Statistiken zu Hochzeiten zeigen oft interessante Entwicklungen innerhalb einer Gesellschaft. Nach Angaben der
bpb spiegelten sich in Deutschland beispielsweise die krisenhaften Jahre der Weimarer Republik in einem Rückgang der Eheschließungsrate wider, während es in der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen regelrechten Heiratsboom gab. Auch wann die Menschen in Westeuropa heiraten, hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich geändert, und Finnland ist dabei keine Ausnahme.
Am Mittwoch veröffentlichte das Statistikzentrum
Tilastokeskus seine Daten zu Hochzeiten und Ehen. Demnach sind finnische Frauen bei ihrer ersten Hochzeit im Durchschnitt 31,7 und Männer 33,9 Jahre alt. Die jüngsten Eheleute finden sich in Mittelösterbotten, wo Frauen mit durchschnittlich 29,7 und Männer mit 31,3 Jahren heiraten, und die ältesten auf den schwedischsprachigen Ålandinseln vor der Südwestküste – dort gehen Frauen mit durchschnittlich 36,8 und Männer mit 38,3 Jahren in die Ehe. Das Durchschnittsalter bei der ersten Hochzeit in Finnland ist damit in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Zu Beginn der 1980er Jahre heirateten Frauen noch mit 25 und Männer mit 27 Jahren.
Was sich nicht geändert hat, ist der Altersunterschied zwischen den Ehepartnern: In ganz Finnland ist der Bräutigam bei der Hochzeit meist noch immer älter als die Braut, im Durchschnitt um etwa zwei Jahre.
Der Anteil der Eheschließungen bewegt sich seit den 1990er-Jahren zwischen 20 und 25 Prozent und ist in den 2010er-Jahren weiter gesunken. Durch die späteren Hochzeiten ist vor allem die Eheschließungsrate der 20–34-jährigen gesunken, was entsprechende Auswirkungen auf den Durchschnitt hat. Im Jahr 1990 lagen beispielsweise fast drei Viertel aller neuverheirateten Frauen in dieser Altersgruppe, während es im letzten Jahr nur noch gut die Hälfte waren. Die Scheidungsrate und die Dauer der ersten Ehe haben sich in den letzten Jahren dagegen nur wenig verändert. Seit 2015 liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die erste Ehe einer Frau in einer Scheidung endet, zwischen 38 und 40 Prozent. Interessanterweise endet die erste Ehe in Finnland mit etwas größerer Wahrscheinlichkeit mit dem Tod eines der Ehepartner als mit einer Scheidung.
Seit März 2017 können auch homosexuelle Paare in Finnland heiraten, sodass sie nicht mehr als eingetragene Lebenspartnerschaften geführt werden. Die Gesetzesänderung hat im letzten Jahr zu einer großen Zahl von Eheschließungen geführt – wie auch im Jahr 2002, als eingetragene Lebenspartnerschaften zum ersten Mal möglich waren. Insgesamt heirateten im vergangenen Jahr 554 gleichgeschlechtliche Paare, davon 181 Männer- und 373 Frauenpaare.
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