Vor zwei Jahren gelang es dem Dirigenten und Sibelius-Forscher Tuomas Hannikainen in den Partituren der Oper
Die Jungfrau im Turm (
Jungfrun i tornet), Sibelius’ einzige Oper,
rätselhafte Anmerkungen des berühmten Komponisten zu entschlüsseln. Diese weisen darauf hin, dass ganze Stücke der Oper übersprungen werden sollen. Als Tuomas Hannikainen die restlichen Stücke zusammensetzte, entstand ein neues, bisher unbekanntes Werk.
Diese Entdeckung stimmte mit Zeitungsartikeln von 1900 überein, die eine Konzertouvertüre (Konserttialkusoitto) erwähnten. Bis jetzt ging man davon aus, dass damit die ersten drei Minuten der Oper gemeint sind. Dies ausdrücklich in einem Zeitungsartikel zu erwähnen, wirkte etwas merkwürdig, als wären diese ersten drei Minuten ein selbstständiges Werk.
Die zwölf-minütige Konserttialkusoitto wurde mindestens zwei Mal in Turku und möglicherweise ein Mal in Oulu gespielt. Danach ist sie in Vergessenheit geraten. Wie seine früheren, heute zentralen Werke Kullervo (1892) und die Lemminkäinen-Suite (1895-97) hat Sibelius später verboten, dass das Werk weiter gespielt wurde.
Am 23.05. wurde es zum ersten Mal seit 120 Jahren im Ritterhauspalast in Helsinki
vom Orchester Avanti! und vom Dirigenten Tuomas Hannikainen im Rahmen des Konzerts
Masked Musicians gespielt und aufgezeichnet. Das Konzert fand ohne Publikum statt. Aufgeführt wurden zwei weitere Werke von Sibelius,
Belsazars Gastmahl (
Belsazarin pidot) und
Das Portrait der Gräfin (
Grevinnans konterfej), sowie
Conte fantastique von André Caplet und
Maljanne! („Eure Klangschalen!“), ein eigenes Improvisationswerk von Tuomas Hannikainen.
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