Diese Woche veröffentlichte der Helsinkier Pianist Risto-Matti Marin eine CD mit Klavierstücken.
Hidden treasures –
Piilotettuja aarteita, so der Titel, enthält unter anderem ein Stück des finnischen Komponisten Ilmari Hannikainen. Daran ist an sich noch nichts Außergewöhnliches, denn Hannikainen ist eine bekannte Figur der finnischen Musikgeschichte. Bei dem Musikstück auf der CD handelt es sich jedoch um eine Klaviersonate, die in dieser Form zum ersten Mal zu hören ist – fast 107 Jahre nach ihrer Entstehung.
Marin hatte bereits vor mehr als drei Jahren begonnen, die Sonate zu erforschen. Weil es weder ein vollständiges und klar lesbares Manuskript noch Tonaufnahmen des Stücks gab, gestaltete sich die Arbeit jedoch als äußerst schwierig. Mitunter wurde das Stück, das Hannikainen zu Beginn des 20. Jahrhunderts komponiert hatte, sogar für unvollendet gehalten. Marin besaß zunächst nur die Kopie einer Kopie der ursprünglichen Notenblätter, auf denen sich in Bleistift vermerkte Korrekturen des Komponisten befanden. Die Kopie war jedoch von so schlechter Qualität, dass diese Korrekturen nicht mehr lesbar waren. Selbst ein Fund im Archiv der berühmten Sibelius-Akademie in Helsinki konnte das Manuskript der Sonate nicht vervollständigen.
Dann jedoch kam der Durchbruch: 2017 fanden sich in einem Keller in Jyväskylä Hunderte von Notenmanuskripten, darunter auch die erste Handschrift der Sonate, an der Marin arbeitete. Mit ihrer Hilfe war er endlich imstande, das Musikstück in seiner Gesamtheit zu spielen.
Marin zufolge ist Hannikainens Komposition ein wichtiges Werk der finnischen nationalromantischen Strömung, der auch Jean Sibelius und Selim Palmgren angehören. Anders als viele Klavierwerke seiner Zeit ist Hannikainens Komposition kein kurzes Musikstück, sondern eine Sonate mit vier Teilen, die zusammen etwa eine halbe Stunde Spielzeit haben. Sie ist damit die längste bekannte finnische Klaviersonate im romantischen Stil und ein weiteres Stück aus dem Gesamtwerk Ilmari Hannikainens, das es noch zu vervollständigen gilt.
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