Defizite beim Unterricht auf Samisch
Das Samiparlament kritisiert den fehlenden Zugang zu muttersprachlicher Bildung für samische Kinder außerhalb Nordfinnlands.
von MoinMoiNews , 23.04.2019 — 0 Kommentare
Finnlands
Umgang mit seiner staatlichen Mehrsprachlichkeit wird häufig gelobt:
Das Schwedische ist neben dem Finnischen als Nationalsprache sowohl
im Grundgesetz
als auch im Sprachengesetz
verankert, und im Norden des Landes im sogenannten „Heimatgebiet“ der Sami
haben Nordsamisch, Inarisamisch und Skoltsamisch den Status
offizieller Sprachen. Jenseits der Grenzen dieses Gebiets sieht es
für die Sami jedoch kritisch aus: Von den Kindern, die außerhalb
der samischen Region Finnlands leben, bekommt beispielsweise nur
jedes Zehnte Unterricht auf seiner Muttersprache. Vor allem junge
Eltern wünschten sich, dass ihre Kinder in der Schule eine samische
Sprache lernten, so die Bildungssekretärin des Samiparlaments
Ulla
Aikio-Puoskari. Trotz
steigender Nachfrage sei die
Situation in
den südlicheren Gegenden
seit langem alarmierend.
Das
Problem liegt sowohl in fehlender Finanzierung und
Mangel von Lehrkräften als auch der
unklaren rechtliche Lage. Die Gemeinden sind nicht explizit dazu
verpflichtet, Unterricht auf Samisch anzubieten, doch nach dem Gesetz
über frühkindliche Bildung haben alle
Kinder ein Recht auf frühe Bildung in ihrer Muttersprache. Die
finnische Verfassung betont außerdem das Recht auf die Entwicklung
der eigenen Sprache und Kultur. Nach
Meinung von Aikio-Puoskari
könne es sich ein zivilisierter
Staat nicht leisten,
gegen die Verpflichtungen
seiner
eigenen
Verfassung zu
handeln.
Auch
die praktische Realisierung des Unterrichts ist eine
Herausforderung,
weil sich die samischsprachigen Kinder auf mehr als 200 Gemeinden in
Finnland verteilen. Eine
mögliche
Lösung
soll ein
Pilotprojekt zum Fernunterricht bieten,
dem das Ministerium für Bildung und Kultur vor einem Jahr
finanzielle Unterstützung zusprach. Im
Rahmen des
Projekts erhalten nun 60 Kinder Unterricht auf einer der drei
samischen Sprachen, die in Finnland gesprochen werden. In
Zukunft soll aus dem Pilotprojekt nach Angaben des Ministeriums ein
dauerhaftes Angebot werden.
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