits 2016 brachte SCHWARZKOPF & SCHWARZKOPF 111 Gründe Finnland zu lieben von Tarja Prüss heraus. In dem Buch mit dem Untertitel "Eine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt" führt die Autorin den Leser zu ihren Lieblingsplätzen in Finnland. Nur ein Jahr später war die zweite aktualisierte Auflage bereits auf dem Markt.
Am 28. Juni erscheint nun 111 Orte in Helsinki, die man gesehen haben muss von Tarja bei Emons Verlag.
Wir gratulieren Tarja zu diesem Erfolg und haben das zum Anlass genommen, Tarja, die übrigens ein aktives DFG-Mitglied ist, einige Fragen zu Finnland und ihrer Autorentätigkeit zu stellen:
DFGliest: 2016 erschien dein erstes Buch "111 Gründe Finnland zu lieben". Wie kam es dazu?
Tarja: Gute Frage! Zufall. Oder glückliche Umstände. Eines Tages bekam ich eine Mail mit der Anfrage vom Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag. Er hatte mich über meinen Blog gefunden.
Und der Blog selbst ist ja auch so ein Zufalls- und mittlerweile Herzensprojekt, das vor fünf Jahren losging. Meine Freunde sorgten sich um mich, als ich im Herbst für mehrere Monate allein nach Finnland ging. Deswegen fing ich für sie mit dem Bloggen an, damit sie sehen, wo ich bin und dass es mir gut geht. Das machte mir so viel Spaß (bis heute), dass ich immer mehr Geschichten, Fotos und Videos veröffentlichte. Und so kann man mittlerweile in über 370 Geschichten und 2.000 Fotos stöbern, sein Fernweh stillen oder seine Reiselust befeuern.
DFGliest: Und nun folgt "111 Orte in Helsinki, die man gesehen haben muss". Helsinki, weil es die finnische Hauptstadt ist ...?
Tarja: Es ist das erste Buch im Emons Verlagsprogramm über Finnland. Insofern war klar, dass erst mal die Hauptstadt dran kommt. Aber es geht um mehr als das. Im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten hat Helsinki mit der Lage am Meer eine Sonderstellung. Für mich geht von ihr, egal zu welcher Jahreszeit, eine ganz besondere Atmosphäre aus.
Spätestens, wenn man den Dom das erste Mal erblickt, die Möwen am Hafen kreischen hört und die Meeresluft auf den Lippen schmeckt, dann fängt mein Herz an zu hüpfen. Das, diese besondere Atmosphäre einer Großstadt, die sich nicht wie Großstadt anfühlt, die freundlichen Menschen, das besondere Licht... all das habe ich versucht, mit dem Buch zu transportieren. Und nicht zuletzt gibt es noch einen ganz persönlichen Grund: jedes Mal, wenn ich nach Helsinki komme, habe ich das Gefühl, ich komme nach Hause.
Im übrigen war es eine Riesen Freude, zusammen mit dem finnischen Fotografen Juha Metso die Stadt zu erforschen nach neuen, spannenden Orten, die nicht in jedem Reiseführer stehen.
DFGliest: Deine Mutter stammt aus Finnland, so wurde dir Finnland bereits in die Wiege gelegt. War es so, oder hast du deine Finnlandliebe erst später entdeckt?
Tarja: Sicherlich ist es irgendwie in den Genen verankert. Wenn man schon im Bauch der Mama Finnisch gehört hat, dann sind einem Sprache und die Musik zeitlebens so wohlig vertraut. Selbst, wenn man längst nicht alles versteht. Oft erkenne ich Wörter oder Melodien wieder, ohne zu wissen, woher ich sie kennen könnte. Aber ich spüre, es geht ganz tief. Insofern würde ich sagen, ich habe die Liebe wiederentdeckt. Sie war eine zeitlang verschüttet oder überlagert von anderen Dingen.
Nachdem meine Mama und dann mein Mann gestorben waren, fühlte ich mich sehr hilflos und ohnmächtig. Irgendwas zog mich zu der Zeit nach Finnland. Mit vielen Fragen im Gepäck und auf der Suche nach meinen Wurzeln und irgendwie auch nach dem Glück. Mit einem neuen Verständnis von Glück, überraschenden Erkenntnissen und neuen, anderen Fragen, kam ich schließlich wieder heim.
DFGliest: Du bist in Deutschland aufgewachsen und lebst hier. Wie "finnisch" kann man in Deutschland sein und wie äußert sich das bei dir?
Tarja: Finnland hält irgendwie immer mehr Einzug in meinen Alltag. Seien es Lebensmittel, Kleidung, Einrichtungsgegenstände, Musik. Leider kommt Finnland in unseren Medien, unserer Öffentlichkeit kaum vor. Umso größer ist mein Antrieb als Journalistin, den Menschen im deutschsprachigen Raum Finnland näher zu bringen, sei es als Reiseland oder indem ich über Kultur, Bräuche oder Geschichte schreibe.
An speziellen Festtagen wie Juhannus oder Vappu wird mir am deutlichsten bewusst, dass ich nicht in Finnland bin. Das lässt sich eben nicht einfach so in deutsche Breitengrade übersetzen. Ein kokko am Bodenseeufer ist zwar auch sehr schön, aber es ist nicht dasselbe.
Das andere ist die unterschiedliche Mentalität und die anderen Rahmenbedingungen, die dem "Finnisch-Sein" in Deutschland Grenzen setzen. Nur ein Besipiel: nach meinem Verständnis gibt es in Finnland sehr großes Vertrauen in seine Mitmenschen. Zudem gewährt man dem jeweils anderen größtmögliche Freiheiten und drängt sich nicht auf. Solche Dinge versuche ich in meinen Alltag einzubringen und umzusetzen.
DFGliest: Du reist immer wieder zu verschiedenen Orten und Landesteilen in Finnland. Verrätst du uns dein Lieblingsort!
Tarja: Ganz schwierige Frage. Helsinki ist definitiv so ein Lieblingsort. Im Sommer auf jeden Fall. Wäre es Winter, wäre ich gerne in Enontekiö oder in Inari. Oulu weckt in mir viele Kindheitserinnerungen. Letzten Sommer war ich das erste Mal in Puumala im Saimaa Seengebiet und wusste sehr schnell, hier möchte ich wieder herkommen.
Im Moment bin ich mehr am Entdecken interessiert. Denn es gibt noch so viele Orte in Finnland, die ich noch nicht gesehen habe.
DFGliest: Würdest du gerne nach Finnland auswandern?
Tarja: Eine Frage, die mich schon seit mehreren Jahren beschäftigt und die ich dennoch noch nicht abschließend beurteilen kann.
DFGliest: Du bist DFG-Mitglied und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit in der DFG Baden-Württemberg. Was bedeutet die DFG für dich und findest du ihre Aktivitäten wichtig für Finnland in Deutschland?
Tarja: Das geht los bei Kindheitserinnerungen an die DFG in Bremen. An Pikkujoulu-Feiern mit roten Zipfelmützen auf dem Kopf und mit Herzklopfen beim Anblick des 'leibhaftigen' Weihnachtsmannes. An die deutsch-finnische Schule, die so anders, so spielerisch war, an Picknick in der Lüneburger Heide, bei dem nur finnisch um uns herum gesprochen wurde.
Heute ist es für mich ein Forum, um sich auszutauschen, Menschen zu treffen, die ebenfalls eine besondere Beziehung zu Finnland haben. Auch, um die Begeisterung für ein Land zu teilen und zugleich zu vermehren.
Den früheren Sinn, Finnen in Deutschland zusammenzubringen, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten, hat die DFG in meinen Augen weitgehend verloren. Das ist über Internet und Soziale Medien heutzutage sehr leicht auch ohne Verein möglich.
Aber als Informationsportal, Bildungspartner, kulturelle Institution und einer der ältesten Freundschaftsvereine in Deutschland, um finnische Kultur in Deutschland bekannter zu machen und den deutsch-finnischen Austausch auf vielschichtigen Ebenen zu fördern, finde ich die DFG nach wie vor unverzichtbar.
DFGliest: Hast du weitere Buchprojekte im Sinn und würdest du dich auch an einem Roman, der in Finnland spielt, versuchen wollen?
Tarja: Ein neues Buchprojekt habe ich schon im Kopf. Es wird noch ein bisschen dauern, bis es so richtig ausgereift ist. Deswegen ist es auch noch zu früh, um darüber zu reden. Ein Roman würde mich sehr reizen, aber ich habe ja noch meinen ganz normalen Job beim ORF und sowas schreibt man nicht mal eben nebenbei nach Feierabend. Aber ich hoffe, dass irgendwann die Zeit dafür kommt.
DFGliest: Und die letzte Frage: Wann geht es wieder nach Finnland?
Tarja: In wenigen Tagen geht es in die Region Savo, worauf ich mich schon sehr freue. Das erste Mal zusammen mit meiner Schwester und ihrer Tochter. Darüber und darauf freue ich mich noch mehr.
Wir danken Tarja sehr für das Interview, wünschen ihr eine schöne Savo-Reise und sind gespannt auf das neue Buch!
TARJA PRÜSS (geb. 1969), ist Radio- und TV-Journalistin und absolute Finnland-Kennerin. Seit Jahren reist sie immer wieder nach Finnland und berichtet über ihre Erlebnisse und Begegnungen auf ihrem Finnland-Blog tarjasblog.de. 111 Orte in Helsinki, die man gesehen haben muss ist das zweite Buch nach 111 Gründe Finnland zu lieben. Tarja Prüss ist DFG-Mitglied und aktiv in der DFG Baden-Württemberg.
Tarja Prüss: 111 Orte in Helsinki, die man gesehen haben muss, 240 Seiten, Emons Verlag, ISBN-10: 3740803428, ISBN-13: 978-3740803421. Erscheint am 28. Juni 2018.
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