Um möglichst gute Noten im Schulabschluss zu bekommen, nehmen immer mehr Schüler*innen in Finnland teure
Vorbereitungskurse bereits vor dem Abi in Anspruch. Bisher wurden solche Kurse hauptsächlich als Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung an den Hochschulen angeboten. Zum Beispiel in den Rechtswissenschaften wurden sie rege genutzt, drei von vier Jura-Studierenden hatten vor dem Studienstart Vorbereitungskurse belegt. Da waren nicht nur die Noten ausschlaggebend dafür, ob man den Studienplatz bekommt oder nicht, sondern die Aufnahmeprüfung war entscheidend – für die man sich dann bestmöglich vorbereiten wollte.
Nun wurde das System verändert und dieses Frühjahr zum ersten Mal die
neue Regelung angewandt: rund die Hälfte der Studienplatze wird demnach allein auf Grundlage des Schulabschlusses vergeben und nur für die andere Hälfte müssen Aufnahmeprüfungen geschrieben werden. Eine Motivation der Reform war auch die Hoffnung, dass man damit den privaten Anbietern von kostenpflichtigen Vorbereitungskursen etwas Boden entziehen würde, nun zeigt sich jedoch, dass sich deren Angebote einfach nur hin zu immer jüngeren Zielgruppen verschieben. Bereits vor dem Abi interessieren sich immer mehr für Kurse besonders in Mathe, Physik und Chemie und vor allem in Finnisch, hier hat sich bei einem Kursanbieter die Nachfrage sogar verfünffacht im Vergleich zum letzten Jahr. Vor allem mit Online-Angeboten und Apps, die es zu monatlichen Abopreisen ähnlich den Streaming-Angeboten gibt, werden Schüler*innen der Oberstufe angesprochen.
Als Problem sehen einige, allen voran die
Bildungsministerin der Linken, Li Andersson, dass durch kostenpflichtige Angebote die Chancengleichheit in Gefahr ist. Das Gymnasium sei darauf ausgelegt, alle Kinder gleichwertig auf den Schulabschluss und Übergang an die Hochschulen vorzubereiten, betont die Ministerin. Wenn die Nachfrage nach solchen Kursen zu bedeuten habe, dass die Schüler*innen sich nicht gut vorbereitet fühlten, müssten die Lernbedingungen und die Unterstützung in der Oberstufe noch verbessert werden.
Die Vorbereitungszeit für die Abiprüfungen geht bei vielen jetzt in die heiße Phase: diese Woche feiern die Abiturient*innen das Ende des normalen Unterrichts, indem sie verkleidet auf offenen LKWs durch die Straßen fahren und Süßigkeiten verteilen. Was es mit dieser Tradition auf sich hat und wie sich das Ende des Schullebens in Finnland gestaltet, lest ihr auch im
Blogbeitrag der DFG Schleswig-Holstein.
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