Wie stehen die Finnen zur Außenpolitik ihres Landes? Welche Meinung haben sie zur Wehrpflicht und zur Organisation der Landesverteidigung? Wie sicher fühlen sie sich angesichts der internationalen Situation und welche Faktoren sehen sie als Bedrohung an? Diesen Fragen geht der Beirat für Verteidigungsinformationen (MTS) im finnischen Verteidigungsministerium in seiner jährlichen Umfrage zu Außenpolitik, Landesverteidigung und allgemeiner Sicherheit nach. Seit Ende November liegen die
Ergebnisse für dieses Jahr vor. Befragt wurden zwischen September und Oktober gut tausend Personen.
Einen wichtigen Bestandteil der Befragung bildete die Organisation der Landesverteidigung. Finnland hat derzeit eine allgemeine gesetzliche Wehrpflicht für Männer, die bei ethischen oder religiösen Bedenken durch einen Zivildienst ersetzt werden kann. Beide Dienste sind zwischen dem 18 und 35 Lebensjahr abzuleisten, danach befinden sich alle Männer, die den Wehrdienst absolviert haben, bis zum 60. Lebensjahr in der Reserve. Totalverweigerern, also Männern, die sowohl den Wehr- als auch den Zivildienst ablehnen, droht eine Haftstrafe von bis zu einem halben Jahr. Seit 1995 können sich auch Frauen freiwillig zum Wehrdienst melden. Mit diesem System ist noch immer ein Großteil der Finnen zufrieden, auch wenn dieser Anteil seit der letzten Befragung im Herbst 2017 leicht gesunken ist. Für einen freiwilligen Wehrdienst sprechen sich nur 13 Prozent der Befragten aus, 9 Prozent befürworten die Etablierung einer Privatarmee. Auch der Anteil derer, die sich für eine Ausweitung der Wehrpflicht auf Frauen aussprechen, ist verhältnismäßig klein: Nur 16 Prozent aller Befragten unterstützen diesen Vorschlag. Nennenswerte Unterschiede zeigen sich in dieser Frage weder zwischen Männern und Frauen noch zwischen den Altersgruppen.
Der Gedanke der Landesverteidigung wird der Umfrage nach weiterhin von einem Großteil der finnischen Bevölkerung befürwortet. 66 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Finnland sich im Falle eines Angriffs in jedem Fall mit Waffengewalt verteidigen müsse, auch wenn der Ausgang ungewiss sei. 84 Prozent aller Finnen wären der Umfrage nach außerdem bereit, ihr Land im Ernstfall persönlich zu verteidigen bzw. einen ihren Fähigkeiten entsprechenden Beitrag dazu zu leisten. Gegenüber der letzten Befragung sind beide Anteile rückläufig. Die Frage der Landesverteidigung scheint vor allem unter jungen Finninnen und Finnen umstritten zu sein: Einer kompromisslosen Landesverteidigung stimmen in der Gruppe der unter 25-jährigen nur 49 Prozent zu. Am höchsten ist die Zustimmung mit 72 Prozent in der Gruppe der 50- bis 79-jährigen.
Der Beirat fragte auch nach den Ansichten zur finnischen Außenpolitik und den Verteidigungsbündnissen. 69 Prozent schätzen die Außenpolitik ihres Landes als sehr gut oder ziemlich gut ein, 21 Prozent als sehr schlecht oder ziemlich schlecht. Besonders kritisch äußert sich die Altersgruppe der 25- bis 34-jährigen, von denen insgesamt 30 Prozent die Außenpolitik als schlecht einschätzen. Im Vergleich zu den letzten Jahren hat das Vertrauen in die finnische Außenpolitik insgesamt leicht zugenommen: Im Jahr 2015 etwa hatte sich noch fast ein Drittel der Befragten kritisch zu diesem Thema geäußert. Auf die Frage, ob Finnland auch in Zukunft militärisch unabhängig bleiben sollte, antwortet gut die Hälfte der Befragten zustimmend – ein Anteil, der sich in den letzten Jahren kaum geändert hat. Eine Mitgliedschaft in der NATO lehnt eine knappe Mehrheit der Finnen ab, wobei im Vergleich zu den anderen Fragen viele Befragten keine feste Meinung haben. Besonders gespalten ist die Gruppe der Befragten unter 25 Jahren: 31 Prozent sind der Meinung, Finnland solle der NATO beitreten, 42 Prozent lehnen die Mitgliedschaft ab und 27 Prozent sind unentschieden. Die jetzige Zusammenarbeit mit der NATO schätzt insgesamt jedoch mehr als die Hälfte der Befragten als positiv ein.
Schließlich wurden die Befragten gebeten, ihr Vertrauen in die Zukunft der Europäischen Union und die Zukunft Finnlands zu bewerten. 58 Prozent geben an, dass ihr Vertrauen in die EU sich nicht verändert habe. Für gut ein Drittel hat dieses Vertrauen in letzter Zeit jedoch nachgelassen. Deutlich zugenommen haben den Befragungen der letzten Jahre nach die Sorgen um den Klimawandel, den internationalen Terrorismus und die globale Flüchtlingskrise sowie Cyberangriffe. Die Hälfte der Befragten ist außerdem der Ansicht, dass Finnland und seine Bewohner in den kommenden Jahren in einer unsichereren Welt leben würden, als sie es heute tun.
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