Das Raubtierzentrum in Kuusamo weist seit einiger Zeit
erhebliche Mängel auf und die Sicherheit und artgerechte Haltung der Tiere ist nicht mehr gewährleistet. Bei einem Kontrollbesuch hatte das Regionalverwaltungsamt den Zoo überprüft und mit einer dauerhaften Schließung gedroht. Dem Raubtierzentrum könnte nun seine Lizenz entzogen werden. Nachdem der Zoo aber nun die gröbsten Mängel beseitigt hat und das Wohlergehen der Tiere nicht mehr unmittelbar gefährdet ist, haben die Behörden dem Zoo eine Frist bis Ende August gesetzt, bis alle Mängel behoben sein müssen. Sollte der Zoo dennoch geschlossen werden, würde dies für die Tiere bedeuten, dass sie entweder in einen anderen Zoo gebracht oder eingeschläfert werden.
Die Tiere müssen einem tierärztlichen Gesundheitscheck unterzogen und erkrankte Tiere behandelt werden. Außerdem muss die Vermehrung eng verwandter Tiere untereinander verhindert werden, denn bisher war es keine Seltenheit, dass sich dort Geschwistertiere vermehrt haben.
Das Raubtierzentrum geriet ins Visier der Behörden, nachdem es im Frühling einem Bären gelang, aus einem Gehege mit beschädigtem Zaun auszubrechen und den Gründer des Zentrums angriff, der versuchte, ihn wieder einzufangen.
Die Zustände im Raubtierzentrum sind besorgniserregend; dabei war der
Grundgedanke ein wirklich schöner.
Anfang der 1990er Jahre gründete Sulo Karjalainen ein Waisenhaus für Bären. Es entstand ein Gebiet für Bärenjunge, deren Mütter von Jägern geschossen wurden, aber auch verletzte Luchse und andere Wildtiere, die ohne menschliche Hilfe nicht überlebt hätten, wurden aufgenommen. Dort wurden sie rehabilitiert und wieder in die Wildnis entlassen. Dafür brauchte man jedoch Geld. Also wurde aus dem Waisenhaus ein kommerzieller Zoo. Es ging fortan nicht mehr darum, den Bären zu helfen – sie wurden zu einer Attraktion und wurden teilweise wie Haustiere behandelt. Sulo Karjalainen küsste die Bären, nahm sie mit in die Sauna und benutzte sie als Werbegesichter. Er testete, ob er auf ihnen reiten könne, wie auf einem Pferd und ob Bären auch ohne Winterschlaf überleben können. Durch all diese Aktionen wurde das Raubtierzentrum zum Liebling der Medien und selbst der Präsident Niinistö erwähnte den Zoo positiv in seiner Neujahrsansprache 2017.
Hinter den Kulissen wurden die Zustände jedoch immer schlechter. Schon zu Beginn der 2000er kritisierten Tierärzte regelmäßig die Gesundheitszustände der Bären, Luchse und anderen Wildtiere. Auch wurden die Tiere nun nicht mehr in die Wildnis entlassen, sondern im Zoo behalten und unkontrolliert vermehrt.
Aus Inspektionsberichten geht hervor, dass die Gehege zu klein und nicht mehr sicher waren, weder für die Tiere noch für die Pfleger. Ein ehemaliger Pfleger berichtet, dass dies den Betreibern des Zoos durchaus bewusst war. Einer der Verantwortlichen hätte ihm gesagt, dass die Bären zu jeder Zeit aus ihrem Gehege herauskommen könnten, wenn sie dies wollten.
Andauernd habe es gefährliche Situationen gegeben. Bären haben ihre Tatzen einfach durch den Zaun stecken können und nach den Pflegern und Besuchern greifen oder in die Füße beißen können. Auch habe jeder die Bären einfach durch den Zaun füttern können. Gesundheitlich ging es den Bären schlecht. Sie wurden falsch ernährt und das Gehege war nicht artgerecht ausgestattet, sodass sie ein komplett atypisches Verhalten an den Tag legten.
Gefährlich war es auch für die Luchse, deren Gehege direkt neben dem der Wölfe liegt. Ehemalige Pfleger berichten, dass es ab und zu einem Luchs gelang, sich ins Wolfsgehege zu graben, wo sie direkt von den Wölfen getötet wurden.
Das Raubtierzentrum ist derzeit geschlossen. Erst sollen alle Punkte der Reparaturliste, die die Behörde erstellte, überprüft und abgearbeitet werden. Ob der neuen Zooleitung das gelingt und ob der Zoo wieder öffnen darf, wird sich nach Ablauf der Frist zeigen.
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