Wer Rock- und Metalmusik aus Finnland hierzulande auf der Bühne sehen will, kann unter anderem auf das Rockharz-Festival zählen. Jeden Sommer kommen tausende Besucher im Harz zusammen, um mehrere Tage gemeinsam Live-Musik zu genießen. Welche Bands aus Finnland im Laufe der Jahre hier aufgetreten sind, haben wir am Ende des Artikels aufgelistet. Dieses Jahr feierte das Festival sein 30-jähriges Jubiläum und auch dieses Mal waren Bands aus Finnland vor Ort. Wir als DFG bekamen außerdem die Möglichkeit, vom Festival zu berichten und Interviews mit den finnischen Musiker:innen zu führen (
hier geht es zum Interview mit Korpiklaani). Für 2024 sind bereits weitere finnische Größen angekündigt: Lordi und Amorphis.
Ein kleiner Rückblick auf die nunmehr 30-jährige Geschichte des Festivals
In der Wochenendausgabe 16.06.-18.06.2023 des Super Sonntag für den Landkreis Harz erschien ein Interview zu 30 Jahre Rockharz mit dem Rockharz-Mitarbeiter Kai Wilhelm. Den kompletten Artikel könnt ihr
hier lesen.
Im Jahr 1993 wurde das Festival unter dem Namen „Rock gegen Rechts“ durch den Verein Rock und Kultur am Harz e.V. in Osterode gegründet. Dort fand auch das erste Festival mit über 1.000 Besuchern statt. In diesem Jahr, also 2023, wurden 24.000 Wochentickets und für Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils 500 Tagestickets verkauft.
In Osterode fand das Festival an verschiedenen Orten statt, im Stadtpark, auf dem Sportplatz und zuletzt in Förste mit nicht optimaler Campingsituation. Die Wachstumsmöglichkeit in Osterode war eingeschränkt. Aus diesem Grund wurde sich im Harz umgeschaut, um den Namen nicht ändern zu müssen. Auf dem Verkehrslandeplatz Asmusstedt, einem Ortsteil von Ballenstedt, war die gesuchte Wachstumsmöglichkeit von Anfang an gegeben. Die Betreiber des Verkehrslandesplatzes waren sofort Feuer und Flamme für das Rockharz und halfen dabei, logistische Probleme zu lösen. Viele Partner wie Zulieferer, Handwerkskräfte und Mitarbeitende der Rettungsdienste kommen aus den Landkreisen rund um den Harz.
Neuer Festivalort Ballenstedt
In den ersten Jahren nach dem Umzug nach Ballenstedt wurden die Anwohner:innen eingeladen, sich das Festival anzusehen. Um Berührungsängste abzubauen, gab es Führungen auf dem Festivalgelände und Backstage.
Vor Jahren an der Kasse eines Supermarkts sagte eine Verkäuferin zu mir, dass sie sich über das Rockharz freut. Die Leute seien so nett und höflich, freundlicher als manche der Einheimischen. Mittlerweile ist das Festival auch in Ballenstedt und bei seinen Einwohner:innen als fester Bestandteil des Lebens im Ort angekommen. Es gab sogar zwei Banner, auf denen zum 30. Jubiläum gratuliert wurde. Diese hingen leider nicht lange und wurde vermutlich von „Souvenierjägern“ mitgenommen.
Seit 2010 haben sich die Besucherzahlen verdreifacht, aber es findet sich genug Platz auf dem Infield, um die Bands auch von den hinteren Bereichen zu hören und zu sehen, ohne im Gedränge stehen zu müssen. Das gesamte Gelände, auf dem sich das Rockharz befindet, bietet vom Campingplatz aus kurze Wege zum eigentlichen Festivalbereich.
Der Gegenstein, das eine Ende der Teufelsmauer, ist eine großartige Kulisse für das Festival und prägt dieses mit. Nicht umsonst steht auf vielen Festival-T-Shirts „We will meet again at the devil´s wall” oder „See you at the devil´s wall”.
Durch Corona konnte das Rockharz 2020 und 2021 nicht stattfinden. Aufgrund der Einnahmen aus bereits verkauften Tickets und dem guten Wirtschaften der vergangenen Jahre war die Existenz nicht bedroht, doch stand immer die Angst im Raum und die Frage, wann und wie es weitergehen kann. Das Kernteam war in Kurzarbeit, doch durch die Coronahilfe vom Staat konnte der emotionale Druck genommen werden. Die Zeit wurde genutzt, um die bisherigen Strukturen zu überdenken. Nach dem Festival 2022 wurde das Team vergrößert.
Festival-Freundschaften
Wenn man sich auf dem Festival mit anderen Besucher:innen unterhält, bekommt man oft eine Antwort auf die Frage, warum man denn immer wieder zum Rockharz kommt: Es ist familiär und gemütlich. Und es sind sich alle einig, dass das Festival nicht größer und kommerzieller werden soll.
Aber was macht dieses Familiäre aus? Kurze Wege und mit knapp 25.000 Besuchern noch übersichtlich. Ich würde es so beschreiben:
Es ist wie mit einer Freundschaft zu Finninnen und Finnen: sporadischer Kontakt, aber eine intensive Freundschaft.
Man trifft Menschen auf dem Rockharz, zu denen Freundschaften entstehen. Diese halten länger als ein Rockharz-Wochenende und man freut sich, sich in einem Jahr wiederzusehen. Ich brauche wohl nicht erwähnen, dass die Freunde, die ich schon seit Jahren auf dem Rockharz treffe, bereits am zweiten Tag des Ticketverkaufs für 2024 Tickets gekauft haben.
Im Jahr 2013 wurde zusammen mit dem Rotaract-Club Clausthal-Zellerfeld die Aktion „
Glück in Dosen“ gestartet. Der Erlös aus dem von den Rockharzern gespendeten und ggf. liegen gelassenen Pfand geht an soziale Projekte. Über die Spenden im letzten Jahr berichtete der MDR am 29.11.2022 (
hier).
In diesem Jahr hat das Rockharz zusammen mit der Lebenshilfe Braunschweig das Projekt „Kultur für alle“ ins Leben gerufen. Es ist ein Inklusionsprojekt und hat das Ziel, „Erfahrungen, die man als Veranstalter zum Thema Inklusion gemacht hat, zusammenzufassen, strukturell und konzeptionell aufzuarbeiten und anderen Veranstaltern für ihre Maßnahmen zur freien Verfügung zu stellen“, sagt Kai Wilhelm im Interview mit dem Super Sonntag.
Dazu ein paar Zahlen und Fakten:
•Die Größe des Inklusionscamps wurde 2023 im Vergleich zum Vorjahr um das 2,5-fache vergrößert und beherbergte während des Festivals ca. 200 Menschen.
•Für den Zugang wurde eine eigene Rezeption, z.B. für die Ausgabe der Festivalbändchen und Fragen aller Art, eingerichtet, die rund um die Uhr besetzt war.
•Ein Team von 24 Pflegekräften hat vor Ort rund um die Uhr Pflegedienstleistungen aller Art angeboten, ein Sanitätshaus gewährleistete einen mobilen Hilfsmittelverleih und Reparaturservice zum Beispiel für Rollstühle und Hilfsmittel aller Art.
• Es wurden rollstuhlgerechte Überfahrbrücken an verschiedenen Schwerpunkten auf dem Festivalgelände installiert
•Das Inklusionsteam war und ist auch in der Zukunft per Mail erreichbar, um Anliegen auch während des gesamten Festivalbetriebes erfolgreich lösen zu können.
Diese und andere Maßnahmen wird das Rockharz unter dem Projektnamen „Kultur für Alle“ in den kommenden Jahren weiter vorantreiben, um das Festival für Menschen mit Behinderungen aller Art weitestgehend barrierefrei zu gestalten. Hierzu gibt es ein Video vom MDR (
hier).
Danke / Kiitos, Rockharz
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich beim Team des Rockharz bedanken, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, uns neben all den großen Medienvertretern der Metalszene akkreditieren zu dürfen. Somit hatten wir die Möglichkeit, Interviews mit Korpiklaani und Wolfheart zu führen, und das als ehrenamtlicher Verein. KIITOS Rockharz!
Ein großes Dankeschön gilt auch allen Mitarbeitenden an den Ständen, den Einsatzkräften von Rettungsdienst, Pflegedienst, Polizei und Feuerwehr, sowie den „Grabenschlampen“ vor der Bühne. Dieser Kraftausdruck ist liebevoll gemeint und mit einem ironischen Zwinkern im Augenwinkel, denn die starken Männer in den grünen T-Shirts haben nicht nur die Crowdsurfer sanft auf den Boden vor der Bühne zurückgeholt, sondern Freitag und Samstag für eine angenehme Abkühlung vor der Bühne gesorgt.
Ihr alle sorgt dafür, dass sich die Besucher wie zu Hause fühlen.
Finnische Bands auf dem Rochharz-Festival
Die nachfolgenden Bands konnte man in den letzten 30 Jahren auf dem Rockharz live erleben:
- Amorphis
- Battle Beast
- Beast in Black
- Black Sun Aeon
- Blind Channel
- Bloodred Hourglas
- Children of Bodom
- Ensiferum - hier lest ihr ein Interview mit der DFG Sachsen-Anhalt
- Finntroll
- Ghost Brigade
- Insomnium
- Korpiklaani
- Lordi
- Lost Society
- Moonsorrow
- Omnium Gatherum
- Sonata Arctica - hier lest ihr ein Interview mit der DFG Sachsen-Anhalt
- Stam1na
- Stratovarius
- Tarja Turunen - hier lest ihr ein Interview mit der DFG
- The 69 Eyes
- Turisas
- Wintersun
- Wolfheart
Hier gibt es ein Video von ca. 17 Minuten Länge mit Eindrücken von diesem Jahr https://www.youtube.com/watch?v=mNym0HiZayY
Eine schöne Retrospektive, Jana!