Der Herbst hat Einzug in Finnland gehalten. Während viele sich über das farbige Laub und die herbstliche Stimmung freuen, beginnt für Autofahrer und Fußgänger mit der immer früher einsetzenden Dämmerung eine riskante Zeit, denn in ihren oft dunklen Winterkleidern sind die Menschen im Straßenverkehr schwerer zu sehen. Die Gefahr von Unfällen steigt.
Dass es Autofahrern mit Einsetzen der Dämmerung so schwer fällt, vor ihnen laufende Fußgänger auszumachen, hängt laut dem Verkehrsmediziner
Timo Tervo mit den Fähigkeiten des menschlichen Auges und den Bedingungen im herbstlichen Straßenverkehr zusammen. Normalerweise gewöhne sich das Auge relativ schnell an die Dämmerung, wenn es ihr lange genug ausgesetzt sei. Im abendlichen Straßenverkehr werde es jedoch ständig mit Lichtquellen konfrontiert, etwa vom Armaturenbrett, von Straßenlaternen und den Scheinwerfern entgegenkommender Autos, sodass dieser Prozess nicht einsetzen könne. Auch das Wetter habe einen negativen Einfluss auf die Sicht: Nebel und dichter Regen sorgten für Verzögerungen im Erkennen von Gefahren und die feuchte Luft schlucke zusätzlich Licht.
Um die Gefahren im herbstlichen Straßenverkehr zu verdeutlichen, hat der ehemalige Berufskraftfahrer
Kenne Sundström aus dem südfinnischen Espoo zusammen mit einem Freund ein Experiment durchgeführt. Sundströms Freund setzte sich an einem regnerischen Herbstabend hinter das Steuer seines Autos und schoss ein Foto von ihm, während er in einiger Entfernung die Straße überquerte. Sundström lud das Bild daraufhin auf Facebook hoch und fragte die Betrachter, ob sie den Passanten am Straßenrand ausmachen könnten. Ohne Reflektor ist Sundström in Jeans und dunklem Kapuzenpullover kaum zu erkennen. Nach Angaben der Verkehrssicherheitsorganisation
Liikenneturva macht dieser Reflektor einen deutlichen Unterschied: Ein Fußgänger ohne Reflektor etwa ist im Scheinwerferlicht des Autos erst ab einer Entfernung von 50 Metern zu sehen. Reflektoren vergrößern diese Entfernung auf etwa 350 Meter und geben dem Autofahrer so mehr Zeit, um zu reagieren.
Reflektoren sind ein fester Bestandteil der Sicherheitsvorschriften im finnischen Straßenverkehr. Passanten müssen dem Gesetz nach in der dunklen Jahreszeit einen angemessenen Reflektor tragen, der sie für Autofahrer erkennbar macht, und nach Angaben von Liikenneturva tut das heute jeder zweite Fußgänger in Finnland. Der Gebrauch von Reflektoren im Straßenverkehr geht auf eine finnische Erfindung zurück, nämlich auf
Arvi Lehti und seinen Sohn Taisto, der sie in den 1970er Jahren weiterentwickelte und in ganz Finnland bewarb. Bei der Auto- und Verkehrsgala bekam Taisto Lehti dafür im vergangenen Jahr einen Preis für die auf diesem Gebiet wichtigste Erfindung des letzten Jahrhunderts. Auch in Schweden, Norwegen und Dänemark verbreiteten sich die Reflektoren rasch. Aus dem Straßenverkehr sind sie heute in Nordeuropa jedenfalls nicht mehr wegzudenken.
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