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Rezension: Pauliina Susi: Die Kollision

"Eine verhängnisvolle Fahrt über das Mittelmeer" schreibt dtv über diesen Thriller. Lesen Sie hier die Rezension von Petra Sauerzapf-Poser aus der Deutsch-Finnischen Rundschau.

von dfgliest , 24.11.2019 — 0 Kommentare

Pauliina Susi: Die Kollision © dtv

Wer träumt nicht von einer Kreuzfahrt über die Meere dieser Welt? Ripsa und Leia, zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, gönnen sich eine Woche Mittelmeer.

Ripsa, die jüngere der beiden, verheiratet, zwei Kinder, mit einem hochdotierten Posten in einem Pharma­unternehmen, hat ihre ältere Schwester eingeladen. Leia, promovierte Sozialwissenschaftlerin, die in den Medien ihrer Heimat als engagierte Fürsprecherin verschiedener Randgruppen angefeindet wird, hangelt sich eher von einem Gelegenheitsjob zum anderen und kann nicht so recht in den Urlaubmodus umschalten. Zum einen beschleicht sie schon beim Einchecken das Gefühl, beobachtet zu werden, zum anderen kann sie ihr soziales Gewissen nicht einfach so über Bord werfen. Sie will wissen, wie es hinter der Fassade des Überflusses aussieht, wer die Beschäftigten unter Deck sind, woher sie kommen, unter welchen Bedingungen sie arbeiten.

Diese Themen dominieren auch die Streitgespräche mit Ripsa, die das Leben von seiner lockeren Seite nimmt und einfach den Urlaub genießen will. Beide Frauen machen die Bekanntschaft zweier weiterer Finnen: Marina, von der Leia glaubt, mit ihr auf einer Wellenlänge zu sein, und Timo, der schüchterne IT-Ingenieur. Allmählich wird klar, dass sie die Nähe zu den Schwestern gezielt suchen.

Während sich die 5000 Urlauber an Bord der „Sirene“ dem ausschweifenden Lebensstil des Traumschiffes hingeben, bricht an der lybischen Küste eine klapprige, mit Flüchtlingen überladene Nussschale zu einer verhängnisvollen Fahrt auf. Aus der Sicht der 11-jährigen Amira, die mit ihren Eltern in  Europa auf ein sicheres Leben hofft, werden die unvorstellbar grausamen Umstände geschildert, die sich auf dem Fischerboot abspielen. Dass Luxus und Elend früher oder später kollidieren, ist kein Zufall. Schlangenauge, der Chef der Schlepperbande, nimmt bewusst Kurs auf den Luxusdampfer und die Katastrophe ihren Lauf.

Nach dem Roman Das Fenster, für den die Autorin 2016 in Finnland hoch gelobt wurde, wird nun der zweite ins Deutsche übersetzte Roman als Thriller angekündigt, der er nicht wirklich ist. Denn die Geschichte entwickelt sich zunächst recht schwerfällig mit ausschweifenden Schilderungen des Bordlebens und den nicht enden wollenden, auch irgendwie hölzernen, Dialogen der Schwestern. Die einzelnen Charaktere neben Ripsa und Leia bleiben leider sehr blass. Ohne Zweifel wollte die Autorin aktuelle politische Themen ansprechen, doch es sind zu viele, um ihnen die verdiente Aufmerksamkeit und Tiefe zu geben.

Wer es aber bis zur Seite 350 schafft, ab der die Handlung endlich an Fahrt gewinnt, wird mit einem rasanten Plot belohnt, der das Herz schneller schlagen und die Frage offen lässt, ob eine Kreuzfahrt tatsächlich der Traum schlafloser Nächte ist.

Pauliina Susi: Die Kollision. Seireeni. Aus dem Finnischen von Tanja Küddelsmann. dtv 2019. 544 Seiten. ISBN 978-3-423-26223-1, 16,90 Euro. Eine Rezension aus der Deutsch-Finnischen Rundschau 182 von Petra Sauerzapf-Poser

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