Zwischen Ostsee und Moor: Was man in Südwestfinnland gesehen haben sollte
Wer bei Reisezielen in Südwestfinnland an Turku denkt, hat nicht nur ein gutes geografisches Verständnis von Finnland, sondern auch bereits entdeckt, dass die ehemalige Hauptstadt Finnlands einiges zu bieten hat. Aber Südwestfinnland kann nicht nur Turku! Einige Impulse für die nächste Urlaubsplanung.
von Jonathan Pritzlaff , 11.07.2024 — 0 Kommentare
Für den Urlaub aus Deutschland liegt Südwestfinnland
denkbar günstig: Fährt man über Schweden mit der Fähre nach Finnland, wird man
sich zumeist für die Strecke Stockholm—Helsinki mit Viking Line bzw. Tallink
entscheiden, oder die leicht längere Finnlines-Strecke Kappelskär—Naantali
wählen. Erstere Option bietet sich im Übrigen auch wunderbar für eine Reise
ohne Auto an: Die SJ- und Snälltåget-Nachtzüge aus Berlin und Hamburg fahren
bis nach Stockholm. Und auch bei einer Ankunft in Helsinki – wie sie mit der
direkten Finnlines-Verbindung aus Lübeck-Travemünde oder mit der alternativen
Viking-Line-Verbindung aus Stockholm möglich ist – ist Südwestfinnland gleich
nebenan. Von gemütlichem Altstadtflair bis zu erholsamer Moorlandschaft hin zu
sommerlichem Schärengebiet ist in Südwestfinnland für nahezu jeden Geschmack
etwas dabei.
Wo die Sonne immer scheint: Die Sommerstadt Naantali
Dem Städtchen nördlich von Turku sagt man nach, ein wahrer Sonnenschein-Hotspot zu sein. Durch seine Lage direkt an der Küste ist Naantali in der Tat auch meteorologisch betrachtet eine gute Wahl für alle, die die Sonne lieben. Bei bestem Wetter lässt es sich wunderbar durch die hübsche Altstadt schlendern. Aus mitteleuropäischer Perspektive hat diese einen besonderen Charme, da sie sich nicht durch gemauerte Gebäude, sondern durch zahlreiche alte Holzhäuser auszeichnet. In diesen findet man das ein oder andere Café, Restaurants und Handwerksläden – häufig direkt am Wasser.
Wer mit Kindern unterwegs ist, sollte die Muminwelt
(Muumimaailma) nicht missen. Auf einer aus der Altstadt fußläufig erreichbaren
Insel sind viele Elemente aus den populären finnlandschwedischen Kinderfilmen
liebevoll nachgebaut. Im Winter ist der Betrieb zwar eingestellt und die
Gebäude sind geschlossen, dafür kommt man dann jedoch kostenfrei auf das
Gelände. Auf dem Weg zur Muminwelt durchquert man nahezu unweigerlich den
Kirchenpark (Kirkkopuisto) mit angrenzendem Badestrand – beides schöne Orte zum
Verweilen. Ein kleiner Aussichts-Geheimtipp ist die Ukko-Pekka-Brücke
(Ukko-Pekan silta). Von der hohen Brücke hat man einen tollen Blick auf die
Schären – und auf das präsidiale Sommeranwesen Kultaranta.
Wandern durch das Moor: Der Kurjenrahka-Nationalpark
Gerüchten nach steht Suomi – die finnische
Selbstbezeichnung Finnlands – für suo (Moor, Sumpf) und maa (Land), also
Sumpfland beziehungsweise Moorland. Wenngleich es Zweifel an dieser These gibt,
lässt sich die Omnipräsenz von Mooren in Finnland nicht leugnen – Finnland gilt
als das sechstmoorigste Land der Erde. Ein Teil dieser Moore ist in
Nationalparks begehbar erschlossen. Der Kurjenrahka-Nationalpark (Kurjenrahkan
kansallispuisto) ist einer dieser Nationalparks. Befestigte Holzwege erlauben
eine idyllische Wanderung durch die besondere Moorlandschaft. Daneben findet
man sich hier auch in Wäldern und an See- bzw. Teichufern zum Baden wieder. Die
gute Beschilderung macht es auch Moor-Unerfahrenen leicht, eine geeignete
Wanderstrecke im Nationalpark zu finden.
Das Aushängeschild Südwestfinnlands: Die vielen Inseln im Schärengebiet
Die vielen kleinen, auch als Schären bezeichneten, Inseln zwischen den Åland-Inseln und der südwestlichen Küste Finnlands bieten eine einzigartige Landschaft, die man gegebenenfalls bereits bei der Anreise von der Fähre aus Stockholm aus bewundert hat. Viele der Inseln sind infrastrukturell durch kostenfreie Fähren angebunden (Fahrpläne auf der Site von Finferries), weshalb sie nicht nur mit dem Auto gut erreichbar sind, sondern sich zudem ausgezeichnet für mehrtägige Radtouren eignen. Um dabei nicht ohne Übernachtungsmöglichkeit zu stranden, sollte man immer die letzten Abfahrtszeiten der Fähren im Blick haben, und gerade mit dem Auto berücksichtigen, dass die kleinen Fähren auch schnell voll sein können.
Wer gerne mal in einem typisch-finnischem Sommerhäuschen (Mökki) am Wasser Urlaub machen möchte, kann dies nicht nur in der Seenlandschaft Mittelfinnlands tun, sondern wird auch im Schärengebiet fündig. Einige private Mökkis sind ganz einfach über Airbnb buchbar. Man sollte jedoch auch die sogenannten Feriendörfer (Lomakylä) in Erwägung ziehen. Hier ist die Chance, eine Mökki auch kurzfristig zu ergattern, etwas höher. Trotz des Namens sind die Sommerhäuser hier nicht zwingend dicht an dicht gebaut, sondern bieten, wie beispielsweise im Ragnar Anttonin Lomakylä, für einige Häuser auch einen eigenen direkten Zugang zum Wasser und ausreichend Abstand zu anderen Häusern.
Jedoch kann sich auch schon
ein Tagestripp ins Schärengebiet lohnen. Von Turku oder Naantali aus lassen
sich mit dem Auto und sogar mit dem Bus einige Ziele innerhalb eines Tages
erkunden. In das kleine Örtchen Kustavi kommt man von Turku aus schon innerhalb
einer Stunde mit dem Auto, und ist dann auch schon relativ weit im
Schärengebiet. Es geht sogar klimafreundlich ohne eigenen PKW: Der Bus von
Turku nach Kustavi fährt weniger als 1,5 Stunden pro Richtung – buchbar über
die App Reitit & Liput von Matkahuolto. Weniger weiter draußen, aber dafür
schneller, ist man bei einem Tagestrip nach Kakskerta. Das ist noch im Gebiet
des Stadtverkehr-Netzes Turkus (Föli) und bietet bereits etwas Inselflair.
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