Die Musik ist für viele Finnlandfreund:innen ein wichtiger Bestandteil ihres Interesses am Norden. Auch die Kölner Band Quast ist musikalisch eng mit dem Norden verbunden, was sich zum Beispiel in auf Finnisch und Schwedisch geschriebenen Texten äußert. Doch wie kommt man als deutsche Band dazu, finnischsprachige Musik zu machen? Im Interview mit Chris hat Quast anlässlich der neulich veröffentlichen EP "Matkalla/ Auf Reisen" einen höchst interessanten Einblick in die Entstehung der Band und ihre musikalisches Schaffen gegeben. Die neuen Songs gibt es auf
Spotify,
YouTube und
Bandcamp zu hören. Über Konzerte und andere Neuigkeiten kommuniziert Quast auf
Instagram.
Chris: Hallo ihr fünf! Stellt euch doch zuerst kurz vor.
Quast: Hei und Hallo! Wir sind Aimée (Gesang, Klarinette), Alexej (Schlagzeug), Domi (Querflöte, Saxophon, Ukulele, Gesang), Lasse (Gesang, Bass) und Lutz (Gitarre) und wir sind die Band Quast aus Köln.
Chris: Alle Bands müssen zunächst einmal gegründet werden. Wie kam es zum Projekt Quast?
Quast: 2017 haben sich Domi und Lutz während ihres Auslandssemesters in Turku kennengelernt und dort ein Ukulelen-Ensemble gegründet. Nach ihrer Rückkehr nach Köln war dann der Wunsch geboren, weiterhin zusammen Musik zu machen und so wurden ca. im September 2018 zunächst Lasse für den Bass und Aimée für den Gesang angefragt. Lasse und Alexej kennen sich schon aus der Schule und waren früher schonmal zusammen in einer Band, also wurde Alexej gefragt ob er Lust hätte, als Schlagzeuger einzusteigen – und so war die Runde dann komplett.
Chris: Die DFG-Leser.innen interessiert natürlich besonders, was eure Verbindung zu Finnland, bzw. zum Norden ist. Wie kommt es dazu, dass ihr auch Texte auf Finnisch und Schwedisch schreibt?
Quast: Vier von uns haben sich mehr oder weniger über das Studium der Skandinavistik bzw. Fennistik in Köln kennengelernt. Unser Institut ist ohnehin nicht so groß, weshalb man sich im ein oder anderen Kurs schonmal begegnet ist. Lutz und Aimée haben Finnisch studiert, Domi und Lasse Schwedisch, wobei beide auch Finnischkurse besucht haben und anders herum. Uns verbindet also u.A. eine gewisse Liebe zum Norden und den (nordischen) Sprachen – warum diese also nicht auch in der Musik verarbeiten.
Außerdem hat unsere gemeinsame musikalische Reise – inspiriert vom „Turkulele-Ensemble“ – erstmal mit finnischen Coversongs begonnen. Da war der Rahmen dann schon ein bisschen gesetzt, wobei wir ja mittlerweile auch Songs auf Deutsch und Englisch geschrieben haben. Trotzdem geben das Finnische und Schwedische unserer Musik natürlich auch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal und eine „Exotik“, die bei vielen gut ankommt.
Chris: Eure Musik ist ja relativ schwierig unter einem Genrebegriff unterzubringen. Was sind eure musikalischen Einflüsse und was macht eure eigene Musik aus?
Quast: Ja, das stimmt. Nach Konzerten werden wir meist entweder gefragt, wie wir unser Genre bezeichnen würden, oder darauf hingewiesen, dass man das ja in gar keine Schublade einordnen kann.
Individuell betrachtet hören wir zum Teil schon ähnliche Musik. Ausgehend von verschiedenen Arten des Metal und Rock über Progressive, Psychedelic oder ähnliche Subgenres findet sich vieles, was alle Bandmitglieder gerne hören – wenn auch natürlich nicht ausschließlich. Was unsere musikalischen Einflüsse angeht, haben wir wahrscheinlich genau die richtige Mischung zwischen individuellen Musikgeschmäckern und einem „gemeinsamen Nenner“, der sich dann auch in unserer eigenen Musik wiederspiegelt. Da ist häufig etwas Düsteres, Atmosphärisches dabei, ein paar harte Riffs und hin und wieder auch relativ eingängige, poppige Passagen. Außerdem besteht durch die Holzbläser auch eine gewisse Verbindung zur Klassik und zum Jazz.
Auch unser Songwritingprozess ist bei jedem Song individuell. Mal gibt jemand nur eine Gesangs- oder Bläsermelodie vor und wir jammen und probieren einfach aus, was dazu passt, bis ein ganzer Song daraus entsteht. Manchmal bringt jemand von uns schon einen relativ feststehenden Entwurf mit, bei dem nur noch Einzelheiten bearbeitet oder hinzugefügt werden. Das ist je nach Song sehr unterschiedlich aber genau diese Mischung, dieses Rumexperimentieren ist sicher ein Aspekt, der unsere Musik sehr prägt.
Chris: Seit Freitag ist eure erste EP draußen. Wie war dieser Prozess für euch und wie fühlt sich die Veröffentlichung an?
Quast: Wir haben innerhalb von zwei Wochen um den EP-Release herum zwei Konzerte gespielt, weshalb wir viel mit Proben und Vorbereitung der Shows beschäftigt waren aber natürlich ist es immer extrem toll, wenn man neues Material veröffentlicht! Wir sind mega stolz auf das, was wir geschafft haben und haben bis jetzt auch schon sehr positives Feedback für unsere neuen Songs bekommen. Auch musikalisch haben wir uns weiterentwickelt, was man wahrscheinlich auch hören kann.
Im Vergleich zu unseren ersten beiden Songs „Loppu“ und „Rot“, die vor ca. 1,5 Jahren herausgekommen sind, war der Prozess diesmal aber ein ganz anderer. Alle vier Songs haben wir in etlichen Sessions in unserem Proberaum selbst aufgenommen und Alexej hat sie komplett gemixt und produziert. Das ist natürlich deutlich aufwendiger als wenn das jemand für einen macht, der auf dem Gebiet auch schon mehr Erfahrung hat und ausgebildet ist. Gleichzeitig hat dieser Prozess den Vorteil, dass man beim Sound und Arrangement komplett freie Hand hat und sich ja auch alles, was er im Zuge dieser Produktion gelernt hat, auf zukünftige Aufnahmen anwenden lässt. In jedem Fall sind wir sehr zufrieden mit „Matkalla / Auf Reisen“ und hoffen natürlich auch, dass wir ein paar neue Hörer:innen gewinnen können.
Chris: Ihr habt ja auch schon Bühnenerfahrung sammeln dürfen. Habt ihr Auftritte oder Momente, die euch besonders in Erinnerung geblieben sind?
Quast: Puh, schwierige Frage. Jeder Auftritt, jedes Konzert und jede Stimmung ist immer einzigartig und kann kaum mit anderen verglichen werden, daher ist es schwierig, einen spezifischen in den Vordergrund zu stellen. Musikalisch gesehen werden wir natürlich immer besser und sicherer, je häufiger wir auftreten.
Aber Musik und Konzerte leben ja auch von der Energie und der Stimmung des Publikums. Bisher waren fast alle Konzerte „erste Male“, weil wir unser Set immer der Situation angepasst haben. Sei es der ein oder andere Cover-Song für einen Hochzeitsgig, ein Akustik-Set für Wohnzimmerkonzerte oder die besondere Würze in Kürze für einen Bandcontest. Da bleibt eigentlich jedes Konzert in besonderer Erinnerung.
Chris: Was sind eure nächsten Schritte oder musikalischen Ziele?
Quast: Für die Zukunft wünschen wir uns natürlich mehr Konzerte spielen zu können und weiter Songs zu schreiben. Wir wollen weiter unser kreatives Potenzial erforschen und mit allem, was uns Spaß macht, experimentieren. Zum Beispiel haben wir vor Kurzem ein paar Songs mit einem Vokalensemble zusammen einstudiert. Vielleicht kommen irgendwann noch andere Instrumente hinzu, wer weiß…
Aber ein Traum von uns wäre es definitiv auf einer großen Bühne zu spielen, wo wir mit fünf Personen und etlichen Instrumenten mal ordentlich Platz hätten und die unserem musikalisch-gestalterischen Konzept gerecht werden kann. Und ein Konzert in Finnland wäre natürlich auch spannend!
Chris: Vielen Dank für eure Antworten! Gibt es noch etwas, dass ihr den DFG-Leser:innen gerne noch sagen wollen würdet?
Quast: Feedback und Anregungen zu unserer Musik sind uns viel Wert. Auch Konzertanfragen bzw. -hinweise könnt ihr natürlich gerne schicken. Hört also gerne in unsere EP rein und schreibt uns Eure Gedanken dazu!
Chris: Vielen Dank an euch für das interessante Interview!
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