Wie wurde und wird Deutschland in finnischen Lehrbüchern dargestellt? Und was ist mit der Schweiz und Österreich, Luxemburg und Liechtenstein? In Zeiten der deutschen Teilung hatten die finnischen Schüler*innen viel über beide Staaten zu lernen. In heutigen Lehrbüchern wird stattdessen häufig der gesamte deutschsprachige Raum präsentiert, wobei Österreich und die Schweiz vor allem als Orte des Tourismus auftauchen, wie im Vortrag von Minna Maijala von der Universität Turku deutlich wurde.
Und wie taucht Finnland in deutschsprachigen Krimis auf und welche Stereotypen werden in der deutschen Presse vermittelt? Welchen Einfluss hatten deutschsprachige Kinderbücher des 19. Jahrhunderts auf die finnische Literatur und welche Rolle spielen Literaturübersetzende und Verlage heute als Brückenbauer zwischen Kulturen?
Das waren nur einige der Fragen, mit denen sich die Vortragenden auf der
„FI-DACH Kick-off Tagung“ Mitte Februar an der Universität zu Köln beschäftigten. Die zweitätige Konferenz am
Institut für Skandinavistik/ Fennistik brachte Forschende aus den deutschsprachigen Ländern und Finnland zusammen, die sich zu einem breit gefächerten Themenspektrum der finnisch-deutschsprachigen Kulturkontakte austauschten. Als Kick-off-Tagung soll diese Veranstaltung erst der Anfang einer regelmäßigen Tagungsreihe sein. In der Abschlussrunde waren sich die Teilnehmenden einig, dass es in diesem Format und bei der Themenvielfalt für alle viel Neues zu lernen und Anregungen aufzunehmen gibt, sodass auch in den kommenden Jahren nicht der Stoff ausgehen wird.
In zwei Vorträgen ging es darum, wie in Familien, in denen sowohl Finnisch als auch Deutsch oder Englisch gesprochen wird, die Sprachen auf vielfältige Weise vermischt werden, wenn zum Beispiel „tuo Anzeige blinkkaa“ oder die „amppeli“ rot ist und wenn sich im Laufe der Zeit die Anteile der beiden Sprachen verändern. Damit sind sicherlich viele vertraut, die selbst in mehrsprachigen Familien leben und könnten eigene Beispiele der „Familiensprache“ zum Besten geben. Auch bei der Tagung hatte man bisweilen das Gefühl, in einer großen finnisch-deutschen Familie gelandet zu sein, denn viele der Teilnehmenden kannten sich schon seit langer Zeit, freuten sich über ein Wiedersehen und unterhielten sich abwechselnd auf beiden Sprachen. Zweisprachig war auch die
Lesung von Dieter-Hermann Schmitz, die am Abend des ystävänpäivä die Tagung unterhaltsam abschloss.
Wofür steht FI-DACH?
FI-DACH ist ein internationales Forschungsnetzwerk, das an die Tradition des Forschungszentrums für finnisch-deutsche Literatur- und Kulturbeziehungen an der Universität Vaasa (2011–2017) anknüpft. Im Fokus des Netzwerks stehen die wechselseitigen kulturellen Repräsentationen in Finnland und in den deutschsprachigen Ländern (in Deutschland, Österreich und in der Schweiz). Interessenschwerpunkte des Netzwerkes sind neben sprachlichen, literarischen und translatorischen Kontakten jegliche Formen des Kulturaustausches zwischen Finnland und den deutschsprachigen Ländern in Geschichte und Gegenwart.
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