In Helsinki hat der Stadtrat
einer Initiative stattgegeben, die für einen späteren Unterrichtsbeginn an den städtischen Schulen plädiert. Viele Schülerinnen und Schüler sowohl der neunjährigen Grundschule als auch der gymnasialen Oberstufe müssen damit ab Herbst frühestens zwischen 8.30 und 9 Uhr zum Unterricht erscheinen.
Eingebracht wurde die Initiative bereits im letzten Jahr von der Grünenpolitikerin
Emma Kari. Sie hielt einen späten Schulbeginn vor allem bei Teenagern für wichtig, schloss jedoch ein ähnliches Vorgehen in den unteren Stufen nicht aus. Von wissenschaftlicher Seite sei längst erwiesen, dass ein zu früher Unterrichtsbeginn nicht genug Zeit zum Schlafen lasse und schulische Leistungen negativ beeinflusse, so Kari. Man müsse auf die Bedürfnisse der Kinder hören, anstatt zu moralisieren und die Schuld bei ihnen zu suchen.
Über die Initiative hinaus argumentierte Kari für eine Umstrukturierung des gesamten Schultages, um sicherzugehen, dass die Kinder auch dann betreut seien, wenn ihre Eltern früh zur Arbeit müssten und erst spät am Abend nach Hause kämen. Ähnliche Punkte werden auch jetzt wieder eingebracht:
Mika Penttilä von der Stadt Oulu etwa sagt bei einem sehr späten Unterrichtsbeginn bei gleichbleibender Stundenzahl einen Zeitkonflikt mit den nachmittäglichen Hobbys und Sportaktivitäten der Kinder voraus.
Bis auf Weiteres gilt die Initiative noch als Empfehlung. Die Schulen in Helsinki können weiterhin selbst entscheiden, wann sie den Unterricht beginnen lassen. Das gilt auch für ganz Finnland: Ausbildungsrätin
Niina Junttila zufolge geben die derzeitigen Gesetze lediglich die Anzahl der Schulstunden vor, die pro Woche und Jahr zu absolvieren sind. Über Beginn und Ende des Unterrichts entscheide jede Stadt selbst. So könne auch auf regionale Besonderheiten eingegangen werden. Auf Nachfrage von Helsingin Sanomat erklärten Vantaa, Turku, Tampere und Oulu, dass sie zumindest für diesen Herbst noch keine Veränderung der Unterrichtszeiten geplant hätten. Junttila kann sich jedoch vorstellen, dass das Helsinkier Modell in Zukunft auch an anderen Orten in Finnland Nachahmer finde. In jedem Fall werde es an Schulen im gesamten Land für Diskussionen sorgen.
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