Am kommenden Sonntag finden auch in Finnland die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Einer
Untersuchung des staatlichen Jugendrats zufolge wird die Wahlbeteiligung der 18-29-jährigen dabei bei etwa 67 Prozent liegen. Einen deutlichen Einfluss auf diesen Anteil haben offenbar der Bildungsgrad und der Wohnort der Befragten: Bei Akademikerinnen und Akademikern in den Städten liegt er deutlich höher als der Durchschnitt, während von den Befragten mit einer Berufsausbildung bzw. ohne Abschluss nur etwa die Hälfte angibt, ihre Stimme abgeben zu wollen. Zwischen Männern und Frauen zeichnen sich wiederum kaum Unterschiede ab.
Etwa ein Drittel der jungen Erwachsenen in Finnland plant also, der kommenden Europawahl fernzubleiben. Hauptgrund für diese Entscheidung ist bei vielen die fehlende Identifikation mit einem Kandidaten oder einer Partei. Mehr als die Hälfte der potenziellen Nichtwähler gibt außerdem an, keine politischen Ansichten zu haben, die als Grundlage für eine Stimmenabgabe dienen könnten. Knapp dahinter liegt die Überzeugung, dass die Wahl keinen Einfluss auf ihr persönliches Leben habe. Protest gegen Politik und Politiker schließlich ist nur für gut ein Zehntel der Befragten ein Grund, keinen Gebrauch von ihrem Stimmrecht zu machen. Insgesamt wurden für die Untersuchung 1505 Personen zwischen 18 und 29 Jahren aus ganz Finnland befragt.
Professor Hanna Wass von der Universität Helsinki sieht die Unsicherheit bei der Wahl einer Partei oder eines Kandidaten unter anderem in der finnischen Tagespolitik begründet. Die Parlamentswahlen im April und die anhaltenden Regierungsverhandlungen verdrängten im politischen Diskurs die konkreten Inhalte der Europawahl. Überraschend findet Wass auch die starke Stellung der konservativen Parteien: Von den Befragten, die sich am Sonntag für eine Stimmabgabe entscheiden würden, erhalten die Grünen zwar mit rund 30 Prozent am meisten Unterstützung. Direkt dahinter folgen jedoch mit knapp 21 Prozent die Sammlungspartei, der auch der amtierende Präsident Sauli Niinistö angehört, und die rechtspopulistischen Basisfinnen mit etwa 15 Prozent.
Kommentare