Greifswald, die beschauliche Hansestadt im Nordosten der Bundesrepublik, macht – außerhalb des 250. Caspar-David-Friedrich-Jubiläums in diesem Jahr – eher selten von sich reden. Für Menschen, die sich mit finnischer Literatur und Sprache beschäftigen, war es Anfang März jedoch der „Place to be“: Fennistinnen und Fennisten aus Finnland und dem gesamten deutschsprachigen Raum kamen im dortigen
Alfried Krupp Wissenschaftskolleg zur bereits
dritten FI-DACH-Tagung zusammen, um sich über die aktuellen Forschungsstände auszutauschen. Die Tagung wurde vom
FI-DACH-Forschungsnetzwerk organisiert, das bereits seit 2019 Vernetzungsarbeit rund um die Forschung zu den kulturellen Verbindungen zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz auf der einen und Finnland auf der anderen Seite leistet.
Die Vorträge bildeten ein breit gefächertes Themenspektrum ab, wodurch zahlreiche Interessensgebiete auf ihre Kosten kamen. Neben klassischen sprachwissenschaftlichen Fragestellungen, wie zur Mehrdeutigkeit der Wörter enää und tahtoa, wurden auch finnische und deutsche Fernsehnachrichten linguistisch verglichen. Für die deutsch-finnischen Beziehungen bedeutsame Kontakte, wie der zwischen Hella Wuolijoki und Bertold Brecht, wurden ebenso besprochen wie die Darstellung von Berlin in der finnischen Literatur. Darüber hinaus wurden die Debatten zum geschlechtersensiblen Sprachgebrauch in verschiedenen Sprachen beleuchtet, und neuere deutsche Lehnwörter im Finnischen untersucht. Auch der Austragungsort selbst wurde eingehend gewürdigt, indem Sticker im Straßenbild Greifswalds und Turkus miteinander verglichen und analysiert wurden. Abgerundet wurde das Programm unter anderem durch einen Vortrag über sámischsprachige Elemente in bestimmten Romanen sowie durch mehrere spannende Vorträge zur Kunst des Übersetzens und diversen kulturwissenschaftlichen Beobachtungen.
Die Vielfalt der 25 Vorträge kam gut an: neben Personen aus der fennistischen Wissenschaft saßen im Publikum auch Menschen anderer akademischer Hintergründe sowie Studierende. Die lebhaften Diskussionen nach den einzelnen Vorträgen zeugten von regem Austausch und haben zahlreiche neue Forschungsimpulse gesetzt. Gemeinsame Abendessen und eine Universitätsführung boten Raum zum Austausch auch außerhalb der Tagung, wodurch bereichernde neue Kontakte über Landesgrenzen hinweg geknüpft werden konnten.
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