Das finnische Schulessen findet in den deutschen Medien immer wieder lobende Erwähnung. Mitte des vergangenen Jahrhunderts war Finnland
weltweit das erste Land, das ein Gesetz über die kostenlose Schulspeisung verabschiedete und damit bis heute allen Kindern in Vorschule und Gemeinschaftsschule sowie den Gymnasiasten und Auszubildenden in ihrer beruflichen Erstausbildung eine angemessene Verpflegung garantiert. Was auf den Tisch kommt, wird von den Kommunen und Schulen bestimmt, doch die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern können sich ebenfalls einbringen. Empfehlungen für die Gestaltung des Speiseplans schließlich kommen vom Zentralamt für Unterrichtswesen und dem staatlichen Ernährungsbeirat.
Diese Vorgaben des Ernährungsbeirats wollten den
Schülerinnen und Schülern in einigen nordkarelischen Kommunen kürzlich allerdings so gar nicht schmecken. Anfang des Jahres wurde dort nämlich ein Brotaufstrich von der Karte genommen: Konnten die Kinder zuvor zwischen Margarine und einem butterhaltigen Streichfett wählen, gab es nach der Änderung nur noch Margarine aufs Brot. Die Schülerinnen und Schüler sammelten daraufhin Unterschriften für die Butter – in Kontiolahti nahe Joensuu kamen über tausend zusammen. Am Ende zahlte sich die Rebellion aus. In den Kommunen sind butterhaltiges Streichfett und auch fettarme Milch in Zukunft wieder Teil des Schulessens, auch wenn Margarine weiterhin empfohlen wird.
Arja Lyytikäinen und Sebastian Hielm vom staatlichen Ernährungsbeirat kritisieren diese Entscheidung. Das Schulessen stehe so in direktem Widerspruch zu dem, was im Unterricht zum Beispiel zur negativen Wirkung von gesättigten Fettsäuren auf die Gesundheit von Herz und Gehirn gelehrt werde. Die Verantwortlichen vor Ort drängten den Kindern die weniger gesunden Optionen geradezu auf. Auch habe das Schulessen Vorbildcharakter: Was die Schülerinnen und Schüler in der Mensa äßen, wirke sich auf ihr Essverhalten zu Hause aus.
Der Leiter des Schulsektors in Kontiolahti Teemu Piirainen sieht die Diskussion dagegen als Chance für die Schülerinnen und Schüler, die an diesem Beispiel lernen könnten, wie demokratische Prozesse funktionierten. „Natürlich müssen bei der Entscheidungsfindung die Verantwortung der Schule und der faktische Inhalt der Ernährungsempfehlungen bedacht werden“, räumt er ein. Als Lernprozess sei die Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler letztlich jedoch wichtiger als die Sache selbst gewesen.
Kommentare