Das Internet ist für die meisten finnischen Jugendlichen ständiger Begleiter im Alltag. Was sie dort erleben und wie sie damit umgehen, hat im vergangenen Jahr eine
Studie der Universität Tampere im Rahmen des europaweiten Projekts EU Kids Online untersucht. Befragt wurden dazu rund 1.300 Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren aus ganz Finnland.
Im Allgemeinen sind die Jugendlichen in Finnland mit dem Gebrauch des Internets gut vertraut. 97 Prozent der Befragten gaben an, ein Smartphone zu besitzen, und 85 Prozent verbringen nach eigenen Angaben täglich Zeit online – an Schultagen zumeist drei Stunden, die sich vor allem bei den älteren Befragten am Wochenende deutlich ausweiten. Genutzt wird das Internet vor allem zur Unterhaltung, ob nun in Form von Spielen, Inhalten unterschiedlicher Art oder den sozialen Medien. Während die Geschlechter sich in der Zeit, die sie im Internet verbringen, nicht nennenswert unterscheiden, gehen sie dort doch tendenziell unterschiedlichen Aktivitäten nach: Mädchen tauschen sich nach eigenen Angaben eher in ihren festen Freundeskreisen aus, während Jungen auch auf globaler Ebene mit anderen Nutzern interagieren, etwa in internationalen Foren, und so mit unterschiedlichen Inhalten in Berührung kommen.
Neben diesen positiven Aspekten haben viele der Befragten das Internet jedoch schon von seiner unangenehmen Seite kennengelernt. Etwa 40 Prozent haben in letzter Zeit Mobbing oder Hasskommentare erlebt, und gut ein Zehntel wurde selbst Opfer verletzender Kommentare aufgrund von Aussehen, ethnischer Identität, sexueller Orientierung oder einer Behinderung. Ebenso gab etwa ein Zehntel der Befragten an, selbst negative Kommentare oder Nachrichten verschickt zu haben. 90 Prozent fühlten sich jedoch in der Regel sicher im Netz. Die Erfahrungen der Jugendlichen mit negativen Kommentaren und Hate Speech seien in diesem Jahr zum ersten Mal Teil der Studie gewesen, so
Professor Sirkku Kotilainen von der Universität Tampere, die überrascht war über die Häufigkeit, mit denen die Befragten solchen Inhalten begegneten, aber auch von ihrer Reaktion. Die Kinder und Jugendlichen hätten kein Verständnis für Hass im Netz und wünschten sich, dass sich an der Situation etwas ändere. Eine so starke Botschaft von jungen Menschen sollten die politischen Entscheidungsträger nicht ignorieren, betont Kotilainen.
Der Studie nach kennen sich vor allem die älteren Befragten gut im Netz aus und können nach eigener Einschätzung verantwortungsvoll mit den dort vorhandenen Informationen umgehen. Bei jüngeren Nutzern seien viele Fähigkeiten dagegen noch in der Entwicklung, bemerkt
Kotilainen. Daher sei es umso wichtiger, ihnen kritische Medienkompetenz und das sichere Navigieren im Internet zu vermitteln. Zentral sei dabei die Rolle der Familie. Nur ein Fünftel der Befragten gab an, mit ihren Eltern über Sicherheit im Netz gesprochen zu haben, und weniger als sieben Prozent hatten von ihnen entsprechende Anweisungen bekommen. Eltern müssten sich dafür interessieren, was ihre Kinder im Netz täten, so
Kotilainen. Für einen gelungenen Umgang mit der digitalen Welt brauche es Gespräche in Kindergärten, Schulen und eben auch im Alltag der Familien.
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