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Am Rande der Gesellschaft


Bei der Bekämpfung von Armut gab es in Finnland zuletzt schlechte, im Kampf gegen Obdachlosigkeit dagegen gute Neuigkeiten. Eine Entscheidung der Regierung könnte dies allerdings ändern.

von MoinMoiNews , 12.03.2020 — 0 Kommentare

© FlowerFlister Photographer/Unsplash


Die schlechte Nachricht zuerst: Die Anzahl der Menschen, die in Finnland dauerhaft unter der Armutsgrenze leben, hat sich zwischen 1995 und 2014 verdoppelt. Das geht aus einer Studie von Marja Riihelä und Arttu Kauhanen vom Institut für Wirtschaftsforschung VATT sowie Professor Matti Tuomala von der Universität Tampere hervor. Als Armut gilt dabei ein Einkommen von weniger als 60 Prozent des statistischen Mittelwerts. Dauerhaft in Armut leben alle Menschen, die für den gesamten Untersuchungszeitraum unter dieser Grenze blieben.

Konkret ermittelten die Forscher*innen einen Anstieg von 51.000 auf etwa 116.000 betroffene Personen. Dies entspricht einem Anteil von 1,2 bzw. 2,6 Prozent der Gesamtbevölkerung auf dem finnischen Festland. Gleichzeitig wuchs die durchschnittliche Dauer des Lebens in Armut. Insgesamt lebten in Finnland im Jahr 2017 mehr als 13 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

Bei der Bekämpfung von Obdachlosigkeit dagegen gab es zuletzt Erfolge zu verzeichnen: Finnland ist momentan das einzige Land in Europa, in dem die Zahl der Obdachlosen zurückgeht. Laut dem Zentrum für die Finanzierung und Entwicklung des Wohnungssektors ARA leben in Finnland derzeit etwa 5.000 Obdachlose, davon allein 2.000 in Helsinki.

Erklärtes Ziel der finnischen Regierung ist es nun, diese Zahl noch innerhalb der laufenden Legislaturperiode zu halbieren. Zugleich wurde jedoch eine Strategieänderung beschlossen: Diese lagert die Verantwortung für die Bekämpfung der Obdachlosigkeit vom Staat auf die Kommunen um. Eine zentrale Koordination der Maßnahmen gibt es in Zukunft nicht mehr, ebenso wenig die Absichtsverträge, in denen die Kommunen sich bisher verpflichteten, beispielsweise eine bestimmte Zahl an Wohnungen an Obdachlose zu verteilen.

Tuula Tiainen von der Abteilung Nachbarschaft und Wohnen des Umweltministeriums vertraut darauf, dass die Kommunen am besten wissen, wie sie das Problem angehen müssen. Das Phänomen Obdachlosigkeit habe sich in Finnland verändert: Während man sich bisher auf die Langzeitobdachlosigkeit konzentriert und viel Geld in den Bau neuer Wohnungen investiert habe, liege der Fokus heute darauf, den Menschen zu helfen, ihre Wohnungen zu behalten. Dafür erhielten die Kommunen nun Geld zur Entwicklung niedrigschwelliger Angebote im Sozial- und Gesundheitswesen sowie zur Einstellung von Arbeitskräften in diesen Bereichen.

Peter Fredriksson, der zwischen 2008 und 2019 an den staatlichen Programmen zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit mitwirkte, sieht die Strategieänderung dagegen kritisch: Das Ziel sei das richtige, aber die Regierung dürfe sich in seiner Umsetzung nicht zurücknehmen. Den Kommunen würden im neuen Modell keine festen Vorgaben mehr gemacht. Leidtragende seien die Obdachlosen, die in den Gemeinden ohnehin die Gruppe mit dem geringsten politischen Einfluss bildeten.

Auch Sanna Tiivola von der Hilfsorganisation „Vailla vakinaista asuntoa“ (dt. Ohne feste Bleibe) ist sich sicher: Der Finanzmangel der Kommunen wird dazu führen, dass die Zahl der Obdachlosen in Finnland infolge der neuen Politik wieder steigt.

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