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"Dass Leute wegen uns Finnisch lernen, das ist ein tolles Gefühl" - Korpiklaani im Interview

Als eine von mehreren finnischen Bands sind Korpiklaani auf dem RockHarz-Festival aufgetreten und wir hatten Gelegenheit, mit zwei Bandmitgliedern über ihre Musik, Finnland und einiges mehr zu sprechen.

von SusanneT , 12.07.2023 — 1 Kommentar

  • Jonne Järvelä von Korpiklaani wird von Claudia Nierste, DFG, interviewt © Susanne Triesch

  • Sami Perttula und Jonne Järvelä beim Interview © Susanne Triesch

  • Korpiklaani-Sänger Jonne Järvelä mit Claudia und Susanne von der DFG

  • Claudia mit ihren Interviewpartnern Jonne Järvelä und Sami Perttula von Korpiklaani © Susanne Triesch

  • Korpiklaani auf der Bühne beim anschließenden Konzert © Susanne Triesch

Ein heißer Festivaltag liegt hinter uns und das Korpiklaani-Konzert vor uns: auf dem RockHarz sind wir von der DFG mit der Mission unterwegs, die hier auftretenden finnischen Bands zu sehen und zu interviewen. Für Korpiklaani durften wir mit Jonne Järvelä, Sänger und Frontmann sowie Sami Perttula, auf der Bühne am Akkordeon, sprechen.
Das Interview führt Claudia Nierste, ehemalige Deutschland-Stipendiatin der DFG, auf Finnisch.
Einen kurzen Auszug auf dem Interview als Video gibt es hier auf unserem YouTube-Kanal zu sehen.
Interview und Übersetzung: Claudia Nierste
Fotos: Susanne Triesch


Fangen wir mit einer einfachen Frage an: Wie ist die Stimmung jetzt vor eurem Konzert?
 
Jonne: Sehr gut! Die Sonne scheint, es hat genau die richtige Temperatur, und es ist toll, hier zu sein.
 
Ihr steht schon lange auf der Bühne und seid in vielen Ländern aufgetreten. Ist man da eigentlich immer noch nervös, wenn man vor einer großen Menge Menschen auftritt?
 
Jonne: Ja, schon. Ich zumindest bin jemand, der schnell nervös wird, und das bekomme ich wahrscheinlich auch nicht mehr weg. Für mich macht es auch keinen Unterschied, ob ich vor einem großen oder kleinen Publikum stehe. Bei einem kleinen Publikum bin ich oft sogar noch nervöser.
 
Ihr wart auch in Deutschland schon oft auf Tour. Gab es in dieser Zeit Erlebnisse, die sich euch besonders eingeprägt haben?
 
Jonne: Tatsächlich feiern wir in diesem Jahr unser 20-jähriges Jubiläum, und wir sind schon so oft hier gewesen… Besonders im Gedächtnis geblieben ist uns das erste Mal Wacken. Das war für uns eine große Überraschung, wir haben uns gefragt: Was zur Hölle ist hier los? So viele Menschen! Und so viele von ihnen trugen Korpiklaani-Shirts! Solche ersten Auftritte bleiben einem im Gedächtnis, auch zum Beispiel das erste Mal auf dem Summer Breeze, damals im Jahr 2005. Wir sind schon am Vormittag aufgetreten, aber trotzdem war es vor der Bühne voll.
 
Sami: Hier ist ja sozusagen auch unser Hauptgebiet für Touren und Konzerte, in Deutschland und Zentraleuropa.
 
Unterscheiden sich denn die Festivals, Konzerte und Besucher*innen in Deutschland und Finnland?
 
Jonne: In Finnland sind die Leute ein bisschen zurückhaltender, sie feiern beim Konzert nicht ganz so wild mit.
 
Sami: Sie zeigen ihre Begeisterung einfach anders. Und auf der anderen Seite scheint es mir hier in Deutschland für die Leute wichtiger zu sein, dass sie uns nach dem Konzert auch noch mal persönlich treffen können, ein paar Worte wechseln und sich für die Show bedanken.
 
Jonne: In Finnland sind wir einfach immer noch eher die Jungs von nebenan.
 
Habt ihr während eurer Touren in Deutschland auch einige nützliche deutsche Wörter gelernt?
 
Jonne: Nicht wirklich viel. Was man noch am ehesten lernt, sind so ein paar Schimpfwörter …
 
Und gibt es ein finnisches Wort oder einen finnischen Satz, den die deutschen Fans unbedingt kennen sollten?
 
Jonne: Tatsächlich begegnen wir oft deutschen Fans, die ein paar Worte Finnisch können. Meistens geht das dann aber eher in die Richtung perkele und so weiter.
 
Sami: Oder hölökynkölökyn!
 
Jonne: Stimmt. kippis wäre auch noch ein nützliches Wort.
 
Die Texte für Korpiklaani werden seit 2011 meist von dem finnischen Dichter und Songwriter Tuomas Keskimäki geschrieben und sind unter anderem vom Versmaß des Kalevala beeinflusst. Kommt bei Korpiklaani eigentlich zuerst die Musik oder zuerst die Texte?
 
Jonne: Die Musik kommt immer zuerst. Auf dem neuen Album habe tatsächlich ich den Großteil der Texte geschrieben, ich wollte mich selbst herausfordern. Aber in der Zusammenarbeit mit Tuomas lief es immer so, dass ich ihm die Musik geschickt habe, zum Beispiel die Gesangsmelodie auf der Gitarre, und dann haben wir darüber gesprochen, welche Stimmung das Lied hat, wovon es handeln könnte. Tuomas war dann auch sehr schnell, manchmal hat er mir noch am selben Abend den Text geschickt. Er ist wirklich ein begabter Songwriter.
 
Tuomas hat also bisher die finnischsprachigen Texte geschrieben. Und die englischsprachigen …
 
Jonne: … die stammen aus meiner Feder. 
 
Woran entscheidet sich denn, ob ein Lied einen finnischen oder englischen Text bekommt?
 
Jonne: Bei den englischen Texten fängt es meistens so an, dass ich eine bestimmte Phrase im Kopf habe, und dann schreibe ich davon ausgehend das Lied. Bei den Stücken, die ich selbst geschrieben habe, ist der Prozess also ein anderer, da kommt auch mal der Text zuerst.
 
Für manche ist finnischer Metal der Grund dafür, Finnisch zu lernen oder sogar Fennistik zu studieren. Fühlt ihr euch eigentlich auch als Kulturbotschafter und „Vertreter“ Finnlands, die Menschen im Ausland für die finnische Kultur und Sprache begeistern?
 
Jonne: In gewisser Weise sind wir sicher Botschafter für Kultur. Mit der Sprache ist es ja auch manchmal so, wie wenn man als kleines Kind Musik gehört und einfach so gut es ging mitgesungen hat, weil es sich toll anhörte, ohne den Text zu verstehen. Besonders in Südamerika wird auf den Konzerten immer sehr laut mitgesungen. Das heißt vielleicht nicht immer, dass sie den Text verstehen, aber sie haben ihn einfach beim Hören gelernt. Und andererseits haben uns schon so viele Menschen gesagt, dass sie wegen uns mit dem Finnischlernen angefangen haben. Das ist natürlich ein tolles Gefühl.
 
Woran merkt ihr im Ausland, dass ihr Finnen seid?
 
Jonne: Meistens dann, wenn uns jemand darauf anspricht. In den USA kommen zum Beispiel oft Menschen zu unseren Konzerten, die finnische Großeltern haben und auch selbst noch ein bisschen Finnisch können. Die kommen dann zu uns und sagen, dass sie eine Sauna haben. Dort lebt die finnische Kultur also immer noch fort.
 
Gibt es etwas, was ihr auf Tour im Ausland vermisst?
 
Jonne: Sauna, Roggenbrot … einfach solche grundlegenden Dinge.
 
Kürzlich habt ihr die Single „Krystallomantia“ herausgebracht, die Bezug auf den Krieg in der Ukraine nimmt. Wie waren die Reaktionen bei einem für Korpiklaani so ungewöhnlich aktuellen Thema?
 
Jonne: Die Reaktionen waren gemischt. Den Russen hat es nicht so gefallen, aber aus der Ukraine kam viel positive Resonanz.
 
Sami: Mir ist auch aufgefallen, dass gesagt wurde, man sollte Musik und Politik nicht miteinander vermischen. Aber meiner Meinung nach ist das keine Frage von Politik.
 
Jonne: Krieg ist keine Politik, Krieg ist einfach nur Scheiße. In „Krystallomantia“ ging es am Anfang tatsächlich erst um etwas anderes, die Inspiration waren die Kristallkugel und die Wahrsagerin, aber dann brach der Krieg aus und das Lied hat sich einfach in diese Richtung entwickelt.
 
Welche Folk-Instrumente sind bei Korpiklaani schon zum Einsatz gekommen und welche Instrumente würdet ihr gerne noch ausprobieren?
 
Jonne: Wir konzentrieren uns vor allem auf Geige und Akkordeon, that’s it. Das können wir am besten und das ist auch einfach unser Sound. Mit anderen Instrumenten experimentiere ich vor allem in meinem Soloprojekt „Jonne“.
 
Genau das wäre auch meine nächste Frage gewesen: Welche Pläne hast du für „Jonne“? Ist vielleicht schon ein neues Album in Planung?
 
Jonne: „Jonne“ habe ich in letzter Zeit ständig im Hinterkopf. Wir waren gerade noch mit neuer Musik für Korpiklaani beschäftigt, mussten da noch einiges fertigstellen und mixen, aber als Nächstes widme ich mich dann wieder meinem Soloprojekt. Mit Jaana Turunen habe ich kürzlich schon ein Konzert gespielt, weitere sind noch geplant. Mit „Jonne“ können wir auch in kleineren Locations auftreten. Als wir angefangen haben, waren dreizehn Leute in der Band involviert, von Amorphis und anderen großen Bands, die immer sehr beschäftigt waren. Da konnte man natürlich nicht so einfach mal auf Tour gehen.
 
Und bei „Jonne“ sind dann auch noch andere Instrumente dabei?
 
Jonne: Genau. „Jonne“ ist ja mehr so ein Studioprojekt, da haben wir dann auch Drehleier und Kantele mit dabei und alles Mögliche.
 
Was bedeuten denn die Musik und das Dasein als Musiker für dich persönlich?
 
Jonne: Musik war schon von klein auf das Einzige, was ich machen konnte und wollte. Sie ist sozusagen mein halbes Leben – die andere Hälfte ist meine Familie. Alles andere ist nebensächlich.
 
Was sind nach dem Rockharz die nächsten Gelegenheiten, euch live zu sehen?
 
Jonne: Für Dezember hatten wir eigentlich geplant, zusammen mit In Extremo auf Tour zu gehen, das müssen wir aber wohl leider absagen und wird im nächsten Jahr stattfinden. Außerdem überlege ich, mit „Jonne“ zum ersten Mal auf Auslandstour zu gehen, aber da steht noch nichts fest.
 
Sami: Und natürlich sind wir jetzt auf den Sommerfestivals!
 
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für das Konzert heute!


Beim Konzert kamen Korpiklaani- und Finnland-Fans voll auf ihre Kosten, wir konnten uns über die Ievan Polkka und mehrere Stücke auf Finnisch freuen. Das Publikum hat ganz Jonnes Einschätzung folgend wirklich wild mitgefeiert, trotz Hitze mit viel Bewegung und einigen crowdsurfenden Menschen.
Anstehende Konzerttermine sind auf der Website von Korpiklaani gelistet: korpiklaani.com

Kommentare

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Syysmyrsky 12. Juli 2023 04:35

Sehr schön! Merci vielmals! Eigentlich hatte ich den Kölner Termin am 30.12. mit In Extremo/Korpiklaani/Rauhbein angedacht, die im Interview genannte Absage ist auf der In Extremo-Seite noch gar nicht aufgetaucht. Also erstmal aussitzen... :-)

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Success RocketHat geklappt. Vielen Dank.

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