„Ich habe nie aufgehört ein Jahr alt zu sein, es sind nur ständig Jahre hinzugekommen.“ Dieser Satz beschreibt am besten, wovon die Geschichte Kinder von Satu Taskinen handelt.
Navid ist Lehrer und denkt andauernd über die großen und kleinen Fragen des Lebens nach, und wie er seinen Schülern etwas davon vermitteln kann. „Wie lebt man gut und richtig?“, „Wie funktioniert der Mensch?“ usw. Dabei schweift er jedoch immer wieder in alle möglichen und unmöglichen Gedanken, Ideen und Phantasien ab, die ihm in den Sinn kommen.
Die Geschichte ist ohne Absätze und Kapitel durchgängig im Blocksatz geschrieben, was für ein ungewöhnliches Leseerlebnis sorgt. Als Leser wird man dadurch Teil von Navids Gedankenstrom, aus dessen Sprüngen und Assoziationen heraus man sich die eigentliche Geschichte rekonstruieren muss. Denn neben seinem ganzen Herumgrübeln ist Navid eigentlich auf dem Weg zu einem Kindergeburtstag, als ein Ereignis dafür sorgt, dass alles ganz anders kommt ...
Kinder ist ein sehr ungewöhnliches Buch, das einen einerseits ständig über Navids Gedanken schmunzeln und lachen lässt, andererseits wird man genauso plötzlich nachdenklich, wenn er seine Gedanken mit philosophischen, moralischen und manchmal auch ganz alltäglichen Themen verbindet, die jeden Menschen betreffen, oder in denen man sich selbst wiedererkennt. Oft handeln diese vom Thema Kindheit und der Sehnsucht nach dieser Zeit, die jedoch unwiederbringlich verloren ist und an die man nostalgisch zurückdenkt. Demgegenüber steht Navids eigene Geschichte, die geprägt ist von Zweifeln, sich selbst und seinem Leben gegenüber.
Satu Taskinen ist mit Kinder ein ungewöhnliches Buch gelungen, das von einer positiven Grundstimmung geprägt ist, in die sich erst nach und nach dunkle, melancholischere Züge mischen. Es ist ein kurzweiliges Buch, das nach dem Schluss in einem weiterwirkt und beim Leser ein diffuses, aber auch glückliches Gefühl hinterlässt.
Satu Taskinen: Kinder (Lapset, übersetzt von Regine Pirschel), Residenzverlag 2018, ISBN: 9783701716838, 24 Euro. Eine Rezension in der Deutsch-Finnischen Rundschau 180 von Daniel Wellinghausen.
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