Das Volk hat gesprochen. Das heißt, diejenigen, die sich am Unabhängigkeitstag während der Feierlichkeiten im Helsinkier Präsidentenpalais an der Abstimmung zum schönsten Kleid des Abends beteiligten. Mit 7 289 Stimmen hat es das Kleid von Jenni Haukio dabei auf den dritten Platz geschafft. Dass das Kleid schön ist, steht also außer Frage – aber es hat auch eine interessante Entstehungsgeschichte. Als Material für das Kleid dienten nämlich Ioncell-Fasern, die aus finnischer Buche gewonnen wurden. Ioncell ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Helsinki und Aalto. Mit der neuen, umweltfreundlichen Methode können Textilfasern aus Holz oder Recycling-Material gewonnen werden. Die in ihnen enthaltene Cellulose wird dabei mithilfe von ionischer Flüssigkeit aufgelöst und anschließend zu Fasern und Fäden gesponnen, die biologisch abbaubar und feuchtigkeitsabsorbierend sind und sich wie Baumwolle und Viskose färben lassen.
Auch das Kleid selbst entstand an der Aalto-Universität. Entworfen wurde es von der Mode- und Designstudentin Emma Saarnio. Ihre Kommilitonin Helmi Liikanen, die Textildesign studiert, war für die Konzeption des Stoffes verantwortlich. Die Herstellung des Materials war zugleich Teil eines Forschungsprojekts an der Universität, in dem ausschließlich von Hand gearbeitet wurde. Neben Saarnio und Liikanen waren weitere Studierende und Lehrende beteiligt, unter anderem Päivi Kokko-Vuori, die den Stoff webte, und Reetta Myllymäki, die das Kleid nähte. Koordiniert wurde das Projekt von Professor Pirjo Kääriäinen.
In einer
Pressemitteilung der Aalto-Universität erklärt Saarnio ihre Inspiration für das Kleid. „Der Ausgangspunkt für mein Konzept war das zweite Jahrhundert der finnischen Unabhängigkeit, das ein neues Bewusstsein für die Umwelt, neue Materialien und eine neue Generation von Designerinnen und Designern mit sich bringt. Ich wollte ein Outfit entwerfen, das die Persönlichkeit der Trägerin unterstreicht und zugleich von der Herkunft des Materials erzählt. In der Form des Kleides habe ich versucht, finnische Tradition und Futurismus zu vereinen. Inspiriert haben mich auch die starken finnischen Frauen, was im Minimalismus des Kleids und seiner unkomplizierten Form zum Ausdruck kommt. Das Kleid steht für das Versprechen einer saubereren und klareren Zukunft.“
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