Etwa 60 Kilometer von Tampere entfernt liegt Iittala, ein kleiner Ort im Süden Finnlands. 1881 wurde hier das gleichnamige Unternehmen gegründet, das bis heute finnische Glasprodukte produziert. Bei der Herstellung können die Besucherinnen und Besucher der Glasfabrik sogar zusehen.
Aber der Reihe nach. Wer nach einer kurzen Zugfahrt aus Richtung Tampere in Iittala aussteigt, muss sich nicht lange nach Hinweisschildern umsehen, die zum Gelände des Iiittalan Lasimäki führen. Dort finden sich neben der Glasfabrik auch das Iittala Outlet, der Keramikworkshop Anubis, die Kunstausstellung Naivistit Iittalassa, das Glasmuseum, der Schokoladenladen Kultasuklaa und das Café Aino, in dem man Tee trinken und aus dem Fenster sehen kann, sollte man bei einem Besuch im Herbst dann doch vom Regen überrascht werden.
Betritt man das Gelände vom Bahnhof her, beginnt der Weg zur Fabrik gleich nach der Hinweistafel. Eine riesige, gläserne Vase begrüßt den Besucher, sobald er den Vorraum betritt, und an den Wänden informieren Tafeln über die Glasherstellung. Über eine kurze rote Treppe gelangt man auf den Balkon, von dem sich die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Fabrik auf die Finger gucken lassen. Auf dem begrenzten Platz zwischen verschiedenen Instrumenten und beim Umgang mit dem 530 Grad heißen Glas ist jeder Arbeitsschritt genau geplant und mit den Nachbarn abgestimmt. Um das Glas in die gewünschte Form zu bekommen, braucht es besonderes Feingefühl beim Atmen. Die Glasbläserinnen und Glasbläser arbeiten konzentriert und beherrscht, aber schnell. Alles dreht sich dabei um den riesigen Ofen in der Mitte, in dem insgesamt 40 Tonnen Glasmasse bei 1 450 Grad bereit liegen. Die Menge muss immer gleich bleiben, um die Qualität des Glases zu garantieren. Grundstoff der Glasmasse ist feiner Sand vom Meeresboden in der Nähe von Belgien – die genaue Zusammensetzung ist jedoch ein gut gehütetes Geheimnis.
Zu den bekanntesten Stücken, die in dieser Fabrik entstehen, zählt zweifellos die Aalto-Vase, die 1936 von Alvar Aalto entworfen wurde. Mit ihrem gewellten Umriss und dem oft farbigen Glas ist sie ein interessantes Designstück, aber auch eine Herausforderung in der Herstellung. In zwölf Arbeitsschritten wird die vorbehandelte Glasmasse zunächst in eine erhitzte Form gegossen und dann gegen deren Wände geblasen. Dies verlangt vom Glasbläser schnelles Arbeiten und das richtige Timing, damit die Glasmasse nicht kalt wird. Insgesamt sind an der Produktion einer Blase sieben Arbeiter beteiligt. Die Aalto-Vase ist auch als Savoy-Vase bekannt, benannt nach dem gleichnamigen Restaurant in Helsinki, für deren Inneneinrichtung Alvar Aalto und seine Frau Aino 1937 die Vasen als Mittelpunkt auswählten. Heute findet sich die Vase nicht nur in vielen finnischen Wohnzimmern, sondern auch in den Sammlungen von Museen auf der ganzen Welt.
Nach längerer Zeit auf dem Balkon, wo die Hitze des Ofens noch immer zu fühlen ist, und dem Anblick des flüssigen Glases ist es eine Wohltat, sich bei einem Spaziergang über die kleinen Pfade auf dem Gelände wieder abzukühlen und in die Läden hineinzuschauen. Bei Anubis gibt es die unterschiedlichsten Figuren und Gebrauchsgegenstände aus Keramik zu sehen – wie wäre es zum Beispiel mit einer Fledermaus in der Küche, die den Knoblauch aufbewahrt? – und bei Kultasuklaa kommt jeder Schokoladenfan auf seine Kosten. Außerdem lohnt es sich, im Outlet vorbeizuschauen, denn schon die Vielfalt an Gläsern, Vasen, Tellern, Tassen, Teekannen, Glasfiguren und anderen Stücken ist ein Anblick für sich. Vielleicht findet sich dort ja auch das eine Eisschälchen, das im heimischen Küchenschrank noch gefehlt hat…
Die Schokolade ist schon getestet und für gut befunden worden ;-) Liebe Grüße nach Tampere