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Rezension: Antti Tuomainen: Palm Beach, Finland

Palmen und Baywatch-Feeling in Finnland? Ja, das gibt es wirklich. Denn gleich zu Beginn lässt Antti Tuomainen den Leser wissen: Alles, was folgt, beruht auf tatsächlichen Ereignissen mit echten Menschen. Nichts ist verändert worden. In Finnland scheint immer die Sonne.

von dfgliest , 08.08.2019 — 0 Kommentare

Antti Tuomainen: Palm Beach, Finland © Rowohlt Hundert Augen

Genauso ist es in dem kleinen Ort irgendwo am Meer mit einer abgetakelten Ferien­anlage. Der windige Investor Jorma Leivo hat sie erworben und will sie als das Palm Beach Finnlands groß herausbringen. Die eiligst bunt angepinselten maroden Strandhütten und imposanten Leuchttafeln, die das Blaue vom Himmel versprechen, bilden die Kulisse für das seltsame Ferienparadies.

Leivos Expansionspläne scheitern zunächst an seiner Nachbarin Olivia Koski. Sie ist nach mehreren gescheiterten Beziehungen und völlig abgebrannt gerade erst in ihr Elternhaus zurückgekehrt, das sie um keinen Preis verkaufen will. Leivo beauftragt seine Angestellten Chico und Robin, ein wenig nachzuhelfen, um die Frau zum Verkauf zu bewegen. Da auch die beiden Kleinkriminellen in finanziellen Nöten stecken, kommt ihnen der Deal sehr gelegen.

Doch schon ihr erster Versuch, der Koski einzuheizen, läuft völlig aus dem Ruder. Was mit eingeschlagenen Fensterscheiben beginnt, endet mit einer unbekannten männlichen Leiche in Olivias Küche. Olivia gehört zum Kreis der Verdächtigen, denn sie ist chronisch pleite, braucht aber dringend Geld für die Renovierung der Villa. Doch die örtliche Polizei kommt in dem Fall nicht weiter.

Daher wird mit Jan Nyman ein verdeckter Ermittler mit der Legende eines urlaubenden Mathematiklehrers aus der Hauptstadt entsandt. Er macht die Bekanntschaft mit der attraktiven Olivia, die er im Übrigen interessant findet, die sich aber auch recht merkwürdig verhält. Während Nyman noch recherchiert, wird Olivias Sauna versehentlich abgefackelt. Kurz danach taucht mit Holma, der ein stolzes Vorstrafenregister aufweisen kann, der Stiefbruder des Toten auf. Er will Rache und hat Geld. Und da fast alle Beteiligten knapp bei Kasse sind, sind sie gerne bereit, auf ihre Art für zweckdienliche Hinweise auf den Täter zu sorgen. Dass das zu weiteren skurrilen Situatio­nen, einem zweiten Toten und tatsäch­lich zu einem Happyend führt, liegt quasi auf der Hand.

Antti Tuomainen, der in Finnland für seine Romane nicht nur ausgezeichnet, sondern wirklich geliebt wird, hat für Palm Beach, Finnland ordentlich aufgefahren und Krimi, schwarze Komödie und Gesellschaftssatire in einem geschaffen. Neben den gelungenen Dialogen und einer durchaus lebendig gezeichneten und atmenden Kleinstadt lässt sich Tuomainens feines Gespür für seine Figuren erkennen, denen er mit viel Sympathie und Empathie begegnet. Und genau darin liegt wohl seine Stärke, wenn und wie er auch den Pechvögeln Zeit und Raum gibt, über Träume und Glück zu sinnieren. Ein Buch mit viel Humor und Tiefgang, das man auch unter Palmen genießen kann.
 
Antti Tuomainen: Palm Beach, Finland. Aus dem Finnischen von Niina Katariina Wagner und Jan Cos­tin Wagner. Rowohlt Hundert Augen 2019. 364 S. ISBN 978 3 498 06556 0, 20 Euro. Eine Rezension in der Deutsch-Finnischen Rundschau 181 von Petra Sauerzapf-Poser.

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