Die Babybox ist vielen Finnlandinteressierten ein Begriff. Im
Norden als wichtige Innovation geschätzt und durch internationale
Berichterstattung über die Grenzen Finnlands hinaus bekannt, versorgt
die auch als Mutterschaftspaket bezeichnete Box jährlich mehrere
Zehntausend junge Familien mit mehr als 50 Produkten für die ersten
Monate mit dem neugeborenen Kind. Doch wie werden diese Produkte
hergestellt und woher kommen sie? Diesen Fragen ging
Finnwatch
im vergangenen Jahr in einer Untersuchung nach. Die finnische
Organisation forderte dafür von allen Unternehmen, die im vergangenen
Jahr Produkte für die Babybox bereitstellten, Informationen über deren
Herkunft und Herstellung an. Von den 18 Unternehmen, die kontaktiert
wurden, antworteten fast alle auf die Anfrage. Einzige Ausnahmen waren
Jutta Product und North Outdoor, von denen letzteres in der Zeit der
Befragung den Besitzer wechselte. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung
veröffentlichte Finnwatch Mitte Januar in einem
detaillierten Bericht.
Dem Bericht nach wird ein Großteil der Produkte in den Babyboxen in Billiglohnländern hergestellt. Wie die
Geschäftsführerin von Finnwatch Sonja Vartiala
erklärt, ist daher damit zu rechnen, dass bei der Produktion die Rechte
der Arbeiterinnen und Arbeiter verletzt werden. Besonders problematisch
sei die Situation bei den Rohstoffen, weil viele Unternehmen deren
Ursprung nicht genau kennen würden. Die Baumwollproduktion sei
beispielsweise bekannt für Kinderarbeit und Vergiftungstode unter den
Pflückerinnen und Pflückern. Wichtigstes Importland für die Bestandteile
der Babyboxen ist dem Bericht nach China, mit einigem Abstand gefolgt
von Pakistan, Indien und Bangladesch.
Das Problem sieht Finnwatch vor allem in den Auswahlkriterien bei
der finnischen Sozialversicherungsanstalt Kela, die Zusammenstellung und
Ausgabe der Babyboxen koordiniert. Statt auf eine sozial
verantwortungsvolle Produktion setzten sie vor allem auf günstige
Preise. Positiv hervorzuheben sei jedoch die bereitwillige Kooperation
der meisten Firmen während der Untersuchung. Finnwatch zufolge hat sich
Kela zudem verpflichtet, im Jahr 2020 zusätzliche Anforderungen an die
Verantwortlichkeit der Produkte zu stellen. Auch diese Anforderungen
seien jedoch nicht über jede Kritik erhaben, denn sie bezögen sich nicht
auf unverhältnismäßige Überstunden oder zu niedrige Löhne. Vartiala
hofft daher, dass Kela seine Kriterien noch weiterentwickelt, um
finnischen Familien in Zukunft wirklich gute Babyboxen bieten zu können.
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