Black Metal und Umweltschutz – das ist auf den ersten Blick eine seltsame Kombination. Passt das überhaupt zusammen? Für Bassist Toni Hietämäki alias Ontto von Oranssi Pazuzu gar keine Frage. „Wir spielen uns die Wut und die Frustration über die Zerstörung der Natur von der Seele“, erzählt er gegenüber
Helsingin Sanomat, „über das massenhafte Artensterben, den Starrsinn der Menschen und das Warten auf den Untergang. Wir haben genug Wissen und Wege, die Dinge in die richtige Richtung zu lenken, aber dadurch, dass die Menschen auf den eigenen Vorteil bedacht sind, nicht objektiv denken und den Problemen Anderer gegenüber gleichgültig sind, kommt es nur zu mehr Leid.“ Dabei ist er nicht überzeugt, dass sich diese Probleme mit Recycling oder dem Kauf eines Hybridautos lösen lassen. Für eine Katastrophe dieser Größenordnung könne es nur eine Lösung auf derselben Ebene geben.
Dass sich diese Botschaft gerade über Black Metal so gut verbreiten lässt, erklärt sich für den Forscher Antti Majava von Bios gerade aus der rohen Natur der Musik, wie er gegenüber
Helsingin Sanomat erklärt. Die wenigsten Menschen seien sich ihrer zerstörerischen Triebe bewusst, obwohl sie sich mit ihrem Handeln oft sogar selbst schadeten, etwa beim Rauchen. Nach außen hin gäben sie vor, ausschließlich rational zu handeln, und verdrängten dabei alles andere. Black Metal gehe ehrlich mit eben solchen negativen Gefühlen und zerstörerischen Impulsen um und akzeptiere sie als inhärente Komponenten des Menschlichen. Die Texte von Oranssi Pazuzu zeichneten sich darüber hinaus durch eine stilechte und den Traditionen des Genres verpflichtete Naturromantik aus.
Oranssi Pazuzu, das sind neben Bassist und Songwriter Ontto auch Sänger und Gitarrist Jun-His, Schlagzeuger Korjak, Moit an der zweiten Gitarre sowie Evill an Synthesizer und Orgel. Der eigenartige Name der Band setzt sich zusammen aus dem finnischen Wort für die Farbe Orange und Pazuzu, dem Namen eines Winddämons aus der babylonischen Mythologie. Die Band ist eine feste Größe der finnischen Metalszene. 2007 in Tampere gegründet, spielen sie psychedelischen Black Metal, eine Mischung aus monotonen, hypnotischen Klängen und harschem Gutturalgesang. Die Texte dazu sind ausschließlich auf Finnisch – was laut Ontto kein Hindernis auf der internationalen Bühne darstellt. Die Sprache sei sogar von Vorteil. „Für einige Fans ist es ein zusätzlicher Kick, dass sie die Texte nicht verstehen“, erklärt er gegenüber
Helsingin Sanomat. „Dadurch bekommen die Stimmung, die durch unsere Musik entsteht, und die Vorstellungskraft des Einzelnen eine ganz besondere Bedeutung.“ Diese atmosphärische Kraft, die nicht zuletzt hinter den Künstlernamen der Bandmitglieder steht, macht sich auch auf den Covern der bisher vier Studioalben bemerkbar, auf denen sich Symbole und seltsame Bilder zu einem Gesamtbild mischen, das den Betrachter in seinen Bann zieht. Das letzte Album, das unter dem Titel Värähtelijä im Februar 2016 bei Svart Records und 20 Buck Spin erschien, verhalf der Band zum Durchbruch. Im letzten Jahr wurden sie sowohl für den Teosto-Preis als auch für den Emma nominiert, den wichtigsten finnischen Musikpreis.
Wer gerne Black Metal hört und sich einen Eindruck von der Musik der Band verschaffen will, kann das zum Beispiel auf
Bandcamp oder
YouTube. Aber Vorsicht! Diese Klänge lassen einen so schnell nicht wieder los...
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