Ein neuer Blick auf den finnischen Bürgerkrieg
Im März erhielt ein Gemeinschaftswerk über den finnischen Bürgerkrieg den Finlandia-Preis für Comics.
von MoinMoiNews , 02.04.2019 — 0 Kommentare
Während
in Deutschland gerade die Leipziger Buchmesse ihren zweiten Tag
begann, fand auch in Finnland ein wichtiges literarisches Ereignis
statt: Am 22. März wurde im südfinnischen Tampere der
Finlandia-Preis für Comics verliehen. Nominiert waren insgesamt 61
Werke. Gegen neun andere Finalisten setzte sich dabei das Album
Sisaret 1918 (dt. Schwestern 1918) durch, das mit den Stimmen
von Frauen und Mädchen aus unterschiedlichen Teilen Finnlands und
von beiden Seiten der ideologischen Front vom Bürgerkrieg zu Beginn
des 20. Jahrhunderts erzählt. Jede von ihnen hat den Krieg auf ihre
Weise erlebt, ob nun an der Front, im Gefangenenlager, als
Krankenschwester oder als Zivilistin. So enthält das Buch
beispielsweise die Geschichte der Näherin Martta Koskinen, die nach
dem Krieg wegen Landesverrats zum Tode verurteilt und im Herbst 1943
als letzte Frau in Finnland hingerichtet wurde.
Herausgegeben
wurde Sisaret 1918 von Reetta Laitinen, die lange Zeit in
Archiven nach Erzählungen aus dem Bürgerkrieg suchte und diese dann
verschiedenen Künstlerinnen zur bildlichen Umsetzung gab. Insgesamt
arbeiteten an dem Band elf Frauen zusammen: Neben Laittinen waren die
Zeichnerinnen Warda Ahmed, Mari Ahokoivu, Ainur Elmgren, Annukka
Leppänen, Reetta Niemensivu, Emmi Nieminen, Elina Ovaskainen,
Hannele Richert, Aino Sutinen und Tiitu Takalo beteiligt. Der Preis
ist mit 5.000 Euro dotiert.
Das
Buch gebe einen wichtigen Einblick in einen Teil der finnischen
Geschichte, der oft verschwiegen, verharmlost und vergessen werde,
begründete die Fotografin Meeri
Koutaniemi die Auszeichnung von Sisaret 1918. Durch die
deutliche Handschrift der zehn Künstlerinnen bekämen die starken
persönlichen Geschichten der finnischen Frauen eine besondere
Multidimensionalität und Tiefe. Das Buch sei damit ein Tribut an den
Kampf, den die Frauen durchlebt hätten, und an die Diversifikation
des Geschichtsbildes.
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