Wer in den letzten Tagen einen Bummel durch die Einkaufsstraßen einer finnischen Stadt unternommen hat, wird in Schaufenstern und auf Werbetafeln immer wieder ein Wort gesehen haben:
isänpäivä, Vatertag. Die Geschäfte bereiten sich schon eine ganze Weile auf den Tag vor, und vor allem bei der Bücherauswahl gab es
einige Stimmen, die sich darüber wunderten, dass finnische Väter der Werbung zufolge offenbar nur an Kriegsgeschichten interessiert seien.
Am Vatertag selbst wird man dann oft der finnischen Flagge ansichtig, denn der Tag ist seit 1987 Flaggentag. Im Unterschied zum Muttertag, der ein halbes Jahr vorher am zweiten Sonntag im Mai gefeiert wird, handelt es sich jedoch nicht um einen offiziellen Flaggentag. An solchen Tagen sind öffentliche Institutionen verpflichtet, die finnische Flagge zu hissen. Der Vatertag, der auf den zweiten Sonntag im November festgelegt wurde, ist dagegen bisher nur eingebürgerter Flaggentag, an dem eine Beflaggung lediglich empfohlen wird.
Das soll sich jetzt ändern: Innenminister Kai Mykkänen kündete am Freitag auf
Twitter an, auch den Vatertag zum offiziellen Flaggentag erklären zu wollen. „Mütter und Väter sollten auch in Hinblick auf die Beflaggung auf eine Ebene gestellt werden“, erklärte er in einer
Pressemitteilung der Regierung. Im Vergleich zu seinen eingebürgerten Flaggentagen hat Finnland nur wenige Tage, an denen die Flagge verpflichtend gehisst wird. Mykkänen zufolge soll diese Regelung auch mit diesem neuen Flaggentag beibehalten werden. „Die Wertschätzung der offiziellen Flaggentage setzt voraus, dass ihre Anzahl sich im Rahmen hält. Beim Vatertag geht es um eine besondere Situation, in der ein symbolischer Unterschied zu einem deutlichen Äquivalent aufgehoben wird, also dem Muttertag.“
Auch andere finnische Politiker und Politikerinnen haben sich in den vergangenen Tagen zur Frage der Beflaggung geäußert. Annika Saarikko, Ministerin für Familie und Soziales, erklärte am Donnerstag bei der Ehrung zum Vater des Jahres, dass auch die Väter einen offiziellen Flaggentag verdienten. Es gebe keinen Grund, die beiden Elternteile in dieser Frage nicht gleichberechtigt zu behandeln. Hanne Huvila vom Innenministerium sieht den Unterschied zwischen offizieller und eingebürgerter Beflaggung dagegen als weniger wesentlich an, denn zu einer guten Beflaggungskultur gehörten beide Arten selbstverständlich dazu. Die unterschiedliche Handhabung von Vater- und Muttertag sei bisher nicht als Frage der Wertschätzung betrachtet worden, sondern vor allem historischer Natur, erklärte sie gegenüber
Helsingin Sanomat. Während sich der Muttertag bereits vor den Ende der 1970er-Jahre festgelegten Vorschriften als Flaggentag eingebürgert habe, sei der Vatertag erst im darauffolgenden Jahrzehnt zum allgemeinen Feiertag geworden.
Das Innenministerium wird nun einen entsprechenden Vorschlag vorbereiten und der Regierung zur Abstimmung vorlegen. Bis sich im nächsten Jahr die Schaufenster wieder mit Geschenkideen füllen, sollte die Frage dann wohl entschieden sein.
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