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Wie man ohne Flugzeug nach Finnland kommt, und auch das Auto stehen lassen kann

Menschen, die klimaschonend von Deutschland nach Finnland reisen möchten, wird es nicht gerade leicht gemacht. Der weite Weg über die Ostsee verleitet schnell dazu, das Flugzeug zu wählen – oder eben das Auto und die Fähre. Es gibt aber auch eine wachsende Anzahl an Alternativen, um seine Reiseemissionen erheblich zu senken – insbesondere mithilfe der Züge von Deutschland nach Stockholm; und in der Zukunft könnten sich noch ganz neue Optionen auftun.

  • Die Fähre zwischen Stockholm und Turku führt direkt durchs beschauliche Schärengebiet © Jonathan Pritzlaff

  • Als Direktverbindung von Berlin nach Stockholm – die Nachtzüge machen es möglich © Jonathan Pritzlaff

Bei der Planung einer Reise aus Deutschland nach Finnland denken viele neben dem Fliegen zunächst an die Fahrt mit dem Auto und der Fähre. Kein weit hergeholter Gedanke, ist das finnische Festland doch rund 900 Kilometer Luftlinie vom deutschen entfernt, und noch dazu auf der anderen Seite der Ostsee geradezu inselartig gelegen. Mit Finnlines lässt sich der Seeweg von Lübeck nach Helsinki ganzjährig bestreiten. Andere populäre Wege sind die Fahrt mit dem Auto durch Dänemark und Südschweden bis nach Stockholm respektive Kappelskär, von wo dann Viking-Line- und Tallink- beziehungsweise Finnlines-Fähren bis Helsinki und Turku oder Naantali fahren. Der Weg durch Dänemark kann dabei mit der Fähre von Puttgarden nach Rødby oder von Rostock nach Gedser erheblich abgekürzt werden, und die Öresund-Brücke von Kopenhagen nach Malmö kann mit der Fährverbindung Helsingør—Helsingborg umgangen werden. Durch die Fährverbindungen Sassnitz—Ystad und Rostock—Trelleborg lässt sich Dänemark sogar ganz überspringen. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann mit dem Auto auch auf dem Festland über Polen und das Baltikum bis nach Tallinn fahren, von wo Finnland dann nur noch eine rund zweistündige Fährfahrt entfernt ist. Diese Ostrunde mit dem Kfz ist häufig etwas günstiger als jene über Skandinavien, verlangt einem jedoch auch deutlich mehr Fahrstunden am eigenen Steuer ab.

Vor dem Hintergrund des klimabewussten Reisens oder auch des Bedürfnisses, die Reisezeit nicht hinterm Lenkrad verbringen zu müssen, werden zunehmend Alternativen zum Flugzeug und Auto interessant. Darüber, ob Fährüberfahrten auf teilweise kreuzfahrtschiffähnlichen Schiffen – wie sie insbesondere zwischen Stockholm und Finnland verkehren – klimafreundlich sind, lässt sich sicherlich streiten. Wer jedoch das Flugzeug meiden möchte und zumindest den Landweg klimaschonend zurücklegen möchte, nutzt statt des eigenen PKWs den Bus oder die Bahn. Die gute Nachricht: insbesondere auf der Schiene gibt es immer mehr Optionen, wodurch der Landweg durch Skandinavien bis nach Stockholm komplett mit dem Zug zurückgelegt werden kann.

 

Mit dem Zug von Deutschland nach Stockholm

Aktuell gibt es zwei Optionen, um mit dem Nachtzug von Deutschland bis nach Stockholm zu kommen. Das private schwedische Eisenbahnunternehmen Snälltåget bietet sowohl in der Sommer- als auch in der Wintersaison einen Nachtzugverkehr zwischen Stockholm und Deutschland an – im Winter verkehren auch Züge zwischen Malmö und Österreich. Im Jahre 2022 kam dann zusätzlich der EuroNight der schwedischen Staatseisenbahn SJ auf die Gleise, und verbindet Deutschland und Stockholm seitdem sogar ganzjährig miteinander. In Kombination mit Snälltåget sind zu Saisonzeiten in den meisten Nächten somit sogar zwei Eisenbahnunternehmen auf den Schienen unterwegs. Das ist nicht nur den Preisen zuträglich, sondern hält auch mehr Optionen für verschiedene Reiseplanungen offen und entspannt die Auslastung zur Hochsaison etwas. Beide Anbieter starten gewöhnlicherweise in Berlin Hbf und fahren dann über Hamburg Hbf bis nach Stockholm – unter Umständen starten die Züge jedoch auch direkt in Hamburg und lassen Berlin aus. Obacht sollte man bei der Bahnhofswahl walten lassen: manchmal werden statt der jeweiligen Hauptbahnhöfe die Bahnhöfe Berlin Gesundbrunnen beziehungsweise Hamburg-Altona angefahren. Anfänglich konnte sich der jeweilige Abfahrtsbahnhof zum Teil auch noch wenige Stunden vor der Abfahrt ändern, was dann durch eine SMS kommuniziert wurde – Erfahrungen dieser spontanen Bahnhofswechsel haben mittlerweile jedoch nachgelassen.

Snälltåget ist häufig, aber nicht immer, die etwas günstigere Option als SJ – mit gut 100 Euro im Liegewagen oder rund 60 Euro im Sitzplatz kann man dabei sein, wenn die Nachfrage nicht außergewöhnlich hoch ist. Snälltåget fährt zumeist später los als SJ und auch insgesamt etwas länger, und ist dadurch später in Stockholm. Auf der Hinfahrt spannt Snälltåget nach der Nacht einen Restaurantwagen an den Zug, wo dann vor der Ankunft in Stockholm geradezu im Stil des Orient Expresses gespeist werden kann – eine Tischreservierung im Zusammenhang mit der Ticketbuchung wird empfohlen. SJ bietet neben den auch bei Snälltåget buchbaren eher schlichten Liegewägen etwas komfortablere und teurere Schlafwägen an. Wer möglichst günstig unterwegs sein möchte, entscheidet sich für den Sitzplatz als günstigste Reiseoption im Nachtzug, muss dann jedoch mit einer weniger erholsamen Nacht rechnen. Alternativ dazu sollte man daher auch die untertägigen Bahnverbindungen von Hamburg nach Stockholm in regulären Zügen in Betracht ziehen – sie sind teilweise rekordverdächtig günstig: so wurden untertägige Tickets von Hamburg bis nach Stockholm schon für unter 40 Euro ergattert. Die Tagesverbindungen beinhalten einen Umstieg in Kopenhagen, und zum Teil auch einen in Schleswig und Malmö.

Und wie bucht man das ganze jetzt? Nun, die untertägigen Verbindungen lassen sich gut direkt über die Buchungsplattformen der Deutschen Bahn buchen – auch im DB Navigator. Gerade bei kurzfristigen Buchungen in der Hochsaison kann man es jedoch auch erleben, dass während des Buchungsprozesses eine Fehlermeldung angezeigt wird. Zumeist ist dies ein Zeichen dafür, dass das für die Deutsche Bahn freigegebene Sitzplatzkontingent im schwedischen Streckenabschnitt aufgebraucht ist. In diesem Fall sollte man prüfen, ob der Abschnitt Hamburg—Kopenhagen bei der DB oder der Dänischen Staatsbahn DSB buchbar ist, und Kopenhagen—Stockholm separat bei SJ gebucht werden kann. Diese separate Buchung wirkt sich jedoch ungünstig auf die Fahrgastrechte aus, weshalb eine zusammenhängende Buchung immer zu bevorzugen ist. Die beiden Nachtzugverbindungen sind hingegen ohne Umstieg, und lassen sich am besten auf den Websites der jeweiligen Unternehmen buchen. SJ hat alternativ auch eine App.

 

Mit der Fähre von Stockholm nach Finnland

Ob untertägiger oder Nachtzug: möchte man nach der Ankunft in Stockholm dort nicht übernachten, wird man nur die nachmittags beziehungsweise abends ablegenden Fähren von Viking Line und Tallink in Stockholm erreichen. Das Terminal von Viking Line ist etwas näher am Stockholmer Hauptbahnhof gelegen. Sparfüchsen sei gesagt, dass wenn man vor der Buchung noch kostenlos Viking-Line-Club-Mitglied wird, man direkt bei der Viking-Line-Buchung bares Geld spart. Viking Line legt gegen 16 Uhr für den Weg nach Helsinki ab, und gegen 20 Uhr für den Weg nach Turku, wobei die Fahrten nach Turku meist wesentlich günstiger sind.

Wählt man den untertägigen Zug für die Fahrt nach Stockholm, sollte man frühestmöglich in Hamburg abfahren, um ausreichend Puffer für verpasste Anschlüsse zu haben, und um den Weg vom Stockholmer Hauptbahnhof zum Fährterminal stressfrei zurücklegen zu können – der Check-In für Reisende ohne Auto nach Turku endet meist 20 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt.  Die beiden Nachtzugalternativen sind dahingehend die sichereren Optionen, da sie je nach Anbieter am Vormittag oder frühen Nachmittag in Stockholm ankommen, wodurch sich ausreichend Puffer ergibt. Die Zeit tagsüber in Stockholm kann dann hervorragend für Sightseeing genutzt werden. Wer nicht zu viel Gepäck dabei hat, kann den Weg vom Bahnhof zum Fährterminal von Viking Line (Vikingterminalen) auch zu Fuß zurücklegen. Dabei kann man nicht nur die Reichstagsinsel Helgeandsholmen überqueren, sondern geht auch durch den altstädtischen Touristenhotspot Gamla Stan und kann im hippen Viertel Södermalm vorbeischauen.

Bei der Rückfahrt aus Finnland nach Deutschland bieten sich die untertägigen Zugverbindungen aus Stockholm nach Deutschland besser an als auf der Hinfahrt. Die Nachtfähre zwischen Turku und Stockholm ist zuverlässig pünktlich und kommt planmäßig meist gegen 06:30 Uhr in Stockholm an. Guten Gewissens kann man dann eine zwei bis drei Stunden später abfahrende Zugverbindung aus Stockholm buchen, und kommt dann noch am Abend desselben Tages in Schleswig-Holstein oder Hamburg an. Entscheidet man sich für einen der Nachtzüge, kann man den Tag auch noch in Stockholm verbringen – die Nachtzüge fahren erst gegen etwa 16 Uhr ab.

Wer auf der Hinfahrt viel Zeit und weniger Geld mitbringt und sich Stockholm genauer anschauen möchte, sollte in Betracht ziehen, in einem Stockholmer Hostel zu übernachten. Die Nacht ist auch in der Saison teilweise für unter 20 Euro zu haben. Besonderer Vorteil: man kann es sich dann auch erlauben, statt abends morgens mit der Fähre aus Stockholm nach Turku abzufahren – das ist deutlich günstiger als die Nachtfahrt und die Preisdifferenz macht den Preis fürs Hostel meistens mehr als wett. Tallink hat tagsüber auch keine Kabinenpflicht, und ist dann meistens die wirtschaftlichere Alternative.

 

Der Fernbus als Alternative zum Zug

Statt der erläuterten Zugverbindungen kann auch der Fernbus in Betracht gezogen werden. Aus Sicht des klimaschonenden Reisens steht dieser dem Zug in nichts nach. Die Optionen beschränken sich nicht nur auf die Verbindung Deutschland—Stockholm – bei Flixbus lassen sich für diese Strecke verschiedene Verbindungen finden. Auch die Ostunde von Hamburg über Polen und das Baltikum kann man mit Flixbus fahren, und der Bus nimmt einen sogar noch mit der Fähre von Tallinn bis nach Helsinki. Das alles passiert mit einer Buchung, welche mit etwa 80 Euro häufig die günstigste Option ist, um von Deutschland nach Finnland zu kommen. Dafür muss man sich dann jedoch mit knapp zwei Tagen Fahrzeit begnügen. Diese verbringt man größtenteils im Sitzplatz im Bus, und zu einem kleineren, aber nicht unwesentlichen Teil an Umstiegshaltestellen.

 

Weitere Alternativen sind in Aussicht

Wer vom Fernbus noch nicht überzeugt ist und auch möglichst wenig Schiff fahren möchte, könnte in einigen Jahren die Möglichkeit bekommen, einen noch größeren Teil der Strecke mit der Eisenbahn zurücklegen zu können. Die finnische Staatsbahn VR prüft zurzeit unterschiedliche Modelle, wie die finnisch-schwedische Landesgrenze in Lappland zukünftig mit dem Schienenpersonenverkehr überquert werden kann – bisher verkehrt zwischen dem finnischen Tornio und dem schwedischen Haaparanta nur Güterverkehr. Berechnungen von Visit Finland zeigen, dass Tornio dann künftig in 27 Stunden von Hamburg aus erreicht werden könnte – durchgehend mit der Eisenbahn und ganz ohne Fähre. Je nachdem, wie die Verhandlungen laufen, könnte die Verbindung bereits ab kommendem Jahr verfügbar sein.

In etwas weiterer, nicht jedoch unerreichbarer Ferne liegt die bereits hier bei MoinMoi beschriebene Rail Baltica. Mit der Fertigstellung dieses baltischen Infrastrukturprojektes wird Tallinn von Deutschland aus auch mit der Eisenbahn erreichbar sein – bisher fehlt im Baltikum noch die notwendige Schieneninfrastruktur dafür. Von Tallinn aus braucht es dann nur noch eine wesentlich kürzere Fährfahrt nach Finnland als von Stockholm. Bis diese Option nutzbar ist, wird man sich jedoch noch bis etwa 2030 gedulden müssen. Bis dahin bleiben einem neben den beschriebenen Fernbus- und Zugfahrten mit Fährfahrt natürlich auch zahlreiche andere Möglichkeiten, Finnland ohne Auto und Flugzeug zu erreichen: Die Finnlines-Fähren von Travemünde nach Helsinki nehmen auch Menschen ohne Fahrzeug mit, und sind für Reisende mit Fahrrad und ohne Auto vermutlich die beste Alternative. Außerdem lassen sich auch die anderen in der Einleitung beschriebenen Fähren mit der Bahn kombinieren. Solche Verbindungen umfassen dann jedoch meist mehrere Verkehrsmittelwechsel, was sie anfälliger dafür macht, dass Anschlüsse nicht erreicht werden. Erfahrungsberichte zu solchen Experimenten sind jedoch jederzeit willkommen!

Kommentare

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carstenahrens 8. August 2024 21:51

Ein wirklich sehr guter und ausführlicher Bericht über Alternativrouten nach Finnland. Die Route mit der Bahn von Berlin oder Hamburg über Stockholm ist wirklich etwas Besonderes, aber finanziell überhaupt nicht interessant. Denn die Fähre muss auch noch bezahlt werden und ein Flug von Hamburg oder Berlin nach Helsinki kostet nur 80-120 € einfache Strecke. Und es werden keine Urlaubstage bei der Anreise "verbraucht". Die Reise macht nur Sinn, wenn Zwischenstopps in den Städten Kopenhagen und Stockholm eingelegt werden und wer die wunderschöne Fährfahrt durch die Stockholmer Schären zu schätzen weiß. Wer wirklich sparen möchte, kann den Flixbus von Hamburg nach Stockholm nehmen. Bei rechtzeitiger Buchung kostet der nur 40 €. Oder etwas ganz neues, bald kann man den Flixbus von Hamburg nach Joensuu über die Baltischen Staaten nehmen. siehe https://yle.fi/a/74-20097592?utm_source=social-media-share&utm_medium=social&utm_campaign=ylefiapp Ansonsten ist natürlich die Bahnreise über Nacht eine echte Bereicherung für Skandinavienfans die auch ohne eigenen PKW ihr Ziel erreichen möchten und können.

Fail GraphicBitte überprüfe deine Angaben. Vielen Dank.

Success RocketHat geklappt. Vielen Dank.

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