Die Stichwahl
Weniger als 100.000 Stimmen Unterschied und ein Stimmenverhältnis von 51,6 zu 48,4 Prozent zeigten: einen klaren Favoriten gab es nicht. Zwar hatte Alexander Stubb in den meisten Umfragen die Nase leicht vorn, ein Wahlsieg für Pekka Haavisto schien jedoch bis zum Wahltag ebenfalls möglich. Am Wahlabend hatte das Haavisto-Lager anfänglich auch noch Hoffnung, bereits vor der Auszählung aller Stimmen gratulierte Haavisto Stubb dann jedoch zum Wahlsieg. Harmonisch lief das ab – wie auch schon der vorangegangene Wahlkampf. Als der Rundfunksender Yle beide Kandidaten zum Ende des Wahlabends interviewte, hielt Stubb dann auch demütig fest, dass die finnische Außenpolitik auf die Fachkompetenz eines erfahrenen Außenpolitikers wie Haavisto nicht verzichten wird können. Das klang fast wie ein Jobangebot.
Der Sieger
An Erfahrung mangelt es jedoch auch dem neuen Präsidenten nicht. Im Jahr 1993 machte er im Rahmen seines Politik- und Wirtschaftsstudiums ein Praktikum an der finnischen Botschaft in Washington. Später arbeitete er unter anderem im finnischen Außenministerium und als Berater des EU-Kommissionspräsidenten Prodi. Nach seiner Promotion war er zudem mehrere Jahre Gastprofessor am College of Europe.
Ein eigenes Mandat erhielt er 2004, als er EU-Abgeordneter wurde. Aus Brüssel ging es 2008 zurück nach Helsinki, wo das Amt des Außen- und später des Europaministers auf ihn wartete. Ab 2014 war Stubb für knapp ein Jahr Ministerpräsident Finnlands. Seine Regierung zerbrach jedoch an Familienfragen und an Fragen zur Atomenergie. Nach seiner Zeit als Ministerpräsident war er noch ein Jahr als Finanzminister tätig, und konzentrierte sich später unter anderem auf Tätigkeiten in der Europäischen Investitionsbank und in der Konfliktlösung.
Stubb bezeichnet sich selbst als sportverrückt und kann dies auch gut mit stressigen Arbeitstagen kombinieren: eine Stunde Sport am Tag gebe zwei Stunden mehr Energie, sagte er einst. Er hatte in seiner Altersklasse bereits die Europameisterschaften des Triathlons erreicht und war schon mit dem norwegischen Außenminister Ski fahren. Gemeinsam mit seiner Frau Suzanne Innes-Stubb und den 23- beziehungsweise 19jährigen Kindern Emilie und Oliver spielt auch der Sport gemeinsam mit der Familie eine wichtige Rolle für ihn.
Die Herausforderungen
Als neues Staatsoberhaupt erwartet Stubb eine ungemütliche Zeit. Seine Vorvorgängerin Tarja Halonen bekräftigte bereits vor der Wahl, dass die künftigen Herausforderungen der Präsidentschaft deutlich größer sind als noch zu ihrer Amtszeit. Wenngleich die Verfassungsreform vor 24 Jahren die Macht des Präsidentenamtes erheblich eingeschränkt hat, nimmt das Amt jedoch eine wichtige Rolle in der Außenpolitik ein. Als finnischer Präsident ist Stubb zudem Oberbefehlshaber der Armee, und hat insbesondere in diesem Punkt deutlich mehr Befugnisse als der Bundespräsident in Deutschland. Die neue NATO-Mitgliedschaft Finnlands wird von zahlreichen Fragen begleitet werden – etwa, ob Finnland bereit ist, Atomwaffen auf dem eigenen Staatsgebiet zu dulden oder nicht. Stubb hat sich dazu bereits im Wahlkampf bejahend geäußert.
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