Graue Wolken hängen über der Stadt, die ersten Tropfen fallen – wer in diesem Jahr auf dem Weg zum Helsinkier Comicfestival war, hielt sich kaum lange auf dem Platz vor der Veranstaltungshalle auf. Drinnen im Trockenen vertieften sich Comicfans aller Altersgruppen in die vielfarbigen Auslagen auf den Tischen, während auf einer kleinen Bühne Künstlerinnen und Künstler interviewt wurden.
Helsingin sarjakuvafestivaalit, so der finnische Name des Festivals, fand am 7. und 8. September im Kulturzentrum Suvilahti statt. Auf dem größten Comic-Event im nordischen Raum trafen sich Profis der Szene ebenso wie Fans und Neugierige, um Klassiker und Neuerscheinungen gleichermaßen zu erleben. Parallel liefen offene Workshops und ein Fachprogramm, und auf dem Zinefest eine Halle weiter verkauften Selfpublisher ihre Werke. In diesem Jahr standen die Themen Umwelt und Klimawandel sowie die gesellschaftliche Wirkungsmacht von Comics und der Norden im Mittelpunkt, besonders die Situation der indigenen Völker. Ehrengäste waren unter anderem Willem aus Holland, der für satirische Comics und seine Arbeit bei Charlie Hebdo bekannt ist, sowie Rosi Kämpe, die finnische Zeichnerin der Marvel Comics. Aus Deutschland nahm Anna Haifisch teil, die in ihrer Heimat das parallel zur Leipziger Buchmesse stattfindende Festival The Millionaires Club mitbegründete.
Für das visuelle Design des Festivals war in diesem Jahr Maria Björklund verantwortlich. Die 48-jährig Helsinkierin ist bekannt für ihre Planeetta Z-Comics, die seit 2010 in einer Beilage der Zeitung Helsingin Sanomat erscheinen. Nach den schwarz-weißen Designs der letzten Jahre freut sie sich nach eigenen Angaben über die Gelegenheit, dem Festival wieder etwas Farbe zu verleihen.
Das Festival in Suvilahti ging zwar am Sonntag zu Ende, doch die Comics haben Helsinki damit noch nicht verlassen: Bis Ende September sind an mehreren Orten in der Stadt Ausstellungen zu sehen, darunter die Präsentation einer Comic-Ausgabe des Helsinkier Straßenmagazins „Iso Numero” und die Ausstellung der Reihe „Finno-Ugric Comics“, in der sprachliche Minderheiten aus Russland, Finnland, Estland und Norwegen zu Wort kommen. Interessierte können außerdem das ganze Jahr über im Helsinki Comics Center vorbeischauen und sich auf dem Laufenden halten – nach dem Festival ist ja bekanntlich vor dem Festival.
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