Ein Donnerschlag kündigte ihren Sieg an und Nanami Nagura weinte vor Glück. Die Japanerin mit dem Künstlernamen „Seven Seas“ gewann am vergangenen Freitag in Oulu die 23. Weltmeisterschaft im Luftgitarrespielen. Damit setzte sie sich gegen Titelverteidiger Matt „The Aristotle“ Burns aus den USA sowie die Drittplatzierte Dana „Dana-Saurus Rex“ Schiemann aus Kanada durch. Der Sieg ist bereits der zweite in Naguras Karriere, denn vor vier Jahren bewies sie schon einmal erfolgreich ihr Können und spielte sich an die Weltspitze.
Jeder Teilnehmer des Wettbewerbs zeigte im ersten Durchgang eine einminütige Show zu einem selbstgewählten Stück. In die zweite Runde rückten die acht Besten vor, denen erst zu diesem Zeitpunkt die Musik für ihren Finalauftritt verraten wurde – in diesem Jahr fiel die Wahl der Veranstalter auf
Hopeless case of a kid in denial von der schwedischen Band The Hellacopters. Die Siegerin Nagura erhielt nach ihrem
spektakulären Auftritt nicht nur eine Krone, sondern auch eine Flying Finn-Gitarre, die vom legendären Gitarrenbauer Matti Nevalainen und seiner Tochter Saara gefertigt wurde. Den Höhepunkt des Wettbewerbs bildete schließlich das gemeinsame Spiel aller Teilnehmer zu Neil Youngs
Rockin’ in the Free World.
Die Weltmeisterschaft im Luftgitarrespielen wird seit 1996 im nordfinnischen Oulu abgehalten. Gegründet von Musiker Jukka Takalo ist sie über zwei Jahrzehnte zu einem international bekannten Ereignis mit offiziellen Tochterwettbewerben und glühenden Anhängern in verschiedenen Ländern angewachsen, das jedes Jahr Scharen von Gästen nach Finnland lockt. Im Sommer kommen dann die Landesmeister zusammen, um ihr Können zu beweisen und um den Weltmeistertitel zu spielen. Die erfolgreichsten Gitarristen und Gitarristinnen sind Profis auf ihrem Gebiet, die auf Festivals und Events und sogar in Werbekampagnen auftreten. Wer sich heute über die Weltmeisterschaft informieren will, hat dazu reichlich Gelegenheit: Inzwischen gibt es Dokumentationen, Bücher und sogar wissenschaftliche Publikationen zum Thema.
Kamen die Gewinner der ersten Meisterschaften noch aus Finnland, hat sich dieses Bild um die Jahrtausendwende geändert. Mit sieben Siegen führen seitdem die USA die Rangliste an, mit einigem Abstand gefolgt von Japan. 2011 ging der Titel erstmals nach Deutschland an die gebürtige Hannoveranerin Aline „The Devil's Niece“ Westphal. Für
Patrick „Ehrwolf“ Culek und seinen Landsmann
Daniel „Moredrive“ Oldemeier hat es in diesem Jahr nur für die hinteren Plätze gereicht.
Eher noch als um technisches Können und Konkurrenz geht es in Oulu aber schließlich um Enthusiasmus und das gemeinsame Erlebnis. Die Organisatoren haben sich dabei einem großen Ziel verschrieben: Ihrer Idee nach würden alle Kriege enden, der Klimawandel stoppen und alle schlechten Dinge auf einen Schlag verschwinden, wenn nur alle Menschen der Erde ihre unsichtbare Gitarre zur Hand nehmen und einfach drauflos spielen würden.
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