Wer darf Finnland beim diesjährigen Eurovision Song Contest in Rotterdam vertreten? Diese Frage ist nun entschieden: im Finale des Vorentscheids gewann –
für viele überraschend – der einzige männliche Bewerber,
Aksel Kankaanranta. Als Favoritin wurde zuvor vor allem Erika Vikman gehandelt, deren Bewerbungssong
„Cicciolina“ schon im Vorfeld ein Hit in Finnland wurde, mit über 1,5 Millionen Klicks auf Spotify. Ihr Song war auch der einzige auf Finnisch, in der knappen Abstimmung gewann dann jedoch Kankaanrantas Ballade „Looking Back“.
Er holte 170 Punkte und lag damit etwas vor Vikman mit 157 Punkten, wobei sie bei der Publikumswertung einen knappen Vorsprung hatte. Die Punkte wurden zur Hälfte vom Publikum abgegeben, das heißt alle Interessierten konnten abstimmen, und zur Hälfte von einer international besetzten Jury. Vom Ausgang der Punktevergabe war Kankaanranta dann selbst überrascht und hätte nicht damit gerechnet, dass er gewinnt. Überzeugt haben wohl vor allem seine bemerkenswerte Stimme und Gesangsfähigkeiten. Nicht wenige waren vom Ausgang des Vorentscheids enttäuscht, da sie schon Vikman als Siegerin gesehen hatten. Ihr temporeicher, tanzbarer Song „Cicciolina“ feiert die weibliche Lust und sexuelle Freiheit, auf der Bühne präsentiert sich Vikman im hautengen pinken Ganzkörperanzug auf einem Thron, umtanzt von zwei Bären und mit loderndem Feuer im Hintergrund. Kankaanrantas getrageneres Stück, das von einer zurückhaltenden, fast minimalistischen Bühnenshow aus Lichtinstallationen begleitet wird, dreht sich um große Gefühle, Melancholie und Vergänglichkeit. Der Sänger wurde 2017 durch den zweiten Platz im Wettbewerb „Voice of Finland“ bekannt sowie durch seinen Auftritt in der Pyhimys-Single „Jättiläinen“ bei der Emma-Gala letztes Jahr.
Der finnische ESC-Vorentscheid, der von YLE organisierte „Uuden musiikin kilpailu“, war nach anderen Vorgehensweisen in den letzten beiden Jahren dieses Mal wieder ein echter, offener Wettbewerb, bei dem zu Beginn Einreichungen von über 400 Gruppen und Künstler*innen kamen. Im Finale standen am Ende sechs Künstler*innen bzw. Gruppen mit je einem Song: Neben Aksel Kankaanranta und Erika Vikman waren das Tika mit „Let My Heart Break“, F3M mit „Bananas“, Sansa mit „Lover View“ und Catharina Zühlke mit „Eternity“. Die gesamte Show kann man sich noch nachträglich auf
YLE Areena anschauen. Antreten wird Finnland beim ESC in Mai in der zweiten Hälfte des zweiten Halbfinale.
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