Wer einmal durch die Straßen einer seit Jahrhunderten bestehenden Stadt geschlendert ist, der kennt das Gefühl, Geschichte buchstäblich unter den Füßen zu haben. Sie versteckt sich in den schiefen Pflastersteinen, den engen Gassen und den Türschwellen. Wie spannend wäre es doch, bei einem solchen Spaziergang auch einen Schritt in die Vergangenheit zu machen und die Stadt mit den Augen derer zu erleben, die dort einmal gelebt haben!
Im südwestfinnischen Turku macht ein besonderer Stadtrundgang das möglich: Mithilfe von VR-Brillen können Besucherinnen und Besucher bei „Turku goes 1812“ noch bis Ende März einen Blick auf die Stadt werfen, wie sie vor mehr als 100 Jahren aussah. Der alte Marktplatz und seine Umgebung sind dabei die zentrale Attraktion. Von dort bietet sich ein Ausblick etwa zum Dom von Turku, der als Nationalheiligtum Finnlands und einzige mittelalterliche Kathedrale das Wahrzeichen der Stadt darstellt. Die historische 3D-Umgebung bietet so ein besonderes Geschichtserlebnis: Mit der Modellierung des Marktplatzes und seiner Umgebung zu Beginn des 19. Jahrhunderts biete sich den Besuchern beispielsweise die Möglichkeit, die bei einem Brand zerstörte Altstadt mit eigenen Augen zu erleben, so
Minna Sartes von der Stadt Turku.
Der Stadtrundgang in der erweiterten Realität wurde mit Begeisterung aufgenommen und die ersten Durchläufe waren innerhalb eines einzigen Tages ausverkauft. Der zweite Teil der Rundgänge wird ab dem 22. März buchbar sein. Insgesamt sollen bis Ende März etwa 1.000 Personen an den Touren in die Vergangenheit teilnehmen können. Der Stadtrundgang gehört zum Projekt für das in Turku
geplante historische Museum und wird vom Hosting Service Glue Collaboration in Zusammenarbeit mit der Universität Turku realisiert, an der Dr. Panu Savolainen für die Forschungsarbeit verantwortlich ist. Die Pläne sehen bereits eine Erweiterung auf weitere Teile der Stadt vor, doch die detailgenaue und auf historischen Erkenntnissen beruhende Rekonstruktion verlangt viel Zeit. Geschichtsbegeisterte werden sich also noch eine Weile gedulden müssen, bis sie auch das übrige Turku mit neuen Augen sehen können.
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