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Rezension: Eeva-Liisa Manner: Das Mädchen auf der Himmelsbrücke

Bald erscheint die Dezember-Ausgabe der Deutsch-Finnischen Rundschau mit aktuellen Rezensionen. Hier vorab die Rezension von Dr. Michael Peters über Das Mädchen auf der Himmelsbrücke von Eeva-Liisa Manner.

von dfgliest , 05.12.2022 — 0 Kommentare

Eeva-Liisa Manner: Das Mädchen auf der Himmelsbrücke © Guggolz Verlag


Die neunjährige Waise Leena in ihrem Kattunkleid ist ein bedauernswertes Mädchen! Denn die Schule bereitete ihr keine Freude, und ihre Lehrerin wirkte „furchteinflößend“. Auch nach ihrer krankheitsbedingten „Schulpause“ wurde Leena „erneut von der alten Angst überwältigt“. Und wenn sich Leena zu Hause aufhielt, verwandelte sich ihr „Hass in Kummer und Tränen“ (S. 45). Leena aber lebte in einer virtuellen Welt der Märchen und des Surrealen. Leenas Katze, die in Wirklichkeit ein „schwarzer Kaninchenfell­kragen“ war, konnte „uralte Spiele in Abenteuer verwandeln“ (S. 46). Als aber Leena in die „schönste aller Märchen­straßen“, die eine „Himmelsbrücke“ darstellte, gelangt war, fürchtete sie sich nicht mehr: Leena war endlich wieder „in einer Stimmung glücklicher Erwartung“ (S. 111). Der Waise Leena, die bei ihrer Großmutter im karelischen Viipuri lebte, hatten kirchliche Orgelklänge von Bach – „in der Musik war Gott“ – ein neues Leben beschert.

Das frühe literarische Werk Das Mädchen auf der Himmelsbrücke aus dem Jahre 1951 gründet inhaltlich auf den Kindheitserinnerungen der in Helsinki gebürtigen Eeva-Liisa Manner (1921-1995). Ihre Mutter ist wenige Tage nach Eeva-Liisas Geburt gestorben, und die Waise wuchs bei ihren Großeltern in Viipuri auf. Eeva-Liisa Manner hatte 1944 mit einem Lyrikwerk debütiert. Der Sinnspruch Die Welt ist eine Dichtung meiner Sinne ist darin enthalten. In der Tat schrieb die Autorin „mit magischer bildreicher Sprachkraft eine tieftraurige, aber ebenso beglückende Erzählung aus der Sicht der neunjährigen Leena, die sich allein gelassen und unverstanden fühlt und der Welt abhandengekommen ist“, wie das Felleshus, das Organ der fünf Nordischen Botschaften, zu Recht urteilte.

Eeva-Liisa Mannes Romanwerk Das Mädchen auf der Himmelsbrücke besticht durch seine sprachliche Gewandtheit eingedenk von Ellipsen und Metaphern als auch von Aphorismen. Eeva Liisa Manner, die den literarischen Sprung in die Moderne wagte, hat unzweifelhaft der modernen finnischen Literaturgeschichte zu neuen Impulsen verholfen.

Eeva-Liisa Manner: Das Mädchen auf der Himmelsbrücke. Aus dem Finni­schen von Maximilian Murmann. Guggolz Verlag, Berlin 2022, 151 S., ISBN 978-3-945370-36-0, 22.00 Euro. Eine Rezension in der Deutsch-Finnischen Rundschau 195 von Dr. Michael Peters.

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