Von Daria Kirchberger*
Am 19. April besuchten Seine Exzellenz Kai Sauer, finnischer Botschafter in Deutschland, und der Botschaftsrat für Presse und Kultur Dan Ekholm die Universität Greifswald. Nach der Begrüßung durch die Rektorin unserer Universität, Prof. Dr. Katharina Riedel und Prof. Dr. Pantermöller, dem Lehrstuhlinhaber für Fennistik, und einem ausführlichen Gespräch im Rektorat, gab es einen für uns Studierende sehr interessanten Programmpunkt: Ein Besuch des Instituts für Fennistik und Skandinavistik stand auf dem Programm.
Bei Kaffee, Tee und Keksen gab es einen Austausch zwischen den Diplomaten, den Mitarbeitenden unseres Instituts, und uns, den Studierenden. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde wurden uns vom Botschafter sowie vom Botschaftsrat einige Fragen gestellt. Sie wollten von uns wissen, welche Motivation hinter unserer Studiengangsentscheidung lag und welche Berufschancen mit dem Abschluss dieses Fachs verbunden sind. Von den Mitarbeitenden erfragten sie, wie die Bevölkerung Greifswalds etwa aufgebaut ist und woher die Menschen, die in Greifswald und auch speziell an unserem Institut studieren, kommen. Ob sie eher aus Mecklenburg-Vorpommern kommen oder nicht; ob es auch internationale Studierende und Studierende aus dem Nicht-EU-Ausland gibt? Diese ausführlichen Fragen dienten den Diplomaten dazu, Greifswald, die Universität und speziell die Fennistik in Greifswald besser kennenzulernen. Der Botschafter und der Kulturattaché sind noch relativ neu in ihrem Amt und waren bis jetzt noch nicht in Greifswald gewesen. Die Antworten der Studierenden bezüglich ihrer Motivationen fielen sehr unterschiedlich aus. Einige sind durch einen Schüleraustausch oder einen Auslandsaufenthalt nach dem Abitur in Finnland gelandet, ich habe Familie aus Finnland, bin aber ohne finnische Sprache aufgewachsen, und manche haben Finnland durch Musik oder Kultur entdeckt. Wir alle teilen ein starkes Interesse an finnischer Sprache und Kultur, und haben uns deshalb für dieses Studium entschieden. Bezüglich der Berufschancen gibt es einige, die als Übersetzer oder auch Dolmetscher arbeiten möchten, die auswandern möchten, oder die sich für eine Arbeit im Kulturaustausch oder an der Universität interessieren. Wir alle haben jedoch auch noch ein zweites Fach unseres 2-Fach-Bachelors, weshalb uns auch noch weitere Möglichkeiten offen stehen. Unsere Antworten wurden teils mit Humor zur Kenntnis genommen, da es ja schon lustig sei, dass man es sich freiwillig antue Finnisch als Fremdsprache zu lernen. Außerdem sei es ja auch so kalt in Finnland. Wir antworteten nur, dass wir uns nicht abschrecken lassen von ein paar Kasus oder etwas Schnee.
Es war uns Studierenden eine Ehre, an diesem Austausch teilzunehmen und den Politikern die Wichtigkeit der Fennistik deutlich zu machen. Außerdem war es interessant, finnische Diplomaten persönlich kennenzulernen und zu erleben, wie ausführlich die Diplomaten sich über Stadt und Universität erkundigten.
Die abschließende Veranstaltung des Besuchs fand in der historischen Aula der Universität statt, bei der der Botschafter sich nach einer Begrüßung und Einführung durch die Rektorin und Prof. Pantermöller zuerst feierlich ins Gästebuch der Universität eintrug. Danach hielt der Botschafter einen öffentlichen Vortrag, welcher “Die Außen- und Sicherheitspolitik Finnlands nach der Zeitenwende” betitelt war. Er gab in seinem Vortrag einen Überblick über die finnisch-deutschen Beziehungen der letzten etwa hundert Jahre und ging viel auf die Unterschiede im finnischen und deutschen Denken ein. Dies war besonders interessant, da S.E. Kai Sauer als Halb-Deutscher, der auch hervorragend Deutsch spricht, einige dieser Unterschiede schon selbst erlebt haben dürfte, und nicht nur aus rein finnischer Perspektive berichtet. Er erläuterte außerdem kurz die finnische politische Haltung im Bezug auf aktuelle Geschehnisse, insbesondere den Angriffskrieg auf die Ukraine. Eine Fragerunde schloss den Vortrag ab, in welcher insbesondere genauere Nachfragen zum finnischen Denken und finnischen Meinungen im Vordergrund standen. Der Vortrag war gut besucht und gab auch den Finnlandinteressierten, die keine Studierenden oder Mitarbeitenden der Fennistik sind, die Chance, ihr Wissen zu erweitern und einen Experten und Diplomaten Finnlands zu befragen.
S.E. Kai Sauer äußerte sich im Nachhinein sehr positiv über seinen Besuch und soll Anfang Mai bei einem Besuch der Insel Rügen auch noch einmal einen Zwischenstopp in Greifswald eingelegt haben. Dieses Mal ohne offizielle Termine, dafür aber mit seiner Frau.
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