Das 9-Euro-Ticket hat nicht nur in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt, auch im Ausland wurde davon berichtet – so auch in Finnland. In den größeren Städten Helsinki, Tampere und Turku wird dieses Experiment allgemein positiv bewertet und mit großem Interesse verfolgt, denn in Finnland sollen schon seit längerer Zeit die Preise des öffentlichen Nahverkehrs reduziert werden. Problem ist nur, dass dafür noch die Gelder fehlen, vor allem da die Tickets nicht bloß für ein paar Monate günstiger werden sollen, sondern langfristig.
Saara Rimpelä, Leiterin vom HSL (Helsingin seudun liikenne ‚Verkehrsverbund der Region Helsinki‘), sagt, dass eine
Preissenkung wahrscheinlich dazu führen würde, dass mehr Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren würden. Da dann die Ticketeinnahmen geringer ausfallen würden, müssten die Kommunen zahlen. Deren Kassen sind jedoch zu leer, um eine Preissenkung zu ermöglichen. In Tampere und Umgebung sind die Kosten für den ÖPNV jetzt schon höher, als mit den Tickets eingenommen wird und auch in Turku sieht es ähnlich aus.
Gegen die Vergünstigung wird argumentiert, dass die günstigsten ÖPNV-Tickets bereits mit dem Autofahren konkurrieren können. In Helsinki zahlt man 52,30€, in Tampere 56€ und in Turku 55€ für eine Monatskarte.
Juha-Pekka Häyrynen, Planungsleiter von Nysse (dem Regionaltransport von Tampere), berechnet, was das 9-Euro-Ticket an Mehrkosten verursachen würde: Im vergangenen Jahr stammten 41 % der Kasseneinnahmen von Nysse aus Dauerkarten, also Monats- und Jahreskarten. Die Gesamtsumme betrug ca. 13 Millionen Euro. Würde der monatliche Ticketpreis auf 9€ gesenkt werden, würden Nysse monatlich mindestens eine Million Euro an Kasseneinnahmen direkt entgehen. Würde man diesen Verlust mit Ticketverkäufen wieder einnehmen wollen, müssten pro Monat mehr als 100.000 zusätzliche Dauerkarten verkauft werden. Unmöglich, wenn man bedenkt, dass letztes Jahr rund 225.000 Dauerkarten verkauft wurden.
Ein weiteres Problem sind die ohnehin schon überfüllten Strecken. Durch das 9-Euro-Ticket und die zusätzlichen Passagiere würde die Lage nur noch verschlechtert werden, wie es auch in Deutschland durch z.B. viele Verspätungen stark zu spüren ist.
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