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Begehrtes Himmelsfeuer


Am vergangenen Wochenende waren in ganz Finnland Polarlichter zu beobachten.

von MoinMoiNews , 09.10.2018 — 0 Kommentare

Das menschliche Auge erkennt Farben in der Dämmerung schwer, weshalb Polarlichter auf Fotos meist intensiver wirken. © Cameron Worsley/Unsplash


Geisterhaft still und geheimnisvoll tanzen sie über den Himmel – die Polarlichter. Wer in den Wintermonaten in den Norden reist, hat im Gepäck oft die Hoffnung, dieses Naturschauspiel einmal erleben zu dürfen. Um sie tatsächlich zu erwischen, braucht es allerdings meist eine ganze Portion Glück. Eben das hatten am vergangenen Wochenende Polarlichtjäger in ganz Finnland, denn das Leuchten am Himmel war von verschiedenen Orten aus zu beobachten. Der klare Himmel bescherte Beobachtern etwa in Rovaniemi, Joensuu, Kuopio, Kouvola und Helsinki eine ganz besondere Nacht. Viele von ihnen meldeten ihre Polarlichter mit einem Foto auf der Internetseite von Taivaanvahti, der Beobachtungsstation des finnischen Astronomievereins Ursa. Taivaanvahti sammelt unter anderem Sichtungen von Himmelsphänomenen wie Kometen, Stürmen, Sonnen- und Mondfinsternissen – und eben auch Polarlichtern.

Das Auftauchen von Polarlichtern hängt mit dem Magnetfeld der Erde und der Strahlung der Sonne zusammen. Wenn geladene Teilchen aus dem Sonnenwind Kurs auf die Erde nehmen und auf deren Magnetfeld treffen, interagieren sie mit den dort befindlichen Atomen und Molekülen. Die Sauerstoff- und Stickstoffatome in der Erdatmosphäre werden durch den Aufprall ionisiert, also energetisch aufgeladen, fallen nach kurzer Zeit aber wieder in ihren Ausgangszustand zurück. Die freiwerdende Energie nimmt die Form von elektromagnetischer Strahlung an und ist somit als Licht sichtbar. Diese Phänomene spielen sich in einer Höhe von 100 bis 200 Kilometern über dem Erdboden ab.

Das plötzliche Auftauchen und Verschwinden der Lichter sowie ihre eigentümlichen Bewegungen haben die Menschen schon immer fasziniert. Für ihren Ursprung gibt es daher verschiedene mythische Erklärungen. Im Finnischen weist schon das Wort revontulet, also Fuchsfeuer, auf eine dieser Erklärungen hin. Der Feuerfuchs, auf Finnisch tulikettu oder tulirepo, ist im ost- und nordfinnischen Volksglauben ein mythisches Wesen, dessen Fang jedem Jäger die Erfüllung seiner Wünsche verspricht. Wer den Feuerfuchs erlege, so die Sage, komme zu Reichtum und Ruhm. Das Fuchsfell gibt im Volksglauben außerdem Licht ab, sobald es mit etwas in Berührung kommt. Die Nordlichter wurden folglich damit erklärt, dass in Lappland über das Land laufende Feuerfüchse an den Bäumen entlangstreifen oder ihre Schwanzspitzen die Schneedecke berühren. Interessanterweise gibt es eine ähnliche Erklärung für die Lichtphänomene aus den Geschichten der Ureinwohner Kanadas, nur dass es dort das Fell eines Karibus ist, das Funken schlägt. Auch im Kalevala werden die Lichter am Himmel erwähnt, wenn auch nicht unter ihrem heute gebräuchlichen Namen. Sie werden dort stattdessen als Pforten zum Nordland (Pohjolan portit) bezeichnet. Auf Grönland schließlich gibt es den Glauben, die Lichter am Himmel seien die Seelen gestorbener Kinder, die miteinander spielten. Alle Sprachen, die um den Polarkreis herum gesprochen werden, haben eigene Bezeichnungen für die Polarlichter. In Schweden heißen sie norrsken, auf Island norðurljós, auf Estnisch põhja valgus und auf Nordsamisch guovssahasat.

In Mittel- und Südeuropa, wo Polarlichter eine seltene Erscheinung sind, wurden sie dagegen als Vorboten von Krieg und Unglück gedeutet. Zu dieser Deutung trug auch ihre Farbe bei, denn in südlicheren Breiten sind die Polarlichter meist rot. Entsprechende Erwähnungen finden sich noch im späten 19. Jahrhundert.

In Finnland lassen sich die Polarlichter am besten im Herbst und Winter beobachten. Polarlichter treten zwar das ganze Jahr über auf, sind jedoch im Sommer aufgrund der hellen Nächte in den Gegenden nahe dem Polarkreis kaum zu erkennen. Ihr Auftreten lässt sich nicht genau vorhersagen, aber je weiter man nach Norden kommt, desto öfter ist das Himmelsleuchten zu beobachten. Bei Kilpisjärvi im äußersten Norden Finnlands liegt ihre statistische Häufigkeit bei drei von vier Nächten, auf der Höhe von Kuopio tauchen sie nur noch einmal pro Woche auf. Wer seine Chancen noch verbessern will, sollte außerdem zwei bis drei Stunden vor oder nach Mitternacht auf die Suche gehen, da zu diesen Zeiten die meisten Polarlichter auftreten, und eine klare Nacht wählen. Die beste Sicht hat man in einsamen Gegenden fernab der Straßenbeleuchtung der Städte. Tauchen die Lichter am Himmel auf, dauert das Schauspiel meist nur kurze Zeit, zwischen einer Viertelstunde und einer halben Stunde. Es lohnt sich also, schnell zu sein – und, wenn man erfolgreich war, den Moment zu genießen.

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