Fotos im Slide © Till Beuerle: 1 - Reiska: Football with slippers on | 2 - Camping bei Regenwetter | 3 - Tim stemmt sich gegen "Cool Grape" Betoni | 4 - Lasse mit dem Golden Goal | 5 - Erfolgreiches und erschöpftes Team FC XxX
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Im Vergleich zum letzten Hausschuhfußball-Turnier, das im Sommer 2022 mit einem undankbaren vierten Platz endete, wurde in der langen "Winterpause" eine Reihe von Änderungen angestoßen. Im Auto sitzt nun neben Lasse (18) und mir (52) auch Tim (20), der letztes Jahr nicht mit von der Partie war. Barbara (29+)
haben wir aufgrund der Regenwolken erst mal bei unseren Freunden Päivi und Asla geparkt. Zur weiteren Unterstützung haben wir auch noch meine Eltern (beide Ü80) zu ihren Freunden Raija und Matti hoch in den Norden mitgebracht. Die ganze Truppe kommt dann später als Edelfans zum Anfeuern vorbei. Auch der finnische Teil des FC XxX hat personell noch eine Schippe draufgelegt.
Weitere kleine Änderungen: Ich habe mir eine Sportbrille besorgt, um mir Reiska auch mal im Detail anzusehen. Statt einer Corona-Infektion im Vorfeld habe ich mir diesmal eine Borreliose für die Reise eingepackt. Zum Glück habe ich aber die letzten Tabletten auf der Fährreise nach Finnland einnehmen können. Und so wurden die letzten drei Tabletten - vermutlich nicht beipackzettelkonform aber zumindest landestypisch (an Bord gelten schließlich finnische Regeln) - mit Karhu, Paulig und Trip (Päärynä) runtergespült.
Da wir dieses Jahr schon etwas früher vor Ort waren, gab es zwei Wochen Zeit, noch ein paar Waldläufe vor dem Turnier zum Feinschliff der körperlichen Fitness einzustreuen. Die Jungs hatten sich eh mit ihren Fußballkollegen per App zu einer Saisonvorbereitungs-Challenge verabredet. Ich bin mit meinem alten Nokia 808 (Symbian-Betriebssystem) und Uralt-Lauf-App mitgelaufen. Als dann der Zeitvergleich anstand und ich die Zeiten der Jungs gesehen habe, konnte ich drohenden Spott durch Hinweise auf die veraltete Hard- und Software abwenden. Tja, Lebenserfahrung schlägt jugendlichen Übermut. 1:0 für den "Silberrücken" und das Turnier hat noch nicht mal begonnen. Als weitere Vorbereitung haben wir mit dem finnischen Teil des FC XxX eine Trainingseinheit direkt vor dem Turnierbeginn absolviert. Dazu sind wir nach Suonenjoki gefahren, wo die Truppe herkommt.
Apropos Suonenjoki. Das ist ein kleines Städtchen ca. 40 km östlich von Konnevesi. Im Vergleich zu den beiden Mikrostädtchen Konnevesi (wo wir urlauben) und Vesanto (wo das Turnier stattfindet) hat es statt einer zwei geteerte Haupt-Zufahrtsstraßen und oben drauf noch eine Zuganbindung. Damit schafft es Suonenjoki in der von mir eingeführten Klassifizierung zur Kleinstadt. Für die nächsthöhere Kategorie (die wäre dann Stadt nach meiner Klassifizierung) fehlt leider eine Ampel. Trotzdem ist Suonenjoki in Finnland und diversen Broschüren bekannt als "Strawberry Capital of Finland" bzw. "Suomen herkullisin kunta". Seit Jahrzehnten feiern das Städtchen und die Broschüren die rote Frucht. Das Spektakel, etwas vollmundig
Mansikkakarnevaalit (
https://www.mansikkakarnevaalit.fi/) genannt, kulminiert am Mansikkalauantai mit einem Karnevaalimarkkinat inklusive Umzug zu Ehren der frisch gekürten Erdbeerkönigin. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Herausgestellt hat es sich als "normaler" finnischer Sommermarkt und einem Zweitmarkt mit Ständen lokaler Vereine und Organisationen. Auf diesem konnte man dann auch Selbstgekochtes und Gebackenes bekommen, was echt lecker war. Trotz der überbordenden Dominanz der Erdbeere in allen Ankündigungen war von Frucht selbst überraschend wenig zu sehen. Eigentlich schade, denn finnische Erdbeeren sind schon einzigartig. Der anschließende Umzug durch die von hunderten Schaulustigen (keine Übertreibung) gesäumten Hauptstraßen (bewusst Plural, da beide Straßen bespielt wurden) bestand aus ca. 5-7 Wagen, wobei der Milch-Truck der örtlichen Molkerei scheinbar einfach mal so mitgefahren ist, vermutlich weil es der größte LKW weit und breit oder die Molkerei der Hauptsponsor ist? Egal. Es war schönes Wetter, das Essen war lecker und das Beobachten des Trubels beim Warten auf die Parade war kurzweilig, sodass wir das Erlebte mal galant in der Schublade "Kurioses" ablegen.
Einen wirklichen Haupttreffer hat Suonenjoki dennoch noch zu bieten. Auf Anraten von Asla haben wir noch das örtliche kleine Cafe/Bistro/Lounas
Kahvila Kinuskihuone (
https://www.facebook.com/kinuskihuone) ausprobiert. Dort bekommt man fantastische Pulla, sowohl Korvapuusti als auch Voisilmäpulla. Die richtig guten Hefeteilchen sind mittlerweile echt schwierig zu bekommen, sodass wir jede Möglichkeit nutzen, die sich bietet. Und die aus Suonenjoki sind top. Der Hefeteig durchgebacken, trotzdem schön weich und saftig und mit reichlich gebrochenem Kardamom, den man auch schmeckt. Kein Vergleich zu den Tiefkühl- oder Supermarktteilchen und selbstverständlich Lichtjahre entfernt von den kleinen zähen Zimtdingern einer bekannten großen schwedischen Möbelhauskette. Da die gesamte Familie die Teilchen liebt, stimmen wir unisono dem selbst auferlegten Werbespruch Suonenjokis zu:
Suomen mansikkapääkaupunki on paljon muutakin kuin marjoja.
Doch zurück zum Hausschuhfußballvorbereitungstraining. Nico hat original schrottige Kinderplastikbälle besorgt und wir haben unsere Hausschuhe und die neuen Teammitglieder auf dem Sportplatz von Suonenjoki getestet. Neu dazu kamen Tim (von uns) und Omar (ersetzte Ali aus dem Vorjahr) - sie konnten recht bald in die Kategorie "Sportliche Bereicherung" einsortiert werden -, dann noch Tommi (der jüngere Bruder von Jesse) und Pekka. Tommi ist eher finnisch zurückhaltend, beobachtend und sonnenscheu, während Pekka eher den Typ Sporty-Spice verkörpert. Nicht unbedingt in Bezug auf den Fitnessgrad, sondern eher in Bezug auf die reichliche und hochwertige Ausrüstung, von Apple-Watch bis Zeltpavillon.
Später Freitagmorgen, 21. Juli 2023. Wir erreichen das Ortsschild von Vesanto, vorbei an den Tankstellen, dem Bistro, der Bank, dem Mikrobaumarkt und dem Supermarkt, und kurz bevor man auch schon durch ist, an der der gelben Holzkirche links ab, liegt der Fußballplatz. Auf dem Gelände des Sportplatzes und zusätzlich bei der Schule wenige Meter weiter können Teams kostenlos campen (Zelt, Wohnmobil) und die Sanitäranlagen der Schule (mit Sauna) oder der Sportanlage nutzen. Das ist mal eine wirklich einfache und unkomplizierte Lösung. Die dafür angegebenen Party- bzw. Ruhezeiten sind ebenfalls sehr großzügig, wenn man bedenkt, dass die Veranstaltung mitten im Ort stattfindet (Google Translator sagt dazu: "Nach Ende der Abendparty, also nach 2:30 Uhr, ist von den Campingplätzen im Bereich des Feldes ordentliche Ruhe geboten, damit die Anwohner den Rest der Nacht in Ruhe schlafen können“). Pekka (mit der hochwertigen Ausrüstung) ist schon da und wir stellen den Pavillon auf und sichern ihn mit großen Wasserkanistern, vor dem Wegfliegen bei Wind und Wetter. Der Pavillon wird noch wichtig werden. Die meisten Teams haben ähnlich vorgesorgt, wobei auch sehr große Gebilde aufgebaut werden, die ganze Wohnzimmereinrichtungen fassen (zumindest fast). Manch eine Truppe fragt sich dann beim Aufbau, ob das Zelt wirklich komplett um die Eckcouch herum aufgebaut werden muss. Denn direkt nebenan ist ja bereits ein großes, stabil verankertes Festzelt mit A-Lizenz vollständig aufgebaut. Die Truppe bricht dann kurz vor dem Ziel ab, wenn der schweißtreibende Aufbau eine Erfrischung notwendig macht und den vollständigen Aufbau sinnlos erscheinen lässt. Andere wiederum haben besonders gute Wetter-Apps und bringen zusätzliches Equipment mit zum Turnier. Zum Beispiel ist ein mobiler, feuerbeheizter Hot Tub eine praktische Sache, um die geschundenen Gliedmaße nach dem ersten Turniertag direkt und öffentlichkeitswirksam auf dem Turnierplatz zu pflegen.
Doch dann gehen die Spiele los. Aki Sirén, der Turniermanager aka Teufelsplauderer, hat sich für dieses Turnier einen zweiten Mann an die Seite geholt. Ich hätte nicht gedacht das es noch so einen in Savo gibt, aber die beiden reden sich in einen Rausch und von nun an nonstop für die nächsten zwei Turniertage. Akis Nachname ist Programm, denn pünktlich um 15 Uhr betätigt der Turnierdirektor eine Sirene, um die Spiele offiziell zu eröffnen. Mit diesem Ton, ich behaupte sogar ursächlich, beginnt es zu regnen und es wird bis zum Ende des Turniers mehr oder weniger durchregnen, sodass im Laufe der zwei Tage ca. 120 mm Niederschlag zusammenkommen.
Erstes Spiel gegen die Schmiede aus Mäntylä (Mäntylän Sepot):
Wir sind in Gruppe D gelandet. Die Schmiede sind wie wir, eine gemischte Truppe aus Alt und Jung, engagiert und motiviert unterwegs. Sie sind nett und können mit den Spielgeräten (Schuhe und Ball) umgehen. Genau wie im letzten Jahr und sicher nicht wie gestern beim Training in Suonenjoki besprochen legen wir los wie die Feuerwehr. Alle rennen wie wild nach vorne, wir schießen reichlich Tore und kassieren ebenso viele. Das Spiel endet leistungsgerecht 3:3.
Zweites Spiel gegen die Midnight Wolves:
Ein Team aus der Ukraine geflüchteter Jugendlicher und junger Erwachsener, die alle mit dem Ball umgehen können und sehr lauffreudig sind. Zudem haben sie einen exzellenten Torwart und einen baumlangen letzten Mann, der mit seinen langen Beinen hinten alles wegräumt. Es ein kultiviertes Spiel, wir haben nur wenige gute Chancen. Die Hintermannschaft der Midnight Wolves ist einfach zu aufmerksam und sehr diszipliniert. Zumindest haben wir uns taktisch wieder einigermaßen an unserer Ausrichtung des letzten Jahres erinnert, 2 vorne, 2 hinten. Das Spiel ist lange ausgeglichen. Kurz vor Ende klappert es jedoch bei uns im Kasten und wir gehen mit einer 0:1 Niederlage vom Platz.
Das ist auch schon das Ende von Tag 1. Wie letztes Jahr ein mehr oder weniger verhaltener Start ins Turnier mit einem mageren Pünktchen garniert. Wir sind alle pitschnass und durchgefroren, eher wegen der nassen Klamotten als wegen der Temperaturen. So sehen wir zu, dass wir ins Mökki und in die Sauna kommen. In der Sauna wird dann familienintern der Fehlstart auf Expertenebene durchgekaut. Tim, der letztes Mal nicht dabei war, ist noch nicht richtig im Turnier angekommen. Er bekommt reichlich Tipps von Lasse und mir. Tim spielt noch zu sehr Fußball. Reiska ist aber deutlich mehr, insbesondere in puncto Körpereinsatz und Standfestigkeit. Besonders bei dem Schietwetter und dem nassen matschigen Untergrund muss man im Eins-gegen-eins nicht nur Tiki-Taka spielen, sondern auch mal Hintern raus, Brust raus, und sich in die Spielbahn des Balles oder des Gegners positionieren.
Samstag, 2. Turniertag, Beginn 9 Uhr. Wie letztes Jahr: Eine Qual. Es regnet, die Muskeln schmerzen und wir stehen um 7 Uhr auf, um nach kurzem Frühstück rechtzeitig vor Ort zu sein. Eine kurze Regenpause nutzen wir für ein Teamfoto.
Drittes Spiel gegen Keski-Suomen Betonivalu Oy (Hip-Hip-Hurra!):
Gleich am Morgen treffen wir auf das Betoni-Team, das uns letztes Jahr im kleinen Finale glatt mit 4:0 rasiert hat. Die Betoni-Jungs sind, so zumindest mein Eindruck, große Fans von Cool Grape, dem wohl bekanntesten finnischen Lonkero von Oy Hartwall Ab. Es ist früh am Morgen, und vermutlich ist nicht nur über den Körpern Cool Grape sondern auch noch innen drin. Klarer Vorteil für uns, insbesondere da Tim gestern in der Sauna gut zugehört hat. Zum Erstaunen der Betoni-Jungs steht er auf einmal mitten im Weg und rührt so vor unserem Tor mal eben Betoni an. Er blockt eine ganze Reihe von Angriffen lässig weg. Das tut unserem Spiel richtig gut und Tim auch. Lasse ist eh zu leichtfüßig für die noch morgensteifen "Cool Grapes". Zusammen mit Nico, der auf einem Tarzanheftchen geschlafen zu haben scheint und heute richtig on fire ist, fahren wir einen völlig verdienten und ungefährdeten 3:1 Sieg ein und lassen erstaunte Betoni-Jungs bedröppelt auf dem Feld zurück. Einziger Wermutstropfen: ein verzweifelter ob der drohenden Niederlage wild um sich fuchtelnder Betoni räumt meine Brille ab. Da sich meine Sinne noch im morgendlichen Boot-Modus befanden, hatte ich vergessen, sie gegen meine Sportbrille zu tauschen. Das hole ich nun gezwungenermaßen nach. Ein aufmerksamer Zuschauer, der trotz des Regenwetters zuschaut, reicht mir das fehlende Glas, das bei der Aktion völlig die Fassung verloren hat. Den Rest des Turniers und des Urlaubes verbringe ich ab jetzt mit meiner stabilen unsexy Sportbrille.
Viertes Spiel gegen den FC Mätisäkit (Ende der Vorrunde):
Das Team kennen wir vom Vorjahr. Viel Talent, aber auch viel Körpergewicht gepaart mit Nachlässigkeit. Wir sind seit heute Morgen auf Betriebstemperatur, Lasse und Nico sind treffsicher, Tim ist standsicher. Außerdem haben wir noch Janne neu im Team, der das Training leider verpasst hat. Janne ist durchtrainiert und hat in seiner Jugend höherklassig Eishockey gespielt. Das tut dem Team sehr gut, da er Kondition, Körper und Willen mitbringt. Alles reiska-wichtige Eigenschaften. Zudem ist er super nett und man kann in den Pausen gut mit ihm schnacken. Nun machen sich die Anpassungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich bemerkbar, während Team Mätisäkit über den Winter eher daran gearbeitet hat, den Status quo zu halten. Recht locker und entspannt gewinnen wir daher den 2023-Vergleich mit 4:0 und bleiben erstmals ohne Gegentor.
Dann ist Mittagspause. Wir gehen alle zum Festzelt mit dem Catering. Dazu muss ich unbedingt ein paar Worte verlieren, denn es sind besonders die kleinen Dinge, die ich an Finnland so feiere. Es gibt Makkaraperunat (Wurststückchen mit Pommes). Über die typische Grillimakkara müsste mal ein Einheimischer eine Abhandlung schreiben. Ich als Franke, der erwiesenermaßen mit der weltbesten Bratwurst aufgezogen wurde, bin da nicht neutral genug. Wer mich fragt: Ich habe einen Verdacht, wo das Sägemehl der zahlreichen finnischen Sägewerke bleibt. Egal, vor uns steht ein Armeemodell einer Muurikka. Im Hintergrund eine riesige selbstgeschweißte Edelstahlfritteuse in Planschbecken-Größe. Daneben ein Riese von Mensch mit langem Vollbart, vermutlich der Erbauer des Fritteusenmonsters. In der linken Hand hält er lässig einen Gasbrenner Typ Baumarkt, der zum Verschweißen von Teerdachbahnen gedacht ist, um damit fauchend das Öl auf Temperatur zu bringen. In der anderen Hand ein Laserthermometer, vermutlich auch aus dem Baumarkt, um die Öl-Temperatur zu checken. Wenn das Display okay anzeigt, zieht er abwechselnd große Mengen von Fritten, Chickennuggets oder Falafelbällchen durchs Fett. Wenn fertig, wird es herausgefischt und landet direkt auf der Muurikka, wo die zischenden Wurststückchen sich schon auf die Neuankömmlinge freuen. Und dann beginnt die Magie! Alle Zutaten vermischen sich mit dem Wurstfett und man bekommt eine 1A-Imbissbuden-Geschmackskomposition. Zugegeben, alle Gerichte der Speisekarte (Würstchen, Chickennuggets oder Falafel mit Pommes, oder Pommes allein) schmecken dann ähnlich, aber halt auch super lecker. Gut, wer jetzt Wert auf vegane Falafel mit Pommes legt, muss gucken, und evtl. ein Wurststückchen aussortieren. Auf der anderen Seite wird man weit reisen müssen, um ein ähnlich lecker-herzhaft abgeschmecktes veganes Gericht zu bekommen. Im Kaffeezelt gibt es obendrauf noch eine leckere (finnische) Belgische Waffel.
Nach der Mittagspause geht es mit der Zwischenrunde weiter. Da die Zwischenrunden bereits im Vorfeld feststehen, d.h. welcher Gruppenerste gegen welchen Gruppendritten antreten muss, spielen wir kurioserweise erneut gegen die Schmiede aus unserer Vorrundengruppe. Die Story ist schnell erzählt, wir sind im Turnier drin und spielen die Schmiede diesmal mit 5:1 an die Wand. Ich unterhalte mich dann noch mit deren Teamkapitän, der uns gratuliert und uns viel Glück wünscht und ein großes Turnier prophezeit.
Dann kommt das Viertelfinale gegen RaPS. Nur der Vollständigkeit halber, es regnet noch. Ein knappes Spiel. Lasse und Nico schießen zwei Tore und der Rest verteidigt aufopferungsvoll, sodass am Ende ein verdientes 2:1 für uns resultiert. Leider verletzt sich Jesse und kann auch mit Schmerzmitteln nicht mehr weiterspielen.
Im Halbfinale wartet mit dem FC Eldoreino ein starkes Team auf uns. Es sind ausschließlich junge Leute, vermutlich ein Fußball-Club mit einigen mexikanischen Jungs. Der Name ist vermutlich ein pfiffiges Wortspiel von El Dorado (südamerikanisches sagenumwobenes Goldland) und den Reinos (Hausschuhe). Es ist ein zähes Spiel. Jeder versucht den Gegner möglichst weit vom eigenen Tor fernzuhalten. Lasse kommt einmal durch, doch Eldoreino gleicht postwendend aus. Nach der regulären Spielzeit steht ein 1:1 auf der Anzeigetafel und ein 7-Meterschießen folgt. 3 Schüsse pro Team. Ville hält den ersten. Lasse trifft. Eldoreino gleicht aus zum 2:2. Nico nur an den Pfosten. Eldoreino verballert erneut und Tim trifft den entscheidenden letzten 7-Meter zum umjubelten 3:2 und damit ist der Einzug ins Finale geschafft und eine Medaille sicher.
Das bedeutet: Finale gegen die Midnight Wolves. Wir haben gegen die ukrainischen Jungs ja schon in der Gruppenphase gespielt (0:1 verloren). Die waren richtig gut, daher keine Überraschung, dass wir ihnen nun im Finale wieder begegnen. Das Finale ist von beiden Seiten darauf bedacht, kein Tor zuzulassen. Doch ungefähr nach der Hälfte der Zeit ist Lasse auf einmal auf der linken Seite durch und knallt den Ball aus spitzem Winkel flach ins lange rechte Eck. Erinnerungen an die WM 2014 in Brasilien Deutschland gegen Argentinien werden wach, die Ähnlichkeit ist frappierend. Schlagartig geht ein Ruck durchs Team. Alle wissen, worauf es ankommt und keiner will sich dieses Mal die Butter vom Brot nehmen lassen. Um jeden Ball wird aufopferungsvoll gekämpft und die Midnight Wolves werden hoch gepresst, so dass es nur noch ein, zwei brenzlige Situationen vor unserem Tor gibt. Dann ist das Spiel aus und wir liegend uns hüpfend in den Armen.
In der Gesamtheit, inklusive des Vorjahresturniers, ein wahrhaftiges Sommermärchen. Es ist wunderschön zu hören wie Nico "YESSS Lasse" über den Platz brüllt, oder zu sehen, wie sich Ville und Tim freudestrahlend auf dem Spielfeld umarmen. Jetzt müsste man eigentlich schreiben, dass diese Gefühle, die einen in einem solchen Moment berühren, schwer zu beschreiben sind. Ist es nicht. Es fühlt sich an, wie nach einer Mittsommernachts-Sauna direkt in einen warmen See zu springen. Man taucht ein in das sanfte kühle Nass, es wird dunkler, alles wird still um einen herum, um dann wieder tief durchatmend durch die Wasseroberfläche zu brechen. Genau so muss sich Franz Beckenbauer gefühlt haben, damals, 1990, als er einsam über den Rasen des Stadio Olimpico in Rom geschlendert ist. Den fragenden Reportern hat er geantwortet, dass er allein sein wolle, der Trainerfuchs! Meine Theorie, er wollte die Reporter nicht verwirren. Denn eigentlich wollte er sagen: Wo ist der See!
Epilog:
Auch dieses Jahr gab es natürlich zwei Party-Abende mit Live-Mucke im Festzelt und wir haben am Samstag den Turniersieg zusammen inklusive den Kids von Päivi und Asla im Festzelt den Abend ausklingen lassen. Die Vorband Supersonic haben wir leider verpasst. Aber wir wollten ja vor allem Stig sehen und hören. Stig hatte vor ca. 10 Jahren größere Hits in Finnland und ist dort daher ein "großer" Name. Da er nur finnisch singt, ist der Ruhm erwartungsgemäß national begrenzt. Aslas Beschreibung lautet "Good music, Reggae but not Reggae". Wie sich herausstellt, ist Stig ein Genre für sich. Angenehme tiefe, weiche Stimme. Live ist er mit zwei Gitarristen, einem DJ mit Synthesizer und wahnsinnig viel Bühnennebel unterwegs. Hinter dem Nebel, fast schüchtern, scheint er sich zu verstecken. Er mischt Disco, Techno, Country und Rap zu Popsongs zusammen und die Texte sind eher lyrisch kryptisch. Er nennt sich selbst auch Stig Dogg (vermutlich in Anlehnung an den amerikanischen Rapper Snoop Dogg), was ein gesundes Maß an Humor vermuten lässt. Denn das zurückgenommene Auftreten in Jeans, blassbuntem, zu kurzen 80er Jahre Baumwolldruckhemd und Cowboy-Hut, ist so weit weg von Rap-Bling-Bling wie Reiska von Fußball. Wir verstehen kein Wort, aber das macht nichts, die Musik ist so ungewohnt und die Stimme so angenehm, dass es ein musikalischer Leckerbissen ist. Leider ist die Chance, ihn irgendwo anders als in Finnland zu sehen, eher gering. Ich kann sehr empfehlen, sich Stig mal auf Youtube anzuhören. Da ist er auch nicht unbedingt leicht zu finden, denn Youtube behauptet hartnäckig, dass man eigentlich Sting (The Police) hören will oder komische Videos mit Stöckchen (sticks) ansehen möchte. Als Suchbegriff muss man daher "Stig Roy Orbison" oder "Stig Puumaa mä metsästän" eingeben, um sich das "Unikum" mal anzusehen/anzuhören. Ein sehr würdiger Abschluss eines ereignisreichen Tages/Sommerurlaubs.
Nico hat sich im März 24 bereits gemeldet, dass er das Team für Sommer 2024 angemeldet hat. Im Moment, wo ich schreibe, ist leider noch nicht klar, ob das Turnier stattfinden wird, da die Anmeldungen schleppend laufen und sich die Ausrichtung erst ab 60 Teams lohnt. Das wäre jammerschade, denn wir haben das Turnier und das FC XxX-Team ins Herz geschlossen und ein paar Turniere habe ich glaube ich noch in den Knochen. Egal wie das ausgeht, keine Angst, es drohen hier keine weiteren Berichte mehr, aber ich kann jeden nur ermuntern, wenn er die Möglichkeit hat, mal bei Reiska-MM (aktiv oder passiv) vorbei zu schauen (
http://www.mmreiska.net/).
Nähdään joskus, Till
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Alle Ergebnisse des Turniers unter:
Die Ergebnisse der Herren-Hobbymanschaften (Reinot/harraste) unter:
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