Schwäne sind für Finnland von besonderer Bedeutung. Der Singschwan etwa taucht nicht nur im Kalevala und den Werken des Komponisten Jean Sibelius auf, sondern ziert auch die finnische Ein-Euro-Münze, auf der zwei Singschwäne nebeneinander über eine Seenlandschaft dahinfliegen. Bewunderer der majestätischen Vögel wird die Nachricht freuen, dass ihre Population in Finnland in letzter Zeit stark gewachsen ist. Die Anzahl der Höcker- und Singschwäne wird derzeit auf etwa 10 000 ausgewachsene Paare geschätzt.
Sowohl Höcker- als auch Singschwäne sind große Tiere, die ein durchschnittliches Gewicht von zehn Kilo und eine Flügelspannbreite von zwei Metern aufweisen. Aufgrund ihrer Körpergröße haben sie in Europa eigentlich kaum Fressfeinde. In Finnland haben jedoch vor allem große Raubtiere die zunehmende Zahl an Schwänen als attraktive Nahrungsquelle entdeckt. „Ein Jungtier am Boden, das sich etwas zu weit von den anderen Schwänen entfernt, ist leichte Beute für einen Wolf oder ein Vielfraß“, erklärt Professor Ilpo Kojola vom Forschungsinstitut Luke in Helsinki gegenüber
Helsingin Sanomat. „Die Jäger stellen ihnen in Sümpfen und Feuchtgebieten nach, also dort, wo sich junge und noch in der Mauser befindliche Schwäne aufhalten. Selbst Füchse und unerfahrene Luchse wagen sich an die Tiere heran.“
Während der Brutzeit müssen die Schwäne außerdem ihre Eier gegen Krähen und kleinere Raubtiere verteidigen. Sowohl Kojola als auch Jari Valkama vom Naturhistorischen Museum Luomus in Helsinki sind sich jedoch sicher, dass die Beutezüge der Raubtiere das Anwachsen der finnischen Schwänepopulation bis auf weiteres nicht behindern werden. „Ganz so alltäglich ist es noch nicht, dass ein Schwan gerissen wird. Andernfalls würden die Menschen deutlich öfter Überreste der Tiere in der Natur finden.“
Obwohl der Singschwan Finnlands Nationalvogel ist, erging es den Tieren dort nicht immer gut. Anfang des 20. Jahrhunderts war ihre Anzahl so stark zurückgegangen, dass in Finnland nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch einige Dutzend Paare nisteten. Grund dafür war ihre intensive Bejagung durch den Menschen. Der Singschwan wäre in Finnland fast ausgestorben, wenn sich nicht die aufkommende Naturschutzbewegung seine Erhaltung auf die Fahnen geschrieben hätte. Mit Erfolg: In den letzten 50 Jahren hat sich die Zahl der Singschwäne in Finnland vertausendfacht. Wer heute im Frühjahr nach Finnland reist, kann daher Jahr um Jahr beobachten, wie sie auf der Rückkehr von ihrer Zugreise den Himmel mit ihren weißen Schwingen und die Luft mit ihrem ausdrucksvollen Gesang erfüllen.
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