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Wespen im Stress


Im Spätsommer werden die Wespen immer aufdringlicher. Forscher Jouni Sorvari von der Universität Ostfinnland erklärt, was sich dahinter verbirgt.

von MoinMoiNews , 05.08.2018 — 0 Kommentare

© Enrique Vidal Flores/Unsplash


Es summt und sirrt am Fenster, am Picknickkorb und in den Büschen – wenn der Sommer kommt, sind die Wespen nicht weit. Aufgrund der ungewöhnlich hohen Temperaturen sind auch in Finnland deutlich mehr der Insekten unterwegs als im letzten Jahr. Im Vergleich zum letzten Sommer ist ihre Zahl um das Zwanzigfache gestiegen. Wespen sind wechselwarme Tiere, weshalb die Wärme ihnen hervorragende Lebensbedingungen bietet. An heißen Sommertagen sind sie eifrig auf der Suche nach Nektar, Pollen, Pflanzensaft und Insekten, der Hauptnahrung der ausgewachsenen Tiere. Ihre Larven, die noch bis in den Spätsommer hinein im Nest schlüpfen, werden mit erbeuteten Tieren und Fleisch gefüttert.

In den Monaten August und September scheinen die Tiere oft regelrecht aggressiv zu werden. Dass ihre hektische Aktivität im Spätsommer ganz andere Hintergründe hat, weiß Jouni Sorvari von der Universität Ostfinnland, der sich bereits seit zehn Jahren mit Wespen beschäftigt. „Die Tiere, die es jetzt auf unser Essen abgesehen haben, sind Arbeiterinnen“, erklärt er gegenüber Helsingin Sanomat. „Der August ist für sie eine stressige Zeit, weil im Nest die Nahrung zur Neige geht. Die Arbeiterinnen müssen um jeden Preis Nahrung für eine große Zahl an hungrigen Larven heranschaffen.“ Aufgrund ihres feinen Geruchssinns kommen sie dem Menschen dabei bisweilen sehr nahe. „Wer Fleisch, Fisch oder süße Getränke konsumiert hat, dessen Atem riecht für die Wespen interessant. Sie folgen dem Geruch auf der Suche nach Nahrung.“

Wie Bienen und Ameisen sind auch viele Wespenarten staatenbildend und leben in Nestern mit klarer Rollenverteilung. Aus einem Wespenstaat überwintert nur die Königin, die im Frühling einen neuen Staat gründet. Dazu legt sie Eier, aus denen Larven schlüpfen. Diese erste Generation füttert die Königin noch selbst. Sobald die Arbeiterinnen schlüpfen, übernehmen diese die Versorgung der nächsten Larven, und die Königin bleibt im Nest, um weitere Eier zu legen. Die Arbeiterinnen sind außerdem für das Säubern und Belüften des Nestes zuständig. Im Spätsommer beginnt der Niedergang des Wespenstaates. Einige Larven entwickeln sich dann zu den Königinnen der nächsten Generation, und aus den unbefruchteten Eiern schlüpfen die männlichen Wespen, die sogenannten Drohnen, die das Nest verlassen und sich mit einer jungen Königin eines anderen Staates paaren. Nach der Befruchtung sterben sie. Mit dem Tod der alten Königin löst sich das Nest auf, und die nun heimatlos gewordenen Arbeiterinnen verenden mit dem Kälteeinbruch. Einzig die neuen Königinnen suchen sich ein geschütztes Winterversteck, aus dem sie mit den steigenden Temperaturen des Frühjahrs hervorkommen, um wiederum ihren eigenen Staat zu gründen.

In Finnland kommen 13 der weltweit insgesamt über 4000 Wespenarten vor, darunter auch die sogenannten Kuckuckswespen, deren Weibchen ihre Arbeiterinnen nicht selbst aufziehen, sondern in die Nester anderer Wespenarten eindringen, die Königin töten und sich an ihre Stelle setzen. Durch die Ausschüttung von Pheromonen bringen sie die Arbeiterinnen des übernommenen Staates dann dazu, ihre Larven aufzuziehen. Wespen bauen ihre Nester meist in hohlen Bäumen, Sträuchern oder an Ästen. Mitunter nisten sie sich jedoch auch in der Nähe von menschlichen Behausungen ein. Schädlingsbekämpfer Manu Backman musste daher in diesem Sommer aufgrund der gestiegenen Zahl an Wespen häufig ausrücken. „Ich bin schon fünfzehn Jahre im Geschäft und habe noch keinen solchen Sommer erlebt“, sagt Backman gegenüber Helsingin Sanomat. „Im Frühling und Sommer haben wir fast tausend Nester zerstört, und einige von ihnen hatten die Größe von Fußbällen.“

Trotz der negativen Erfahrungen, die viele Menschen mit Wespen machen, erinnert Jouni Sorvari daran, dass die Tiere von Natur aus nicht besonders aggressiv sind. „Wespen stechen nur, wenn sie sich oder ihr Nest bedroht sehen. Dann greifen sie zur Sicherheit alles an, was in der Nähe ist. Sobald sich die Gefahr entfernt, geben sie die Verfolgung meist wieder auf.“ Der Forscher, der sich schon seit seiner Kindheit für Wespen interessiert, sieht die Tiere vor allem als missverstandene Art. Sie näherten sich den Menschen nur, um Nahrung für die Mitglieder ihres Staates zu sammeln. „Die Tiere werden weniger aufdringlich, wenn sie etwas gefunden haben. Wer sie also besänftigen will, sollte ihnen in einiger Entfernung des eigenen Tisches etwas anbieten.“ Ein paar Stücke überreifes Obst oder die Reste einer Fleischmahlzeit etwa kämen den viel beschäftigten Arbeiterinnen gerade recht.

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