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Rezension: Mirja Lanz: Sie flogen nachts

Hier kommt eine weitere Rezension aus der Deutsch-Finnischen Rundschau: Dr. Michael Peters hat den Debütroman Sie flogen nachts von Mirja Lanz rezensiert.

von dfgliest , 16.09.2023 — 0 Kommentare

Marja Lanz: Sie flogen nachts © Dörlemann Verlag AG, Zürich

Ein wahrhafter „Genuss an der Sprache“: Der renommierte Verlag Dörlemann hat soeben im Frühjahr 2023 im Rahmen seines zwanzigjährigen Bestehens mit dem vorliegenden Debütroman der Lite­ratin Mirja Lanz (geb. 1977) ein „Jubelprogramm“ gestartet. Mirja Lanz‘ schön verwebte Handlungsgeschichte ist die Erzählung des Mädchens Aava, deren Cousine Satu ist, und welche die „Fischgründe“ ihrer Ahnen aufsucht. Mitten im Januar haben Aava und Satu Verwandtenbesuche vereinbart. Aava sinniert: „Ich reise nicht ins Unbekannte. Ich reise ins Verwandte“ (S. 11). Aber Aava sucht fernerhin jenes „Geburtshaus einer Geschichte“.  Als Aava die alte Hütte endlich erreicht, saß Urgroßmutter, die Apotheken­helferin ist und ihre Heilmittel zu Hause anrührt, am Tisch. Sie wälzte alte Familien­alben. Auf einem „Schnappschuss“ erkannte Aava ihren Vater und seine Schwestern.

„Die Kinder hüteten in der Schublade die Geister“, als „sich die erwachsenen Geschwister noch frei in der Welt bewegten“. Auch das Mädchen Tuuli, welches einer „versäumten Geschichte“ entspringt (S.127), wurde mit ihrer Geschichte „in einer Schublade begraben“ (S. 128). Mirja Lanz „malt“ mit den Worten. Immer wieder kommen auch finni­sche Vokabeln zum Vorschein, welche die Autorin in die Vornamen „einwebt“. „Tuuli“ ist mithin nicht nur ein Mädchenname im Finnischen, sondern ist auch das Wort für „Wind“!
In der mitunter kaum erkennbaren „Handlung“ ihrer Geschichte hat die Autorin es vermocht, das jeweils Gegenständliche kunstvoll in „lebendige“ Metaphern zu gießen. Um ihre „Handlungsstimmungen“ zu verstärken, hat sich Mirja Lanz auch des „Surrealen“ bedient: „Der Nachmittag ist dunkel geworden. Im Süden werden ohne Eile die Gerätschaften für ein Gewitter herangerollt. Ukkonen. Vielleicht ist es auch Donnerstag.“
Aava gelangt stets erneut an Orte und zu Menschen, bei denen sie schon einmal war: „Du warst schon einmal hier, raunt der Wind“. Die Lesenden sehen sich sowohl mit der Geschichte einer „Rückkehr“ als auch der „Rückkehr“ einer Geschichte konfrontiert. Die Kunst der Autorin liegt darin begründet, die Romanhandlung mittels farbiger Stimmungen entwickelt zu haben. „Sie flogen nachts“ ist auch die Geschichte einer immerwährenden Wiederkehr.

Für Aava indessen gingen des Nachts die „verwandten Besuche“ weiter. Im April endlich hatten „die kalten Tage das Tauen unterbrochen, sein Fluss kam zu stehen“. Am Ende der Geschichte kehren Aava und Tuuli „zurück“. Sie haben das „gelbe Holzhaus“, das „immer noch an diesem Strand steht“, erreicht (S. 153). Das gelbe Haus ist „zweigeschossig, hat einen Ballsaal und wittert, seit ich es kenne“. In den „Lachen“ auf dem Sandweg „am Waldrand liegen versunkene Geschichten blank“ (S. 161). Aber waren Aava und Tuuli in Wirklichkeit jemals dort gewesen?

Mit seinen sehr kurzen Sätzen mit wahrhaft „lyrischer Prosa“ ist Mirja Lanz‘ Buch ein einziger Lesegenuss. Die Autorin hat mitunter auch Bilder und ganze Sätze mittels vertikal verlaufender Buchstaben erzeugt. Ein schönes Glossar am Ende des Buches mit finnischen Vokabeln – von „aamu“ bis „ymmärrätkö“ – „Verstehst du?“ - runden Lanz‘ Romanwerk, das vielen Interpretationen Raum und „Tiefe“ gewährt, ab.

Marja Lanz: Sie flogen nachts. Roman. Dörlemann Verlag AG, Zürich 2023, 208 Seiten, gebundener Leseband, ISBN 978-3-03820-122-9, 23 Euro. Eine Rezension in der Deutsch-Finnischen Rundschau 197 von Dr. Michael Peters.

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