Im nächsten Herbst werden eine finnischsprachige und eine schwedischsprachige Schule zu einer einzigen, zweisprachigen Schule. 1.300 Schüler vom Kindergarten bis zur Mittelstufe soll
die neue Monikko-Schule („Plural-Schule“) aufnehmen.
Der Unterricht findet zwar getrennt statt, aber beide Sprachgruppen teilen sich Kantine, Sporthalle und können sich in den Pausen treffen. Außerdem werden Freizeitaktivitäten unabhängig von der Sprache organisiert.
Die ganze Schule wurde flexibel gestaltet: Frühere Erfahrungen haben gezeigt, dass große, offene Flächen ohne Trennwände zwischen den Klassen zu viel Lärm verursachen und deswegen ungünstig für die Kinder sind. In der Monikko-Schule gibt es sowohl große Räume als auch kleinere, zwischen denen Wände verschoben werden können, um Klassenräume miteinander zu verbinden oder zu trennen.
Die neue Schule soll finnisch- und schwedischsprachige Kinder zusammenbringen, um die sprachlichen und kulturellen Kenntnisse zu fördern. Außer der neuen Monikko-Schule gibt es finnisch-schwedische Schulen in Porvoo, Sipoo und Perdersöre.
Solche Schulen sind aber durchaus seltener als zweisprachiger Unterricht auf Finnisch und Englisch, obwohl Schwedisch die zweite offizielle Sprache Finnlands ist. In Helsinki gibt es auch eine finnisch-französische, eine finnisch-deutsche sowie eine finnisch-russische Schule von der Grundschule bis zum Gymnasium, in denen zweisprachiger Unterricht stattfindet. In den wenigen finnisch-schwedischen Schulen
bleiben beide Sprachen strikt getrennt.
Ein verbreiteteres Modell ist das Sprachbad, in dem zum Beispiel der Kindergarten nur auf Schwedisch stattfindet und die folgenden Jahre sowohl die Muttersprache Finnisch als auch das Schwedische gefördert werden. Solche Sprachbäder sind aber in erster Linie an Finnischsprachige adressiert, d.h. dass sich die beiden Sprachgemeinschaften nicht direkt begegnen.
Grund dafür ist einerseits
die eingebürgerte Einsprachigkeit. Obwohl Finnland offiziell zweisprachig ist, bleiben beide Sprachen größtenteils getrennt. Bei der Geburt müssen Eltern die Muttersprache des Kindes anmelden; „zweisprachig“ ist keine Möglichkeit. Sie müssen sich für Schwedisch oder Finnisch (oder eine andere Sprache) entscheiden. Zweisprachige Familien, in denen Finnisch und Schwedisch gesprochen wird, entscheiden sich meistens für das Schwedische, aber eigentlich ist ungefähr
die Hälfte der finnlandschwedischen Familien zweisprachig.
Insofern wären zweisprachige Schulen und vor allem zweisprachiger Unterricht nicht nur günstig, damit beide Sprachgruppen ein besseres Verständnis für einander entwickeln, sondern auch damit zweisprachige Kinder ihre beiden Muttersprachen gleich entwickeln und verwenden können.
Allerdings befürchten die meisten Finnlandschweden, dass zweisprachige Schulen dem Schwedischen unvorteilhaft sein könnte. Diese Befürchtungen sind nicht unbegründet, denn in einer zweisprachigen Situation tendiert man dazu, die Mehrheitssprache zu wählen. Um zu überleben, müsse es Bereiche geben, in denen ausschließlich Schwedisch gesprochen wird.
Dennoch hat die Forschung gezeigt, dass Zweisprachigkeit und zweisprachiger Unterricht die Informationsverarbeitung erleichtert und einen positiven Einfluss auf die Schulergebnisse hat. Forscher wie
der Professor für Pädagogik Fritjof Sahlström sind deswegen der Meinung, dass zweisprachiger Unterricht einen Versuch wert sei.
Ein geglücktes Experiment ist die zweisprachige Schule Edsevö in Pedersöre. Wie in der neuen Monikko-Schule in Espoo ist der Unterricht größtenteils einsprachig, aber es finden auch gemeinsame Aktivitäten wie Sport und Musik statt. Auch wenn es in der Edsevö-Schule genauso viele finnisch- wie schwedischsprachige Schüler gibt, ist die Bevölkerung der Stadt zu 90% schwedischsprachig. Die schwedische Sprache ist dort also stark vertreten und wird durch Zweisprachigkeit nicht gefährdet.
Die Debatte um den finnisch-schwedischen Unterricht läuft aber vor allem unter den Finnlandschweden und kaum unter den Finnischsprachigen, was die Zusammenarbeit in diesem Bereich noch weiter erschwert.
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